Die Filmbriefe der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein (1989 – 2000) auf www.infomedia-sh.org

In der September-Ausgabe 2017 unseres Newsletters www.infomedia-sh.org starteten wir mit einer historischen Serie. Jeden Monat wird in chronologischer Folge eine Nummer des Filmbriefs der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein e.V. (heute Filmkultur SH) im PDF-Format zusammen mit einigen förderungsgeschichtlichen bzw. editorischen Anmerkungen veröffentlicht. Hier Filmbrief Nr. 4 vom März 1990.

Anmerkungen zum Filmbrief Nr. 4: Anmaßung

Der Filmbrief Nr. 4 aus dem März 1990 spiegelt wider, dass allmählich der Förderalltag bei der Kulturellen Filmförderung SH und ihren beiden institutionellen Standbeinen, dem Filmbüro in Lübeck und der Filmwerkstatt in Kiel, eintritt.
Ein in Zukunft wichtiger Kooperationspartner der Kieler Filmwerkstatt, die Dänische Videowerkstatt Haderleben, wird vorgestellt.
Die in vielen Vereinen üblichen Hauskräche und Streitereien finden auch bei der „KuFiFö“, wie die Kulturelle Filmförderung SH bisweilen ironisch von einigen Mitgliedern abkürzt tituliert wird, statt und werden hier mit dem Bericht über „Differenzen im Vorstand über den Fortbestand des Filmbeirates“ festgehalten. Von heute betrachtet wieder mal ein Sturm im Wasserglas, getragen von beiderseitigen persönlichen Befindlichkeiten, die man hier leicht in und zwischen den Zeilen zu entdecken vermag.
Ein kurzer Vermerk des „Konkurrenzunternehmens“ Verband der Filmschaffenden in SH e.V. zu deren sogar auf 1989 rückwirkende Senkung der jährlichen Mitgliedsbeiträge auf 300 bzw. ermäßigt 150 DM (bei der Kulturellen Filmförderung zahlte man 50 DM), deutet an, dass dieser sich nicht selten elitär gebende Verein mit dem Mitgliederschwund zu kämpfen hat und schon bald marginalisiert sein wird.
Eine kleine Kuriosität am Rande erfährt man durch den Hinweis, dass Bewohner im so genannten Zonenrandgebiet Peter Härtlings auf 3Sat gesendete Antarktisfilme auch terrestrisch empfangen konnten, da das noch existierende DDR-Fernsehen Teile von 3Sat übernahm, das damals in der BRD nur über Kabel zu empfangen war.
Alles Historie, über die man sich bisweilen wundern oder auch lächeln mag. Ein anderes, ich nenne es mal „Benehmen“, das heute noch die schönsten Blüten treibt, ist schon damals zu beobachten. Auf Seite 5 des Filmbriefs wird zum Plenum in die Filmwerkstatt eingeladen. Adressaten sind unter anderem „alle Filminteressierten, die (…) in Coproduktion mit der Filmwerkstatt ein Filmprojekt realisieren möchten“. Da will also eine Filmförderungseinrichtung, die sich selbst aus Steuermitteln finanziert und nämliche zu vorderst zur Filmförderung einsetzen soll, sich diese Förderung quasi mit dem Zugeständnis, Coproduzent zu sein, vergelten lassen. Das scheint selbst heute nur auf den ersten Blick mehr als befremdlich, wenn man bedenkt, wie viele Förderungen sich in ihrer Öffentlichkeitsarbeit als Ersatzproduzenten aufspielen. Man siehe nur den Passus in vielen Förderrichtlinien, dass die Förderungen schon im Vorspann und sogar schon an erster Stelle genannt sein wollen. Oder man schaue aktuell nur auf das PR-Gebaren der entsprechenden Einrichtungen anlässlich der Nominierungen hiesiger Filme für Golden Globe und Oscar. So ist z.B. davon die Rede, dass man stolz sei, und scheint dabei zu vergessen, dass hier die kreative Leistung der Macher prämiert werden soll und nicht die Mitfinanzierung durch eine staatliche Fördereinrichtung. (Helmut Schulzeck)
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