Ausgewählte Blicke zurück anlässlich des 20-jährigen Bestehens
20 Jahre existiert nun im Oktober 2021 infomedia-sh.de bzw. infomedia.sh, die Website und der Newsletter der ehemals „Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein e.V.“, heute „Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.“. Mit aktuellen Informationen zum Filmschaffen aus Schleswig-Holstein, wie Filmkritiken, Produktions- und Drehberichten, Hintergrundberichten, Filmförderungsnachrichten, Festivalberichten von hiesigen Leinwänden, z.B. aus Lübeck, Flensburg und Kiel, mit regionalpolitischen Filmdebatten, regionalen film- und kinogeschichtlichen Betrachtungen und Erinnerungen, Filmveranstaltungskalender und vielem anderen mehr.
Darüber hinaus weitet sich der Blick nicht selten auf fachliche Themen in Sachen Film und Filmschaffen von allgemeinem Interesse sowie auf große Veranstaltungen, wie die Internationalen Filmfestspiele Berlin. Obwohl keinesfalls von Vollständigkeit die Rede sein kann, ist hier dennoch über zwei Dekaden neben einem aktuellen Informationsmedium aus und (nicht nur) für Schleswig-Holstein ein beispielhaftes zeitgeschichtliches Archiv über ein regionales Filmgeschehen entstanden, das für jede und jeden im Internet frei zugänglich und kostenlos einzusehen ist.
Dabei startete infomedia.sh (damals noch auf der Domain infomedia-sh.de) ziemlich unspektakulär, beinahe routinemäßig mit einem Newsletter im Oktober 2001. Ohne Editorial oder sonst besondere einleitende Worten ging es gleich in medias res. Auf der Homepage fanden sich die Hinweise auf die monatliche Erscheinungsweise, Herausgeber – damals die Kulturelle Filmförderung SH –, der Link zur Rubrik „Medieninstitutionen in Schleswig-Holstein“ sowie die Einladung, sich für den monatlich per E-Mail versandten Newsletter einzutragen, der damals unter der Überschrift „infomedia-sh.de aktuell“ mit seinen zu den einzelnen Beiträgen führenden Links dem Inhaltsverzeichnis der aktuellen Beiträge auf der Website für den jeweiligen Monat entsprach.
In der Rubrik „Abgedreht. Aktuelle Produktionen“ fanden sich Produktionsmitteilungen bzw. kurze Besprechungen neuer Filme. Dokumentarisches und Experimentelles wird angekündigt. So wird eher nebenbei auch die Situation festgehalten, dass es auch für unabhängige Autorenfilmer aus einem von der Produktionsinfrastruktur her schwachen Bundesland wie Schleswig-Holstein möglich war – wenn auch mit Schwierigkeiten –, ihre Dokumentarfilme im öffentlich rechtlichen Fernsehen unterzubringen. Z.B. Gerald Kolls Film „Ein Sonderling im Orient“ über den vergessenen Spielfilmregisseur Franz Osten, der nicht nur bei den Nordischen Filmtagen Lübeck 2001, sondern auch auf Arte lief. Christoph Corves’ und Delia Castiñeras Dokumentarfilm „Ein Traum von Amerika“ über einen deutschstämmigen Farmer in den USA und seine Probleme entstand in Coproduktion mit dem SWR und in Zusammenarbeit mit Arte.
infomedia.sh: Ein Medium für die unabhängige Filmarbeit
Die 1980er Jahre waren das Jahrzehnt der selbstverwalteten Länderfilmförderungen. „Die unabhängige Filmarbeit kann nicht mehr wie bisher von Gremien, Anstalten, und Interessengruppen fremdbestimmt werden. Phantasie lässt sich nicht verwalten. Die betroffenen Filmemacher müssen in eigener Verantwortung über die Vergabe von Mitteln entscheiden“, hieß es in der so genannten „Hamburger Erklärung“, die viele bundesdeutsche Filmemacher anlässlich des Hamburger Filmfests 1979 (das als Filmfest der Filmemacher firmierte) unterzeichneten. Nach der Gründung des „Hamburger Filmbüros e.V.“ im gleichen Jahr beschloss 1980 die Hamburger Bürgerschaft, eine kulturelle Filmförderung zu etablieren. Mit den ersten Filmfördergeldern wurden direkt die Filmemacher und Filmemacherinnen bedacht. Es folgte noch 1980 Nordrhein-Westfalen, wo unter dem Wahlspruch „Die Wüste lebt …“ das „Filmbüro NRW“ gegründet wurde. Nach Hessen (1980) und Niedersachsen (1986) wurde 1989 sozusagen als Nachkömmling dieses autorenfilmer-freundlichen Klimas die Filmklientel in Schleswig-Holstein mit der Gründung der „Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein e.V.“ aktiv. Zu derem Publikationsorgan wurde der „Filmbrief“, der im Print das erste Mal im November 1989 und zum letzten Mal im November 2000 mit der Nummer 51 erschien.
