Der letzte Vorhang für „Die Erste Nacht“
Es fing an, wie so oft, mit einer fixen Idee. „Wie wäre es, wenn wir das Bedrohliche eines Thrillers durch etwas ganz Alltägliches ersetzen?“ Gesagt, getan. In bewährter Teamarbeit zwischen Torsten Landsiedel, Lars Havemann und Timo Landsiedel entstand nach detaillierter Vorplanung der Kurzfilm „Die Erste Nacht“. Zwei Jahre nach den Dreharbeiten geht jetzt langsam der Festivalreigen für „Die Erste Nacht“ zu Ende. Zeit für die Filmemacher, ein Resümee zu ziehen.
Aus der fixen Idee war schnell ein Drehbuch geworden. Mit diesem Buch und einigen Storyboard-Entwürfen bewarben sich die drei Filmemacher bei der LAG Jugend und Film um eine Förderung. Kurz darauf stand fest, die LAG fördert das Projekt. Auch die Filmwerkstatt Kiel sicherte ihre Unterstützung durch Avid-Schnittplatz und technische Beratung zu.
Nach zwei verschobenen Drehterminen konnte Anfang März 2003 endlich gedreht werden. In vier kalten und erschreckend nassen Nächten drehte ein achtköpfiges Team drehplangemäß „Die Erste Nacht“ ab. Zwei Tage darauf ging es in den sechstägigen Schnitt in der Filmwerkstatt Kiel. Wiederum zwei Wochen später wurde die Filmmusik vom Hamburger Komponisten Andre Matthias an den Film angelegt. „Die Erste Nacht“ war fertig.
Beim Dreh von „Die erste Nacht“
Insgesamt lief der Film auf acht Festivals und konnte 14 öffentliche Aufführungen verzeichnen – unter anderem über die Grenzen Deutschlands hinaus in Wien.
Das Open Air Filmfest in Weiterstadt machte den Anfang, es folgten das Filmforum Schleswig-Holstein auf den Nordischen Filmtagen, der „Bilderrausch“ an der FH für Medien in Kiel und der „Tiefenschärfe“-Wettbewerb der Offenen Kanäle Kiel & Flensburg sowie das „KUFIFE“ an der FH für Medien in Stuttgart.
Szene aus „Die erste Nacht“
Für die Filmemacher erreichte der Film den vorläufigen Höhepunkt mit der Nominierung für das Festivalprogramm auf dem Videofilmfest der LAG Jugend und Film 2003. Dazu Regisseur Timo Landsiedel: „Es ist einfach ein bisschen, wie nach Hause kommen. Wenn man gefördert wurde, fragt man sich schon: ‚Wird’s denen auch gefallen?‘.“
Im Jahre 2004 schlossen sich der Festivalliste noch das Internationale Kurzfilmfestival Hamburg und das Filmfest München mit dem „Shocking Shorts Award“ an. Mit der Teilnahme am „Shocking Shorts“-Wettbewerb ging eine Fernsehausstrahlung auf „13th Street“ (Premiere Plus) einher. „Es ist schon komisch, eine Idee, die man selber hatte, plötzlich im Fernsehen zu sehen“, sagt Lars Havemann.
Trotz der Erfahrung einer Fernsehausstrahlung betont Regisseur Timo Landsiedel die Bedeutung der Festivalaufführungen. „Für uns war es unheimlich wichtig, dass wir den Film auf vielen Festivals persönlich präsentiert haben und uns so direkt mit dem Publikum auseinandersetzen konnten.“ Wenn irgend möglich, war einer der drei Filmemacher bei den Aufführungen anwesend. „Das Feedback, das wir da bekamen, war vielleicht manchmal verdammt hart, aber im Nachhinein unschätzbar wertvoll.“
Und was glauben die Macher, hat ihr Film erreicht? Timo Landsiedel ist selbstkritisch: „Ich glaube, wir konnten stets mit ihm unterhalten. Ob wir auch jedes Mal überzeugen konnten, bezweifle ich.“
Mittlerweile gehen die Brüder Torsten und Timo Landsiedel was das Filmemachen angeht getrennte Wege. Torsten Landsiedel erklärt dies: „Es ist keinesfalls so, dass wir keine Filme mehr zusammen machen wollen. Es fällt sogar schwer, den anderen immer ganz raus zu halten. Aber wir wissen, dass wir es zusammen können. Jetzt müssen wir eigene Wege gehen, damit wieder etwas Neues entstehen kann.“
So präsentierte Torsten Landsiedel seinen zweiten Solo-Film „Dinner For Two oder Die böse Überraschung“ (2004) im letzten Jahr im Werkstattprogramm des Festivals auf dem Scheersberg. Timo Landsiedels „Aufbruch“ (2004) geht, gerade frisch mit Musik versehen, in die Festivalphase. Und auch „Die Erste Nacht“ ist noch nicht ganz vorbei. Vor kurzem ging die aktualisierte Homepage online. Unter www.medienengel.de/erstenacht/ findet sich jetzt, neben einem umfangreichen Drehtagebuch auch eine Liste der besuchten Festivals und Fotos von den Dreharbeiten. Außerdem nahm Antje Hubert „Die Erste Nacht“ in die „Scheersbergrolle 2003“ auf. Diese Zusammenstellung ausgewählter Kurzfilme des Scheersbergfestivals kann über die „Filmtournee unterwegs“ ausgeliehen werden. (Carolin Zombik, Junge Presse Pinneberg e.V.)