Der Drehbuchpreis Schleswig-Holstein (DPSH) wurde am 3. Dezember 2023 zum sechsten Mal vergeben. Jackie Gillies wurde mit dem Jurypreis ausgezeichnet. Der Publikumspreis ging an Philipp Weyand. Bei einer Live-Lesung im Studio Filmtheater am Dreiecksplatz in Kiel wurden die drei Drehbücher des Finales zum ersten Mal dem Publikum vorgestellt.

Eine Vorjury hatte aus 28 Einsendungen drei Finalist*innen ausgewählt, deren Drehbücher von den Schauspieler*innen Arlette Stanschus, Jule Nero, Liza Ohm, Sarah Vogel, Björn Beton und Werner Klockow mit verteilten Stimmen zum akustischen Kopfkino erweckt wurden.

Die drei Finalist*innen in der Reihe des Vortrags:

1. „Oktopus“ von Jackie Gillies

Julia spürt eine tief verankerte Wut in sich – doch sie weiß nicht, wo diese herkommt und wie sie damit umgehen soll. Als sie sich der Wahrheit nähert, wird ihr klar, dass sie sich ihrer Mutter stellen muss – eine Begegnung zwischen brennender Wahrheit und Magischem Realismus.
(Illustration: @krasilnikova_diekatya / Muthesius Kunsthochschule Kiel)

 

2. „Zwischen Wasser“ von Kristina Heinze

Eine queere coming-of-age Geschichte: Während eines Ausflugs merkt Mina, dass sie Gefühle für ihre Freundin Ari entwickelt, diese aber nicht richtig einordnen kann. Das Ende der Schulzeit bedeutet für Mina einen Ausweg aus ihrer schwierigen familiären Situation, aber auch das Entstehen von Ängsten vor dem Unbekannten. „Die Idee geistert bereits seit einigen Jahren in meinem Kopf herum, da ich Teile der Geschichte selbst erlebt habe“, sagt Autorin Kristina Heinze. „Die Geschichte soll Perspektiven ermöglichen und dem vorrangig Trauma-behafteten queeren Kino, ein wenig Leichtigkeit verleihen.“
(Illustration: @viq_with_a_pen / Muthesius Kunsthochschule Kiel)

 

3. Auf in dein nächstes Abenteuer“ von Philipp Weyand

Julia wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Wenig begeistert von ihren häufigen Job- und Wohnortswechseln, lehnt ihr Gegenüber Ernst sie zunächst ab. Doch im Laufe des Gespräches lernen sich beide Charaktere näher kennen: Julia offenbart ihre Angst davor, sich niederzulassen, Ernst hatte seinen Traum von der eigenen Weltreise bereits vor langer Zeit begraben. Autor Philipp Weyand hat seinen eigenen, persönlichen Konflikt in zwei Figuren gegossen: „Wie wichtig ist mir die Karriere? Bin ich dafür bereit, Familie zurückzulassen? Oder gebe ich Familie den Vorrang und gehe dafür im Job Kompromisse ein?“
(Illustration: @jns_fschr / Muthesius Kunsthochschule Kiel)

 

Die Jury (Dara Brexendorf, Catharina Junk und Oliver Keidel) erklärte in ihrer Laudatio:

 „In ,Oktopus’ von Jackie Gillies geht es um einen Mutter-Tochter-Konflikt. Die Erinnerungen sind von unterschiedlichen Wahrheiten geprägt. Scheinbar beiläufige Kommentare offenbaren die tiefen, persönlichen Spannungen zwischen den zwei speziellen Charakteren. Der Tochter fällt es zu Beginn schwer, die Dinge beim Namen zu nennen. In einem komplexen Netzwerk von Familie und Freundschaften sucht sie nach dem Ursprung ihrer Wut, die sich magisch zu entladen scheint.

,Oktopus’ ist ein Drehbuch, das nicht nur durch seine lebendige Charakterzeichnung beeindruckt, sondern auch durch seine Fähigkeit, uns tief in die individuellen emotionalen Welten seiner Figuren eintauchen zu lassen. Es vermittelt ein Gefühl für die persönlichen Kämpfe und Konflikte, die familiäre Bindungen mit sich bringen können. Jackie Gillies hat mit ,Oktopus’ ein kleines Juwel hingelegt, das die Gefühle der Hauptfiguren (und auch unsere) ernst nimmt und dabei in aller Kürze einen tieferen Einblick in die menschliche Natur gewährt. Jackie Gillies schafft die Direktheit und die Nähe, die uns direkt in das Herz dieses komplexen Mutter-Tochter-Verhältnisses führt – in einer Erzählung, die immer wieder alltägliche mit fantastischen Elementen verschmelzen lässt und sich so in die Tradition des Magischen Realismus reiht. Und das auf zehn Seiten.“ 

Jury-Preisträgerin Jackie Gillies freute sich: „Dieser Preis gibt mir Mut, die Geschichte nun als Film umzusetzen. Ich freue mich sehr.“ Publikumspreisträger Philipp Weyand sagte: „Es ist toll, zu sehen, dass das, was ich mit dem Drehbuch ausdrücken möchte, beim Publikum angekommen ist.“

Der Drehbuchpreis Schleswig-Holstein wird veranstaltet vom Verein Filmkultur SH e.V. Weitere Informationen sind unter www.drehbuchpreis-sh.de zu finden.

(nach einer Pressemitteilung des DPSH-Teams)

 

Titelfoto: Die drei Finalist*innen (v.l.) Philipp Weyand, Jackie Gillies, Kristina Heinze (Foto: Marcel Wicker)
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