Als 2001 das Filmbüro der Kulturellen Filmförderung in Lübeck geschlossen wurde, weil zwei Standorte vor allem wegen der Personalkosten nicht mehr finanzierbar waren und die Aufgaben der beiden bisherigen Säulen der kulturellen Filmförderung in Schleswig-Holstein, Filmwerkstatt (Kiel) und Filmbüro (Lübeck), deshalb unter dem gemeinsamen Dach der Filmwerkstatt in Kiel zusammengeführt wurden, hatte die Kulturelle Filmförderung vorerst auch kein Mitteilungsmedium mehr. Denn der „Filmbrief“ war bis dato in Lübeck hergestellt worden, und die ständigen Mitglieder der Redaktion hatten bis auf einen ehrenamtlichen Kieler Mitarbeiter (der Autor dieser Zeilen) ihre Stellen im Zuge der Auflösung des Filmbüros verloren bzw. waren im Zwist um die strukturelle Umgestaltung der Kulturellen Filmförderung SH aus dem Verein ausgetreten.
Nach längeren Beratungen im Vereinsvorstand kam man schließlich auf Vorschlag von Vorstandsmitglied Christoph Corves und Bernd-Günther Nahm, dem Leiter der Filmwerkstatt Kiel, überein, eine Webpräsenz unter der Internetadresse www.infomedia-sh.de mit den oben schon benannten Ausgestaltungen einzurichten. Für die redaktionelle Leitung dieser Website konnte nach ein paar Monaten mit dem freien Kieler Journalisten Jörg Meyer nicht nur die passende, sondern auch, wie sich im Laufe der Zeit herausstellte, ideale Person gewonnen werden. Beständig und zuverlässig hielt er selbst in schwierigen Zeiten, von denen es einige gab, den Laden bis heute hin all die Jahre in Schuss und am Laufen, war und ist inhaltlich kreativ, technisch kundig und sozial kommunikativ. Und es bleibt wohl ohne Übertreibung festzuhalten, dass es ohne Jörg Meyer infomedia.sh schon nicht mehr gäbe. Er war und ist die personifizierte Bestandsgarantie für die Website und ihren Newsletter und wird es hoffentlich noch recht lange bleiben.
Über die Jahre hinweg wechselten mit den sich wandelnden Verhältnissen nicht nur Herausgeber, Finanzierer und Layouts von infomedia.sh, sondern erweiterten sich auch die Kommunikationskanäle. Präsenzen auf Facebook und Twitter, um die sich Daniel Krönke besonders verdient gemacht hat, gehören heute zum Standard, und werden von der Redaktion regelmäßig „bespielt“, wenn auch in unterschiedlicher Quantität. Die nach wie vor geringe Zahl der Mitarbeitenden fordert ihren Tribut.
Mit dem heutigen Layout als Blog ist das Erscheinungsbild von infomedia.sh in optischer Gestaltung und Lesefreundlichkeit ansprechend und damit auf der Höhe der Zeit, wenn auch auf Kosten der Übersichtlichkeit im Gesamtkontext und schneller Findbarkeit einzelner älterer Artikel. Zum Trost (besonders für umtriebige Recherche-Treibende) sind alle älteren Artikel mit ihren ursprünglichen Layouts in den früheren Web-Auftritten noch online. Ein Schatz von Quellen, den man auf jeden Fall bewahren sollte.
Herzlichen Glückwunsch zu 20 Jahre infomedia.sh.
Toll, dass es eure Webpräzens gibt: informativ, übersichtliich,regelmäßig, interessant – und das seit 20 Jahren.
Ich gehöre zu euren Lesern von Anfang an und fühle mich immer bestens mit den Filmaktivitäten im Lande „vernetzt“.
Weiterhin frohes Schaffen und ganz herzlichen Dank für euren unermüdlichen Einsatz.
Ulrich Ehlers