Lokale Filme in lokalen Kinos
Nachbericht zur Podiumsdiskussion beim Kieler Filmemacher Stammtisch
Am 30. Januar 2018 hatte der Kieler Filmemacher Stammtisch, eine Veranstaltung von Filmkultur SH e.V., mit folgenden Worten zur Podiumsdiskussion zum Thema Distribution von lokalen Filmen eingeladen:
“Der Kinosaal ist der magische Vorführort, an dem Filmschaffende mit ihren Werken Zuschauer verzaubern wollen. Dass es möglich ist, unabhängig von großen Studios auch kleinere Produktionen in lokalen Kinos zeigen zu können, haben etliche Filmpremieren, Kurzfilmabende und Veranstaltungen wie das Jugendfilmfest, der Kreuzweise-Wettbewerb und natürlich das Filmfest Schleswig Holstein bewiesen.
Letztes Jahr hatte der Stammtisch zum Jahresauftakt explizit auch Kinobetreiber und andere Vertreter der Film- und Medienlandschaft eingeladen. Dieser Einladung sind viele gefolgt, und wir können auf einen produktiven und sehr angenehmen Abend zurückblicken. Die Idee, dass diejenigen, die Filme machen, und diejeningen, die Filme zeigen, ins Gespräch kommen, finden wir gut und wichtig. Man geht schließlich Hand in Hand. Somit würden wir gerne wieder alle Institutionen Schleswig Holsteins, die sich dem Konsum oder der Produktion von Filmen verschrieben haben, erneut dazu einladen, sich am 30.1. in der Hansa 48 zusammenzusetzen. Natürlich möchten wir im Vorfeld einen kleinen Rückblick wagen und anschließend in die Zukunft schauen.”
Johann Schultz, Kieler Filmemacher, Vorstandsmitglied im Landesverband Jugend und Film, sowie Mitglied von Filmkultur SH e.V., leitete die Diskussion und hat uns eine kurze Zusammenfassung des Abends zukommen lassen:
Johann Schultz als Regieassistent bei den Dreharbeiten zu Merlin Slamanigs “Big Red Gun” (Foto: Marlena Wels)
Unserer Einladung zum Filmemacher Stammtisch zum Thema “Lokale Filme in lokalen Kinos” sind zwar weniger Vertreter*innen der Lichtspielhäuser gefolgt, als wir uns das erhofft hatten. Ich bin allerdings voller Zuversicht, dass in einer Folge-Veranstaltung das Mischungsverhältnis von Filmemacher*innen und Kinobetreiber*innen ausgewogener ausfällt.
Nichtsdestoweniger darf ich konstatieren, dass wir mit den Anwesenden nicht nur einen anregenden Abend verbracht haben, sondern mit einem zielgeführten, offenen Gespräch in großer Runde das Thema des Abends substantiell diskutiert konnten. Ein großes Dankeschön gilt hierbei Matthias Ehr, der als einziger anwesender Kinobetreiber (Studio Filmtheater am Dreiecksplatz, Kiel) Rede und Antwort stehen musste, aber entscheidende Beiträge leisten konnte und einen gewichtigen Anteil am Gesprächsverlauf hatte. Ansonsten war die Runde bunt gemischt mit Filmemacher*innen unterschiedlichster Erfahrungslevel sowie Student*innen der Fachhochschule und der CAU. Anschließend bildeten sich mehrere, freie Gesprächsrunden, und es wurde lebhaft diskutiert, gelacht und natürlich auch “genetzwerkt”: So konnte der recht frisch nach Kiel zugezogene Matthias Appeltauer direkt am Samstag nach unserer Veranstaltung am Filmset von Peter Ahlers mit anpacken; eine Filmemachen-Erfahrung, über die sich Matthias Appeltauer sehr gefreut hat.
Als ein Ergebnis der Diskussionsrunde kann man festhalten, dass eine Kinoauswertung (als Teil eines Kurzfilmprogramms, innerhalb von Festivals oder als Vorfilm) für den Kurzfilm eine lukrativere Plattform ist, als das Internet. Dort nämlich ist das Erreichen von Konsument*innen schlicht unberechenbarer. Insgesamt scheint es bei den meisten Kinobetreiber*innen sehr viel Offenheit zu geben, was das Zeigen von lokalen Filmprojekten betrifft. Man wünscht sich lediglich ein technisches Entgegenkommen, was das Dateiformat (idealerweise DCP), Angaben zu Inhalt, Cast und Crew (Presse-Kit) sowie idealerweise die Verfügbarkeit von druckfähigen Stills und Postern betrifft. Da sich ein Kurzfilm eben am einfachsten in ein Kurzfilmprogramm einbinden lässt, bringt man am besten bereits ein Programmkonzept oder ein bereits kuratiertes Programm mit. Ein gutes Beispiel ist die von Sven Bohde initiierte Kurzfilmreihe “Verguckt”. Es gibt hierfür Fördermöglichkeiten durch die FFA (Filmförderanstalt), die Kinobetreiber*innen beantragen können.
Bei einem Spielfilm hat man entweder die Möglichkeit, einen Saal (auf eigenen Verantwortung) zu mieten, oder die Kinobetreiber*innen haben die Planungskapazität, einen Film mit ins Programm aufzunehmen. Für letzteres ist allerdings eine FSK-Bescheinigung erforderlich, sofern der Film eine Jugendfreigabe erhalten soll.
Aber als erster Schritt gilt es immer, zunächst das Gespräch mit den Kinobetreiber*innen zu suchen. Zumeist wird man auf offene Ohren treffen und wahrscheinlich gemeinsam einen Weg finden, den selbst produzierten Film auf die Leinwand zu bringen.
Abschließend wünsche ich allen Kinobetreiber*innen und Filmemacher*innen gleichermaßen ein erfolgreiches Jahr 2018 und hoffe, dass wir uns bald wieder dort begegnen, wo wir unsere Filme hingehören: Auf großen Leinwänden im Kinosaal. (Johann Schultz)