Autobiografisch, künstlerisch, dokumentarisch: FILMFEST HAMBURG (29.9. – 8.10.2022) präsentiert mit Rheingold, Meinen Hass bekommt ihr nicht, In einem Land, das es nicht mehr gibt und Human Flowers of Flesh die neusten Filme von Fatih Akin, Kilian Riedhof, Aelrun Goette und Helena Wittmann sowie den Dokumentarfilm Lars Eidinger – Sein oder nicht sein von Reiner Holzemer.
Heimspiel für den Hamburger Regisseur und Douglas Sirk-Preisträger Fatih Akin: Sein neuester Film Rheingold mit dem Europäischen Shooting Star Emilio Sakraya in der Hauptrolle feiert Weltpremiere in der Hansestadt und kommt am 27. Oktober in die Kinos. Es geht um den dramatischen und abenteuerlichen Weg von Xatar, der mit bürgerlichem Namen Giwar Hajabi heißt. Mitte der 80er Jahre kommt er aus der Hölle eines irakischen Gefängnisses mit seiner Familie nach Deutschland, landet ganz unten, dealt und scheitert erneut. Um seine Schulden zu begleichen, plant er einen Goldraub. Akin erzählt die Geschichte von Xatar, der es vom Knast bis zum erfolgreichen Musiker und Unternehmer geschafft hat, basierend auf dessen eigener Biografie »Alles oder Nix«.
Beim Attentat im Pariser Club Bataclan am 13. November 2015 verliert Antoine Leiris seine Ehefrau, die Mutter seines damals 17 Monate alten Kindes. Als Reaktion auf die Gewalttat postet Leiris in den sozialen Netzwerken eine Botschaft, die um die Welt geht: »Meinen Hass bekommt ihr nicht!«. Im Ausnahmezustand zwischen medialer Aufmerksamkeit und unendlicher Trauer, muss Antoine – vor allem seinem kleinen Sohn zuliebe – seinen Alltag neu bewältigen. Kilian Riedhof (Gladbeck, Der Fall Barschel) folgt in seinem Film Meinen Hass bekommt ihr nicht, der beim Filmfestival in Locarno Weltpremiere feierte, einem Mann, der auf den Schrecken des Terrors eine sehr beachtliche Antwort gibt. Das Drehbuch für den komplett auf Französisch gedrehten Film hat Riedhof zusammen mit Jan Braren, Marc Blöbaum und Stéphanie Kalfon geschrieben. Es beruht auf dem gleichnamigen Bestseller des realen Journalisten und Autors Antoine Leiris.
In einem Land, das es nicht mehr gibt basiert auf dem Leben sowie weiteren wahren Begebenheiten der Regisseurin und Grimme-Preisträgerin Aelrun Goette, die Mitte der 80er Jahre auf einer Straße in Ostberlin als Mannequin entdeckt wurde. Auf dem Weg zur Arbeit wird die 18-jährige Suzie (Marlene Burow) zufällig fotografiert. Das Bild landet auf dem Cover des Modejournals „Sibylle“, und Suzie wird über Nacht zum Fotomodel. Das ist ihre Chance, dem sozialistischen Fabrikalltag zu entkommen und in die glamouröse Modewelt einzutauchen. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden Rudi (Sabin Tambrea) und Coyote (David Schütter) erlebt Suzie die Freiheit, von der sie immer geträumt hat. Doch alles hat seinen Preis: Was ist es Suzie wert, ihren Traum zu leben?
Wie schon in ihrem Spielfilmdebüt Drift übernimmt das Meer auch in Helena Wittmanns neuestem Film Human Flowers of Flesh die Hauptrolle: Ida (Angeliki Papoulia) lebt mit ihrer fünfköpfigen Besatzung auf einem Segelschiff. In Marseille wird sie auf die geheimnisvolle Männerwelt der französischen Fremdenlegion aufmerksam und beschließt, deren Spuren über das Mittelmeer zu folgen. Während Ida und ihre Crew über Korsika zum historischen Hauptquartier der Legion in Algerien segeln, verschwimmen Grenzen und Gewissheiten, doch das Leben auf See bringt ein besonderes gegenseitiges Verständnis hervor. Human Flowers of Flesh der Hamburger Filmemacherin Helena Wittmann feierte als Wettbewerbsbeitrag am 7. August beim 75. Locarno Film Festival Weltpremiere.
Seine Spielweise ist von großer Improvisationslust geprägt: In dem Dokumentarfilm Lars Eidinger – Sein oder nicht sein nähert sich Regisseur Reiner Holzemer (Anton Corbijn – Most Wanted, Martin Margiela – Mythos der Mode) dem Ausnahmekünstler über seine Schauspielkunst und seine künstlerische Biografie. Zum ersten Mal zeigt Eidinger, wie er seine Rollen erarbeitet und gibt dem Publikum einen intimen Einblick in seine Arbeitsweise. Holzemer begleitet ihn bei der Vorbereitung des Jedermann bei den Salzburger Festspielen 2021, er beobachtet die intensive Zusammenarbeit zwischen Eidinger und Thomas Ostermeier, Regisseur und Intendant an der Berliner Schaubühne. Lars Eidinger steht außerdem regelmäßig mit internationalen Stars wie Juliette Binoche, Isabelle Huppert und Adam Driver vor der Kamera und feiert Erfolge. Im Film wird er bei Dreharbeiten für die Serie Irma Vep von Olivier Assayas begleitet.
Das komplette Filmprogramm wird am 13. September 2022 bekannt gegeben.
FILMFEST HAMBURG findet vom 29. September bis 8. Oktober 2022 statt. Gezeigt werden 110 Produktionen aus aller Welt als Europa-, Deutschland- oder Hamburg-Premieren. Festivalkinos sind das Abaton, CinemaxX Dammtor, Metropolis, Passage und das Studio-Kino. Der Vorverkauf startet am 15. September 2022.
Die (deutschen) Filme im Überblick
- Human Flowers of Flesh; R & D: Helena Wittmann; Deutschland, Frankreich 2022; Verleih: Grandfilm
- In einem Land, das es nicht mehr gibt; R & D: Aelrun Goette; Deutschland, 2022; Verleih: Tobis Film; Kinostart: 6.10.2022
- Lars Eidinger – Sein oder nicht sein (Dokumentarfilm); R & D (Konzept): Reiner Holzemer; Deutschland, 2022; Verleih: Filmwelt Verleihagentur; Kinostart: 23.03.2023
- Meinen Hass bekommt ihr nicht; R: Kilian Riedhof; D: Jan Braren, Marc Blöbaum und Stéphanie Kalfon, Kilian Riedhof; Deutschland, Frankreich, Belgien, 2022; Verleih: Tobis Film; Kinostart: 10.11.2022
- Rheingold; R & D: Fatih Akin; Deutschland, 2022; Verleih: Warner Bros.; Kinostart: 27.10.2022
(nach einer Pressemitteilung von Filmfest Hamburg)