TV-Erstausstrahlung: „Ostende, 3 Uhr nachmittags – Der Dokumentarist Klaus Wildenhahn“ von Quinka F. Stoehr
Anlässlich des 80. Geburtstages von Klaus Wildenhahn zeigt 3sat am 15. Juni 2010, 23 Uhr das intime und sehr persönliche Portrait „Ostende, 3 Uhr nachmittags – Der Dokumentarist Klaus Wildenhahn„ von Quinka F. Stoehr (Produktion: ZDF/3sat und NDR) in einer TV-Erstausstrahlung. Der Film wurde gefördert von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) und der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen. Dies ist die Fernsehfassung, im Herbst 2010 wird noch eine Kinofassung von 85 Minuten mit dem Titel „Klaus Wildenhahn – Direct! Public and Private“ veröffentlicht.
Aus dem selben Anlass zeigt das NDR-Fernsehen (N3) am 17. Juni 2010, 2.05 Uhr Klaus Wildenhahns poetischen Dokumentarfilm „Emden geht nach USA“.
Ostende, 3 Uhr nachmittags – Der Dokumentarist Klaus Wildenhahn
Klaus Wildenhahn, Jahrgang 1930, gilt als einer der wichtigsten Dokumentarfilmregisseure im Nachkriegsdeutschland und hat mit seiner Regiearbeit und Lehrtätigkeit Generationen von Filmschaffenden beeinflusst. Anlässlich seines 80. Geburtstages am 19. Juni 2010 zeigt 3sat ein filmisches Porträt des großen alten Mannes des deutschen Dokumentarfilms.
Auf verschlungenen Pfaden zum Filmemachen
Klaus Wildenhahn ist der Wegbereiter des so genannten „uncontrolled“ oder „direct cinema“ in Deutschland. In fragmentarischen Erinnerungen erzählt Wildenhahn von seinen verschlungenen Pfaden zum Filmemachen: Zunächst ein abgebrochenes Studium, dann Krankenpfleger in London, ab 1959 Autor beim deutschen Fernsehen. Die Begegnung mit dem amerikanischen Dokumentarfilmer Richard Leacock in den 60er Jahren verändert sein Leben. Wildenhahn findet seinen Weg: Dokumentarfilme drehen mit der Methode des „direct cinema“.
Ausgangspunkt des persönlichen Porträts ist Wildenhahns Wohnung in Hamburg – voller Bücher und Erinnerungen. Von hier aus begleitet die Filmemacherin Quinka F. Stoehr den fast 80-Jährigen in Cafés und Kneipen, zu Kinovorführungen, zu einem Schulfreund sowie an die Filmhochschule in Potsdam, wo er trotz einer Krebserkrankung unterrichtet.
Ihr Film führt schließlich an einen Ort, an dem für Klaus Wildenhahn vieles begann: Nach Ostende, seinem Alterssitz. Im Ersten Weltkrieg arbeitete hier seine Mutter als Krankenschwester für die deutsche Besatzung. Sie hatte sich als Patriotin an die Front gemeldet und kehrte als Pazifistin aus dem Krieg zurück. Diese Erfahrungen der Mutter, so Wildenhahn, haben auch ihn für sein Leben geprägt.
Der Schreibtisch, Dreh- und Angelpunkt Wildenhahns filmischer Biografie (Foto: ZDF/Quinka F. Stoehr)
Verschränkung von Leben und Film
Quinka F. Stoehr verschränkt in ihrem Film die Lebensgeschichte Klaus Wildenhahns mit seinem filmischen Schaffen, seinen Texten zum Dokumentarfilm sowie seinen Gedichten und Prosatexten. So entsteht das vielschichtige und berührende Porträt eines Mannes, der den Dokumentarfilm in Deutschland nachhaltig geprägt hat und der – so wie er selbst sagt – zum größten Teil schon „verschwunden ist“. Seine Filme aber bleiben – sie sind ein Meilenstein in der Geschichte des deutschen Dokumentarfilms.
Quinka F. Stoehr, geboren in Flensburg, studierte von 1990 bis 1996 Film an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und lehrt seit 1997 im Bereich Dokumentarfilm an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Sie drehte unter anderem die Filme „Die Albertis“ (2000), „Ein anderes Land“ (1999), „Virginia Grütter. Más fuerte que el dolor – stärker als der Schmerz“ (1995), „Hier will keiner weg“ (1993) und „Zuneigung – Die Filmemacherin Gisela Tuchtenhagen“ (2008). Quinka F. Stoehr ist Mitbegründerin der Gruppe „dokumentarisch arbeiten“ in Hamburg, in der auch Klaus Wildenhahn mitarbeitet.
(nach einer Produktionsnotiz von Quinka F. Stoehr und Programmankündigungen von ZDF/3sat)