7. Filmfest Schleswig-Holstein – Augenweide
Alles eine Sache der Perspektive
„Diskrepanzen“ (D 2003, Saskia Rüter)
„Ich liebe es aus ein und demselben Fenster zu schauen und ein völlig anderes Panorama zu sehen.“ So das Motto nach T. S. Eliot zu dem 10-minütigen Kurzfilm „Diskrepanzen“. Regisseurin Saskia Rüter, Absolventin der Kieler Muthesius-Hochschule und jetzt Studentin an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, treibt in ihrem Film ein Spiel mit der Einbildungskraft ihrer Figuren. Eine gekonnte Fingerübung. Thema: Tagträume, besetzt mit Ängsten und Wünschen. Schauplatz ist ein gut besuchtes Lokal, in dem die Kamera einen Reigen durch die Fantasien seiner Besucher veranstaltet, der in seiner puren Subjektivität bisweilen fast bedrohlich wirkt. Einleitend nehmen wir am Geschehen aus der Perspektive eines schon etwas älteren Mannes teil. Unsicheres Sich-beobachtet-Fühlen, Angst vor Blamage, Begierde prägen seine kleinen eingebildeten Situationen.
Reigen durch die Fantasien der Akteure – „Diskrepanzen“
Einsamkeit und Isolation wird bei einer Frau sichtbar, in den Dingen, die sie beobachtet. Bei einem dritten, noch relativ jungen Gast deuten sich sexuellen Wünsche aus seinen Wahrnehmungen eher an, als dass sie in Gedanken wirklich ausgelebt werden.
So rundet sich eine kleine kaleidoskopartige Fahrt durch das Innenleben dreier Menschen unterstützt durch Mimik, Gestik, prononcierte Geräusche und Musik. Der Name des Lokals, draußen im roten Neon von der Scheibe leuchtend, scheint alles zu sagen: „Scheinbar“. (hsch)
„Diskrepanzen“, D 2003, 35mm, 10 Min., Regie: Saskia Rüter, Kamera und Schnitt: Sebastian Marka, Produktion: Uwe Urbas, Darsteller: Vilma Bieri, Nina Ernst, Dominik Rüter u.a., eine Produktion der Filmakademie Baden-Württemberg.