Nordische Filmtage Lübeck 2003

From „direct cinema“ to „dogumentary“

Im Rahmen der Nordischen Filmtage Lübeck präsentiert die agdok am Samstag, den 1. November um 13.30 Uhr im Kommunalen Kino, 23552 Lübeck, Mengstraße 35, die Veranstaltung „From ‚direct cinema‘ to ‚dogumentary'“. „Direct cinema“-Altmeister Richard Leacock kommt eigens für diese Veranstaltung nach Lübeck. Leacocks Filme wie „Primary“ (1960) über den Vorwahlkampf J. F. Kennedys und Hubert Humphreys, „Happy Mother’s Day“ über eine Fünflingsgeburt oder „Monterey Pop“ sind Klassiker des Genres. Leacock wird eine Auswahl seiner Arbeiten vorstellen und über Erneuerungen im internationalen Dokumentarfilm diskutieren. Besonders intensiv wird sich Leacock dabei mit den neuen Regeln für Dokumentarfilme der „dogma“-Bewegung auseinandersetzen, da sich diese teils offen, teils unbewusst auf Leacock und das „direct cinema“ beziehen.

Mit Sami Saif, Regisseur von „Dogville Confessions“, und Jorgen Leth werden zwei renommierte dänische Filmemacher zu den dogma-Positionen Stellung nehmen. Jorgen Leth hat zuletzt mit Lars von Trier „The Five Obstructions“ nach den Dogma-Regeln gedreht – in Lübeck wird der Film zum ersten Mal in Deutschland gezeigt werden. Ebenso wird Sami Saifs Film „Dogville Confessions“ in Lübeck zu sehen sein. Jens Loftager, Filmemacher und -kritiker aus Dänemark wird die Veranstaltung moderieren. Darüber hinaus werden weitere skandinavische Filmemacher als Gäste erwartet.

Entsprechend den „Dogma 95“-Regeln für Spielfilme soll beim „Dogumentarism“ die Manipulation von Ton und Bild ebenso verboten sein wie der Gebrauch von versteckten Kameras. Die Absicht des Regisseurs muss am Anfang des Films deutlich formuliert werden. Jeder Ort soll durch einen Insert kenntlich gemacht werden. Das Ziel: Den Dokumentarfilm vom Ballast der dramaturgischen und technischen Möglichkeiten befreien. Ob dieses Konzept, nach dem zur Zeit in den nordischen Ländern mehrere Filme gedreht werden, tatsächlich so viele Anstöße geben kann und wie die Zukunft des Dokumentarfilms überhaupt aussieht, wird mit Richard Leacock diskutiert.

Das Programm: Zunächst wird Richard Leacock einen Vortrag mit Filmbeispielen halten: „My Life in Cinema“, mit Auszügen aus seinem nunmehr fast 70-jährigen Filmschaffen – von den Anfängen auf den Bananenplantagen seines Vaters, zur Arbeit mit Flaherty, zum „direct cinema“ in den frühen 60ern, das den Dokumentarfilm revolutionierte. Nach einem kleinen Imbiss erhalten Jorgen Leth und Sami Saif in einem zweiten Abschnitt die Gelegenheit zur Stellungnahme. Sami Saif wird dabei auch Ausschnitte seines gerade nach den Dogma-Regeln entstehenden neuen Films zeigen. Dieser zweite Abschnitt soll dann in eine offene Diskussion münden.

Die Filme im Festival:

Freitag, 31.10.03, 11 Uhr, Cinestar-Filmpalast, Kino 4: Filme von Richard Leacock: „Canary Bananas“, „Primary“, „Happy Mother’s Day“.

14 Uhr (bzw. 22.30 Uhr, Kino 5): „Dogville Confessions“ (Sami Saif), „New Scenes from America“ (Jorgen Leth)

17 Uhr (bzw. 23 Uhr): „The Five Obstructions“ (Lars von Trier/Jorgen Leth)

Wiederholungen laufen auch Samstag und Sonntag.

Zum Organisatorischen: Da die Teilnehmerzahl der Veranstaltung mit 30 Personen begrenzt ist, ist eine Anmeldung erforderlich. Bitte Mail an Michael Richter, ricoco@t-online.de oder telefonisch unter 040-39900119 bis Montag, den 27.10. Teilnahmegebühr: 25 EUR, ermäßigt 15 EUR.

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