Manuel Göttsching vertont Murnaus „Schloss Vogelöd“
Stummfilme mit neuen Kompositionen, vorwiegend elektronisch instrumentiert, haben seit Jahren Tradition in Braunschweig. Eigens für das 17. Internationale filmfest Braunschweig beauftragte das filmfest den bekannten Musiker und Komponisten Manuel Göttsching mit der Neuvertonung des Stummfilm-klassikers „Schloss Vogelöd“, ein früher und wenig bekannter Film von Friedrich Wilhelm Murnau.
Wie jedes Jahr soll auf Schloss Vogelöd eine große Oktoberjagd stattfinden. Doch strömender Regen lässt die traditionsreiche Veranstaltung ins Wasser fallen. Tödliche Langeweile macht sich unter den Gästen breit, bis ein mysteriöses Spiel um Schein und Sein, Wahrheit und Lüge beginnt. Personen verschwinden und tauchen plötzlich wieder auf, niemand weiß, was er noch glauben oder denken soll – da fällt ein Schuss …
In Braunschweig kommt eine restaurierte Fassung von „Schloss Vogelöd“ zur Aufführung, die auf dem Originalnegativ aus dem Bundesfilmarchiv, sowie auf einer viragierten, in Brasilien gefundenen Nitrokopie beruht. Der Film ist vollständig zu sehen, mit allen Zwischentiteln und in den ursprünglichen Farben, wie bei seiner Premiere am 7. April 1921 in Berlin.
Die Originalpartitur des Filmes ist verloren gegangen. Im Auftrag des filmfest Braunschweig wird Manuel Göttsching, Kopf und Gründer der legendären Formation Ash Ra Tempel, die Ende der 60er und in den 70ern neben Kraftwerk und Tangerine Dream für Innovation und Avantgardismus stand, Murnaus Werk musikalisch neu interpretieren.
Göttsching begann mit sieben Jahren klassische Gitarre zu lernen und gründete im Alter von 14 Jahren seine erste Schülerband. 1970 rief er gemeinsam mit Klaus Schulze und Hartmut Enke das Projekt Ash Ra Tempel ins Leben. Göttsching erwarb sich große Verdienste durch die Einbindung von E-Gitarren in die elektronische Musik. Sein legendäres Album „E2-E4“ mit Göttschings Minimal-Gitarrenklängen und seinem schwebenden Rhythmus gilt als einer der wichtigsten Vorreiter der Technogeneration.
Göttsching wird gemeinsam mit dem Kammermusikensemble des Staatsorchesters Braunschweig seine Komposition persönlich vortragen. Die Musik für 2 Violinen, 1 Cello, 2 Hörner und Elektronik wird am 31.10. im Kleinen Haus des Staatstheater Braunschweig uraufgeführt (Wdh.: 1.11.).
Mit der Filmmusik zu Ilona Zioks „Der Junker und der Kommunist“ ist Göttsching in der Reihe „Neue Deutsche Filme“ mit einem zweiten, ganz unterschiedlichen Projekt auf dem filmfest vertreten.
Das Programm des 17. Internationalen filmfest Braunschweig findet sich im Internet unter www.filmfest-braunschweig.de.