Nach zwei Jahren mit stark eingeschränktem Programm fand das Filmfest SH vom 7. bis zum 12. Juni mit dem Kurzfilm-Special als Auftaktveranstaltung am 7. Juni als Präsenz-Festival mit knapp 40 Filmen statt.
Neben dem dotierten Kurzfilm-Wettbewerb konkurrierten dieses Jahr wieder Langfilme um den ebenfalls dotierten Gesa-Rautenberg-Preis. Darüber hinaus präsentierte das Filmfest SH außer Konkurrenz eine Reihe mittellanger Dokumentarfilme und vier aktuelle abendfüllende Kinoproduktionen. Neben den gezeigten Filmen wurde das Filmfest SH durch eine durchgehend geöffnete Filmlounge in der Galerie der Pumpe, Konzerte, Panels und eine Masterclass seinem Anspruch gerecht, für eine knappe Woche ein Ort der Begegnung und des Austausches zwischen Filmemacher*innen und Publikum zu sein.
Über das Festivalzentrum Kino in der Pumpe hinaus zeigten in diesem Jahr weitere Spielstätten in Kiel Filme des umfangreichen Programms, so das STUDIO-Filmtheater am Dreiecksplatz, das METRO-Kino im Schlosshof, das Hansa 48 e.V. und das KulturForum in der Stadtgalerie Kiel.
Gewinner*innen der Kurz- und Langfilm-Wettbewerbe
Der mit 2.000 EUR dotierte Gesa-Rautenberg-Preis wird traditionell vom Verein Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. gestiftet. Den Preis für den besten Langfilm vergab die dreiköpfige Fachjury, bestehend aus aus der französischen Künstlerin und Filmemacherin Nathalie David, dem Regisseur und Gewinner des Filmfest-SH-Kurzfilmpreises 2019 Friedrich Tiedtke sowie dem Foto- und Filmkünstler Kai Zimmer, in diesem Jahr ex aequo an zwei Filme.
Der mit 1.000 EUR dotierte Gesa-Rautenberg-Preis ging an Dennis Stormer für den Spielfilm FULL OF FIRE. Die Fachjury begründete wie folgt:
„,Nowadays you young people have so many opportunities. Everything, nearly everything is possible and that’s not easy’, sagt eine alte Dame zu Moa. Ein Synthesizer wird vor dem Flohmarkt gerettet, ein Smartphone im Bierglas versenkt, eine Kreditkarte über Bord geworfen. Auf der Suche nach den eigenen Bedürfnissen, der eigenen Identität, reist eine mutige junge Frau durch Osteuropa. In einem Rausch von Musik und Bildern folgen wir der Reise der jungen Frau in das Ungewisse. Nur ihre Musik scheint ihr Zuhause. Durch die dokumentarische Komponente des Films wirken die Entscheidungen des Filmemachers intuitiv. Dabei vermittelt er mit einer poetischen Linie ein Gefühl, das viele junge Menschen in unserer Gesellschaft zu haben scheinen. Der eine Teil des Preises geht an Dennis Stormer mit dem Film FULL OF FIRE.“
Der mit 1.000 EUR dotierte Gesa-Rautenberg-Preis für den besten Langfilm ging an Pola Rader. Die Fachjury begründete wie folgt:
„Der Titel des Films bezeichnet in der Biologie den charakteristischen Aufenthaltsbereich einer bestimmten Tier-und Pflanzenart – in diesem Falle auch eines Volkes – angesiedelt in einer Region nördlich des Polarkreises. Mit einer Hand als Landkarte wird dieser Aufenthaltsbereich visualisiert. Es folgen filmische Einblicke in die heutigen Lebensumstände von Personen und deren Kultur, die kaum eine Zukunft zu haben scheint. Behutsam nähert sich die Filmemacherin den Menschen, deren Alltag, Geschichten und Geschichte. Mit langen Einstellungen eröffnet sie uns einen breiten Eindruck verlorener Orte mit ihren Menschen, vernachlässigt und unterdrückt von der Regierung Russlands. Der andere Teil des Preises geht an Pola Rader mit dem Film HABITAT.“
Den von der PSD Bank Kiel gestifteten und mit 2.000 EUR dotierten Publikumspreis an einen Film aus dem Kurzfilmprogramm gewann Kilian Helmbrecht mit WALKING THE TIGER. Der Kurzfilm handelt von einer jungen Frau, die nach Abgrenzung gegen die Anforderungen von Familie und WG-Mitbewohnern sucht.
Fazit der Festivalleitung
„Die Eröffnung mit kleinem Live-Konzert, von NDR-Journalistin Steffi Banowski moderierten Gesprächen mit der Referatsleiterin Kulturelle Bildung Verana Andel (Kulturabteilung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur) sowie dem Stadtkämmerer und Kieler Stadtrat Christian Zierau und der Preisverleihung des ,Nicht-Silbernen Herings’ der Muthesius Kunsthochschule und anschließendem Get-Together bei Musik und Drinks wurde sehr gut angenommen. Das war ein schöner Auftakt“, so Festivalleiter Christoph Zickler. „Das Konzept des Filmfests als fester Treffpunkt haben wir mit der durchgängig geöffneten Filmlounge, die auch ein Konzert, ein Drehbuch-Panel und eine Masterclass ,Produktion’ bot, sowie der öffentlichen Preisverleihung mit Abschlussparty umgesetzt. Neben dem traditionellen Filmprogramm hatten wir am Abschlusstag das Kinolino mit einem altersgerechten Kurzfilm-Programm samt Kinderaktion für die jüngsten Filmfans zu Gast. Mit dem Hochschultag Film haben wir Schüler*innen und angehenden Student*innen ein Informationsangebot gemacht. Es war also für jede Alters- und Interessengruppe etwas dabei.“
„Für das Kino und Festivals sind es nach wie vor schwierige Zeiten“, so Co-Festivalleiter Daniel Krönke. „Das haben auch wir zu spüren bekommen. Die Rückmeldungen, die wir bekommen haben, waren aber durchweg positiv. Das Festival ist wieder da und das wird begrüßt. Die intensiven Filmgespräche im Kinosaal und in der Filmlounge, die strahlenden Gesichter der Filmemacher*innen nach einem erfolgreichen Screening, all das bestärkt uns, weiterzumachen und dem Filmschaffen im Land diese Bühne zu bieten. Wir werden noch an einigen Schrauben drehen, so z.B. an der Terminlage. Der Juni ist schon zu spät für ein Filmfestival. Und wir wollen versuchen, weitere Formate in das Filmfest einzubinden, denn das audiovisuelle Medienschaffen in Schleswig-Holstein ist noch vielseitiger, als wir es bisher abbilden. Da gibt es wahrscheinlich auch die Gelegenheit, das Festival räumlich weiter auszudehnen. Es wäre auch schön, wenn weitere Kinos im Land Interesse hätten, z.B. den Kurzfilmabend live zu streamen.“
Filmfest SH 2023
Das Filmfest SH 2023 findet vom 29. März bis 2. April 2023 statt. Neben dem Festivalzentrum Kino in der Pumpe werden auch wieder andere Spielstätten in Kiel am Festival beteiligt sein. Die Einreichfrist beginnt am 1. August und endet am 15. November 2022.
Aktuelle Infos finden Sie unter www.filmfest-sh.de.
(nach einer Pressemitteilung von Filmkultur SH e.V.)