Filmfest HH 2023: „All eure Gesichter“ von Jeanne Herry

Jeanne Herry begann ihre Karriere als Schauspielerin 1990 und ist seit 2014 auch als Regisseurin tätig. Ihr Film „In sicheren Händen“ wurde 2019 für sechs Césars nominiert. Für ihren aktuellen Film „All eure Gesichter“ (2023) konnte sie viele bekannte SchauspielerInnen, wie Adéle Exarchopoulos („Blau ist eine warme Farbe“), Gilles Lellouche („Das Leben ist ein Fest“), Leila Bekhti („Ein Prophet“) und weitere Talente gewinnen.

In dem Drama (Originaltitel „Je verrai toujours vos visages“, was wörtlich übersetzt „Ich werde immer eure Gesichter sehen“ bedeutet) nimmt sich die Regisseurin Jeanne Herry des sensiblen Themas des Täter-Opfer-Ausgleichs an.

Im Französischen nennt sich diese Aussprache „Restorative Justice“ und ist ein Programm, welches es dort seit dem Jahr 2014 gibt und die Bemühungen umschreibt, einen ideellen Ausgleich von begangenem und erlittenem Unrecht durch Verantwortungsübernahme auf der einen und Bereitschaft zu einem derartigen Ausgleich auf der anderen Seite herzustellen. Begleitet und vorbereitet wird dies durch geschulte Personen als neutrale Vermittler*innen und Moderator*innen.

Der Film greift den Inhalt dieses Programms gekonnt auf. Vier Opfer treten im geschützten Rahmen des Programms Tätern gegenüber und versuchen sich jeweils mit den Schatten ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. In emotionalen Dialogen tauschen sich sowohl die Opfer, als auch die Täter aus.

Besonders gelungen ist Jeanne Herry die Veranschaulichung des Prozesses der Verarbeitung und die Beleuchtung aller Seiten. Herry hat das Thema feinfühlig bearbeitet und die Wichtigkeit eines solchen Programms deutlich herausgearbeitet.

Der Film sollte unbedingt in den öffentlichen Fokus geraten, um mehr über sensible Themen, wie psychische Gesundheit und Genesung und die damit verbundene Hilfsangebote aufzuklären. (sahi)

 

Titelbild: Still aus dem Film
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