Kurzfilmtage Oberhausen: Die Themen-Programme

Neben den Wettbewerben und dem großen Sonderprogramm „Der gefallene Vorhang: Das Ich und das Andere seit 1989“ zeigen die 51. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen eine Reihe von kleineren Specials, die im Umfang zwischen jeweils ein bis drei Filmprogrammen und fünf bis rund 30 Einzelproduktionen liegen. Fünf Specials sind einzelnen FilmemacherInnen und KünstlerInnen gewidmet, dazu kommen thematische Einzelprogramme wie der MuVi International oder die Kinderkurzfilme zum Thema Afrika.

Die Personen-Specials:

25 Jahre Anarchistische Gummizelle AGZ (6. + 7. Mai)
Slapstick? Politik? Dada? Das Düsseldorfer Kollektiv AGZ traf sich in einer Klasse der Kunstakademie und machte sich stracks daran, zwischen 1980 und 1990 Super8-Kurzfilme zu produzieren. Die ersten Arbeiten waren „direkte Antworten auf das Politische der Zeit“, so die Zelleninsassen, zu denen unter anderem Ulrich Sappok, Otto Müller, Heinz Hausmann, Stefan Ettlinger und Thorsten Ebeling gehörten. In Oberhausen präsentieren sie in zwei Programmen eine große Auswahl aus ihrem neu gegründeten „Anarchiv“, darunter Semi-Klassiker wie „Im Rhenushaus“ (1981), „Deutschlandreise“ (1983) und „Der schwarze Film“ (1981).

Nochmal ganz von vorn – Stefan Hayn (6. Mai)
Der Berliner Filmemacher Stefan Hayn widersetzt sich konstant Erwartungen an Form und Genre. Seine Filme übersetzen die Wirklichkeit eher anstatt sie zu verdoppeln, oft als „fremdartiges Detail“, wie ein Kritiker schrieb. Er zeigt zwei Programme mit sehr unterschiedlichen Filmen: Während „Fontvella’s Box“ (1992) zum Beispiel mit der Thematisierung von sexueller Identität für die fiktionale Seite seiner Arbeiten steht, geht es in Arbeiten wie „Ein Film über den Arbeiter“ (1997) und „Gespräche mit Schülern und Lehrern“ (2002, Co-Regie Anja-Christin Remmert) direkter um gesellschaftspolitische Fragen und ihre dokumentarische Repräsentation.

Mark Lewis – Der filmische Blick (8. Mai)
Als Filmemacher arbeitet Mark Lewis eher für Kunsträume als für Kinosäle. Seit 1995 arbeitet er mit dem Medium Film, sein Interesse gilt dabei den Facetten der Kinosprache, mit wachsender Betonung auf den Bildern statt auf Erzählung oder Ton. Und tatsächlich weisen seine Filme eine elementare Erzählstruktur mit wenig oder gar keinem Ton auf. Lewis‘ Filme, mit professionellen Teams und Geräten produziert, beziehen sich auf die Geschichte des Kinos seit den Brüdern Lumière, auf die Geschichte der Malerei und/oder der fotografischen Abbildung. Seine Themen sind meist was Marc Auger als non lieux definiert, angesiedelt in zeitgenössischen urbanen Umfeldern, deren Geschichte und Zwecke sie mit einbeziehen, dazu gelegentlich Naturlandschaften, in denen die symbolischen Werte des Sublimen betont werden.

Josef Robakowski – Energetische Bilder, Biomechanische Aufzeichnungen (6., 7. + 9. Mai)
Josef Robakowski gehört zweifellos zu den einflussreichsten und bekanntesten Vertretern der modernen Kunst in Polen. Als Künstler, Film- und Videomacher, Fotograf, Zeichner und mehr war er auf internationalen Veranstaltungen von der documenta 6 bis zu Ausstellungen im MoMA vertreten. Speziell für die Kurzfilmtage hat er gemeinsam mit Kurator Piotr Krajewski drei Programme zusammengestellt – und damit die umfangreichste Werkschau seiner Arbeiten bislang in Europa. Licht, Performances und die Realität in der Beziehung des Künstlers zu seiner unmittelbaren Umgebung sind die Themen der Einzelprogramme, die einen Bogen schlagen vom „Energiemanifest“ (2003) bis zu „Z mojego okna“ (Aus meinem Fenster, 2000), der 2001 im Wettbewerb der Kurzfilmtage lief.

Grenzüberschreitungen – Laura Waddington (6. + 9. Mai)
Das Studium der englischen Literatur merkt man den Arbeiten der englischen Filmemacherin Laura Waddington an: Sie kombiniert literarische Texte mit durchkomponierten, poetischen Bildern, zieht Zuschauer mit hypnotischer Kraft in ihre Werke. Waddingtons Produktionen – Zone, heimlich auf einem Kreuzfahrtschiff gefilmt, „The Lost Days“, übers Internet mit Kameraleuten in 15 Ländern gefilmt – erweitern die Grenzen der Form, während ihr Thema oft reale Grenzen, Reisen und Flüchtlinge sind. Für „Cargo“ gewann sie unter anderem 2002 den ARTE-Preis für den besten europäischen Kurzfilm bei den 48. Kurzfilmtagen. Ihre neueste Arbeit „Border“ wird im Wettbewerb der Kurzfilmtage die deutsche Premiere erleben.

Weitere Filmprogramme:

  • MuVi International (6. Mai): Eine Auswahl von aktuellen internationalen Musikvideoproduktionen, unkonventionell und experimentierfreudig – Clips jenseits gängiger Standards.
  • Studentenfilme aus Nordrhein-Westfalen (9. Mai): Aktuelle Arbeiten von Studierenden der Filmschulen in NRW.
  • Kinderfilme zum Thema Afrika
  • Preisträger anderer Festivals
  • Partys, Festivalcafé, Lounge

Business:

Im Filmmarkt stehen alle Einreichungen zu den Wettbewerben für eine konzentrierte Sichtung an 15 Videoplätzen zur Verfügung, insgesamt rund 5.000 aktuelle Produktionen. Ein aufwändiger zweisprachiger Katalog, der eine umfassende Recherche erlaubt und zudem einige Wochen vor dem Festival auf www.kurzfilmtage.de online steht, erleichtert die Suche und Auswahl. Erstmals stehen auch die Einreichungen der digitalen Plattform www.reelport.com zur Verfügung.

Beim Produzententag geht es am 9. Mai einen Tag lang in Vorträgen, Präsentationen und Diskussionen um ein aktuelles kurzfilmrelevantes Thema. Die
Zukunft des Werbefilms steht 2005 im Mittelpunkt, inklusive einem spannenden Programm mit teilweise unveröffentlichten Werbefilmen.

Ein Seminar für Filmstudenten findet in Kooperation mit der NRW.Bank statt.

Aktuelle Informationen: www.kurzfilmtage.de.

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