Von Ruth Bender

Den Weg zur Film AG des Studentenwerks SH fand Thomas Plöger schon als Schüler. Beginn einer Verbindung für ein ganzes Berufsleben, in dem Plöger zahlreiche Studierendengenerationen mit der studentischen Kulturarbeit vertraut gemacht hatte. Jetzt hat sich der langjährige Leiter des Bereichs Kultur in den Ruhestand verabschiedet.

„Das geht nicht“, hat Thomas Plöger in 36 Jahren in der Abteilung Kultur am Studentenwerk nur selten mal gesagt. Lieber hat er hochfliegende Pläne vorsichtig auf das Machbare heruntergebrochen und die jungen Film- oder Theatermacher auf den Boden zurückgeholt.

„In den Arbeitsgemeinschaften geht es nicht um Erfolgsdruck“, sagt Plöger, „wir vergeben keinen Schein. Das Entscheidende ist, dass die Studierenden in ihrer Freizeit kommen und Lust auf Kultur haben.“ Als solcher hat Plöger schließlich selbst vor 36 Jahren in der Film AG im Studentenwerk angefangen, dort später als rechte Hand von Kurt Denzer die Filmtechnik betreut und dann als Medienreferent als Nachfolger von Diethard Pieske im Sechseckbau auch die Leitung der Abteilung Kultur übernommen. „Die Schließung 2019, die war für mich echt der Hammer“, sagt er. Schließlich war und ist das seither aus brandschutztechnischen Gründen geschlossene Gebäude nicht nur eine Marke für die studentische Kultur in Kiel. „Hier wurden auch Ehen geschmiedet“, schmunzelt Plöger. „Und für viele war der Sechseckbau eine Art zweite Heimat.“

Für Plöger war am Studentenwerk manches Pionierarbeit

„Vieles war da Pionierarbeit“, sinniert er nun im Gespräch wenige Tage, nachdem er sich aus dem Berufsleben verabschiedet hat. „Wir haben immer versucht, am Puls der Studis zu bleiben“, sagt er. Die Arbeit mit immer neuen Generationen junger Leute hat der studierte Anglist stets genossen: „Man lernt dabei auch selbst immer weiter. Und klar, natürlich hält das auch jung.“

Blick zurück mit Spaß: Thomas Plöger im KN-Gespräch (© Marco Ehrhardt)

 

Lars Büchel hat er die Technik für dessen erste Kurzfilme bereitgestellt und Theatergruppen aller Couleur beim Regiekonzept beraten. Und manchen der jungen Filme- und Theatermacher hat Thomas Plöger dabei auch von den AGs direkt in die Professionalität wechseln sehen. Büchel, der später mit Fritzi Haberlandt „Erbsen auf halb sechs“ und den Kinderfilm „Lippels Traum“ drehte, war so ein Fall. Auch Christian Theede, der „Die Pfefferkörner“-Geschichten verfilmt hat, oder Matthias Fey, langjähriger Kameramann beim ZDF, gehören dazu. „Viele davon sind dann als Dozenten in den Workshops wieder gekommen“, ergänzt er.

Das langfristige Engagement sei heute seltener geworden, erzählt Plöger. „Im Theaterbereich gibt es das noch, aber beim Film ist das anders.“ Da freuten sich viele über die zeitlich begrenzten Workshops: „Das ist heutzutage in dem stärker verschulten Studium wohl auch kaum anders möglich“, sagt er.

In der Pandemie brach auch für die Kultur im Studentenwerk vieles weg

Plöger hat seine Rolle für die studentische Kultur vor allem als Vermittler und Nachwuchsförderer gesehen. Ergänzt durch ausgedehnte Vernetzung mit der LAG Film, die er ehrenamtlich leitet, und der Filmwerkstatt. Er hat aber auch Veranstaltungsreihen wie Campus Slam und Campus Comedy entwickelt.

Dass in der Pandemie vieles wegbrach und dann nicht mal das 100-jährige Jubiläum des Studentenwerks 2022, für das er einen eigenen Film gedreht hatte, gefeiert werden konnte, hat ihn schon frustriert. „Aber mittlerweile merkt man, wie sich das Kulturleben am Studentenwerk wieder erholt.“

Was jetzt kommen soll, ist für Plöger schon relativ klar. Schließlich hatte der 66-Jährige immer auch selbst Film-Ambitionen, drehte für die Kieler Gesellschaft für Stadtgeschichte eine viel beachtete Dokumentation über den „Brandtaucher“, das erste und älteste noch erhaltene U-Boot des Kieler Ingenieurs Walter Bauer, ebenso wie einen Film über das Metro-Kino. Und er verhalf der „Kieler Lupe“, die der Kieler Kinomogul Klaus Szepanik 1968/69 als eine Art regionaler Wochenschau für die Kieler Kinos produzieren ließ, auf DVD zum Comeback.

„Stadtgeschichte hat mich immer interessiert“, sagt er, „da ist noch so viel zu archivieren.“ Und vielleicht, sagt er lachend, drehe er ja auch endlich den Spielfilm, aus dem trotz Drehbuchpreis und starker Fördermittel in den Neunzigern nichts wurde.

(Der Artikel erschien erstmals am 08.03.2023 auf www.kn-online.de und wurde uns dankenswerter Weise von der Autorin zur Verfügung gestellt.)

 

Titelbild: Dreharbeiten anno 1989: Thomas Plöger, Filmemacher und Leiter der Kulturabteilung im Studentenwerk SH, an der Kamera. (© Studentenwerk SH)
Cookie Consent mit Real Cookie Banner