Frauenbilder

Drei Filme von Helmut Schulzeck im Kino in der Pumpe

Das ironische Mockumentary „Was ich gerne mag“, im Gewand eines Essayfilms daherkommend, entwirft das unbedarfte Weltbild einer jungen arbeitslosen Frau. Der Film begleitet die Protagonistin Gaby Reichert durch ihren Alltag Ende der 90er Jahre und dokumentiert dabei die Vorlieben der naiven Protagonistin. Reicherts fast beiläufige, aber temperamentvolle Beschreibungen und fantasiereiche Erzählungen rühren an, produzieren aber vor allem seltsame bis absurd komische Momente. Schon die Titel der einzelnen Episoden (Paternoster, Schwarzarbeit, Hundespaziergang, Kleideranprobe, Waschsalon, Zimmer mieten) benennen eine für die Zeit typische Normalität. Naive Lebensfreude, Komik und sanft anklingende Einsamkeit stecken dabei den Rahmen im Leben dieser mitteilungsfreudigen Frau ab und lassen den Zuschauer einen Blick zurück in die optimistische Zeit der Jahrhundertwende werfen.
Gaby Reichert in der Episode „Kleideranprobe“ aus „Was ich gerne mag“ (Fotos: Helmut Schulzeck)
In „Heide“ wird die postfaktische Identität einer schleswig-holsteinischen Politikerin im Jahre 2003 skizziert, die Probleme mit ihrer Selbstdarstellung hat.
Maria Debora Wolf als Heide Simonis in „Heide“
Wie frau aus der Fremde in einer neuen Heimat und Normalität ankommt, zeigt Helmut Schulzeck in „Manchmal denk’ ich jetzt auf Deutsch“. Selbst mit einer kenianischen Frau verheiratet, interviewt er drei Kenianerinnen, die als Au-pair-Mädchen oder im Jugendaustausch nach Schleswig-Holstein kamen und dort deutsche Männer heirateten. Das Vorurteil, dass Kenianerinnen einen „Mzungu“ (weißen Europäer) vor allem wegen seines (aus afrikanischer Sicht) „Reichtums“ heiraten, erweist sich dabei als ebenso unbegründet wie jenes, dass Afrikanerinnen die passenden Heimchen am deutschen Herd sind. Vielmehr berichten drei selbstbewusste junge Frauen (und auch ein deutscher Ehemann) vom schwierigen gegenseitigen Anpassungsprozess, den sie aber souverän meisterten – und manchmal sogar schon „auf Deutsch denken“.
Die ProtagonistInnen in „Manchmal denk’ ich jetzt auf Deutsch“
Frauenbilder – Drei Filme von Helmut Schulzeck
  • „Was ich gerne mag“ (zus. mit Maria Debora Wolf), 2017, 46 Min., Erstaufführung
  • „Heide“, 2017, 11 Min., Erstaufführung
  • „Manchmal denk’ ich jetzt auf Deutsch“, 2014, 33 Min., Kieler Erstaufführung
Sonntag, 15. Januar 2017, 17 Uhr, und Mittwoch, 18. Januar 2017, 18.30 Uhr, Kino in der Pumpe (Haßstr. 22, 24103 Kiel)
(nach einer Produktionsnotiz von Helmut Schulzeck)
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