In Produktion: „Was denkt man, wenn…?“ , ein Kurzfilm von Rasmus Greiner

Es klingt ein bisschen nach Schutzgelderpressung: Wenn man im Kieler Hauptbahnhof einen Film drehen will, bekommt man zwei Wachmänner verordnet, die man selber bezahlen muss (25 Euro pro Nase und Stunde). Will man in einem fahrenden Waggon drehen, muss man ihn komplett mieten (Fahrkarten für 24 Plätze).

Rasmus Greiner (22) aus Arkebek in Dithmarschen, der seine erste Filmerfahrung an der Gelehrtenschule in Meldorf sammelte und zur Zeit Medienwissenschaften in Marburg studiert, hat schnell begriffen, dass die Deutsche Bahn AG kein wirkliches Interesse daran hatte, sein Kurzfilmprojekt „Was denkt man, wenn…?“ zu unterstützen. Doch zähes Feilschen erbrachte schließlich finanzierbare Rahmenbedingungen und die lang ersehnte Drehgenehmigung – genau einen Tag vor Produktionsbeginn. Auf einen „Guerilla-Dreh“ ohne Erlaubnis hatte das Team keine Lust, schon weil die von der Kulturellen Filmförderung S.-H. bereitgestellte DV- und Tonausrüstung zu auffällig war. So ergaben sich nun eher Probleme damit, dass die Wachleute ihren Job zu gründlich machten und ihre maßregelnden Rufe beim Absperren des Drehorts mit auf die Tonspur gerieten. Weil das Team mit fünf Personen und zwei Darstellern überschaubar war und, abgesehen von ein paar Aufhellern, nur mit vorhandenem Licht gedreht wurde, war man flexibel und das Timing mit ein- und ausfahrenden Zügen klappte gut. Auch „Regisseur Zufall“ kam gelegentlich zu Hilfe und verschaffte im rechten Moment eine ansehnliche Schar Reisegäste für den Bildhintergrund.

Regisseur Rasmus Greiner und seine Darsteller Timo Landsiedel und Lea Krakau (v.l.)

Der Bahnhof dient in der rund zwölfminütigen Geschichte, wie so oft im Kino, als Schicksalsort, wo Unbekannte sich kennen und lieben lernen. Eine junge Frau und ein junger Mann stolpern übereinander, Zettel und Blicke verheddern sich, bis Er anstelle seines Zuges lieber einen Kaffee mit Ihr nimmt. Man tändelt und flirtet, und am Ende hat es beide ernsthaft erwischt. Sie liegt um Luft und Leben ringend auf der Straße und fingert nach einem Kugelschreiber, während Er auch die nächste Bahn sausen lässt.

Wer Tom Tykwers „Der Krieger und die Kaiserin“ gesehen hat, ahnt schon, was jetzt folgt. Doch Rasmus Greiner beteuert, dass sein Drehbuch längst fertig war, als Kameramann Torsten Landsiedel ihn auf die blutige Rettungsszene in Tykwers Film aufmerksam gemacht hat. Und schließlich geht es hier nicht um ein surreales Psychodrama in Wuppertal, sondern um einen kurzen Film über kleine Dinge, die plötzlich eine große Bedeutung bekommen.

Timo Landsiedel, Rasmus Greiner, Lars Havemann und Torsten Landsiedel (v.l.)

Der Film befindet sich zur Zeit im Feinschnitt und soll auf dem diesjährigen VideoFilmfest der LAG Jugend und Film (19.-21. Nov.) Premiere haben. (Lorenz Müller)

„Was denkt man, wenn…“, Buch, Schnitt, Regie: Rasmus Greiner, Kamera: Torsten Landsiedel, Ton: Bettina Lucht, Eike Bols, Maske und Effekte: Lars Havemann, Regieassistenz: Nils Grubbe, Darsteller: Lea Krakau, Timo Landsiedel

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