8. Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide
Eine Alltagsposse über so genannte Kleinigkeiten
„Ich und das Universum“ (Hajo Schomerus, D 2003)
„Ich und das Universum“ von Hajo Schomerus scheint schon mit seinem Titel eine ironische Farbe zu versprechen. Und in der Tat wird diese wunderbar lakonische kleine Dokumentation mit den großen Bildern dieser Ankündigung gerecht.
Das Stereotyp vom ordentlichen Deutschen, der von dieser pedantischen Eigenschaft nicht lassen kann, wird auf das Unterhaltsamste illustriert. Das Universum der einzelnen Protagonisten, die sich am Detail herrlich „abarbeiten“, wird mit trockenem Humor aufgeschlagen: Da ist die Stewardess, die die falsch gelegten Schnallen der Sicherheitsgurte problematisiert, der Führer des größten Schaufelradbaggers der Welt in einem westdeutschen Braunkohlerevier, der nicht nur Stolz ist auf die Ausmaße seines gigantischen Geräts, sondern dem Zuschauer voller Glück die kleinen Details einer selbstkonstruierten, vollkommen rüttelsicheren Ablage für die Fernbedienung der Musikanlage in seinem Führerhaus erläutert. Rührend komisch auch der Möbelhändler, der sich über die Tücken beim Hochkopieren von selbstentworfenen Angebotsplakaten beklagt.
Die alltäglichen Marotten und Manierismen der Filmhelden stehen in einem frappierenden Kontrast zu den Bildern, mit dem diese Kabinettstückchen der unfreiwilligen Alltagskomik eingeleitet werden. Da fährt ein gewaltiger Jumbo ins Bild, vor dem völlig gelassen eine Stewardess auf der Rollbahn steht. Der Braunkohlenmann verweilt schmunzelnd vor seinem Baggerungetüm, das sich im Hintergrund unermüdlich durch die Landschaft frisst. Eine aufwändige Kamerakranfahrt führt den Betrachter direkt in ein eher bescheidenes Möbelgeschäft.
Auch das Finale hat es in sich: Millionär Fritz Waffenschmidt erläutert mit gelassenem Understatement die Grabanlage, die er für sich entworfen hat. Auf ein paar Hunderttausend DM mehr oder weniger ist es ihm dabei nicht angekommen, wie er ganz unprätentiös einfließen lässt: er sei nicht derjenige, der ganz still und leise abtreten wolle, so bescheiden sei er nicht. (Helmut Schulzeck)
„Ich und das Universum“, Buch, Regie: Hajo Schomerus, D 2003, 35mm, 14 Min.