Mit ihrer 9-minütigen Kurzdoku „Trauriges Symbol“ über die Arbeit des Kieler Holzbildhauers Marcus Meyer gewannen die Kieler Filmemacher Oliver Boczek (Regie, Montage) und Bernd Fiedler (Bildgestaltung) am 22. August 2021 beim 19. Nordeutschen Kurzfilmfest KUNSTGRIFF ROLLE in Heide den 2. Jurypreis und den 1. Publikumspreis.

Der Film zeigt in eindrucksvollen Bildern die Entstehung einer Skulptur aus Meyers Reihe „Die letzten ihrer Art – bedrohte Tiere aus bedrohten Hölzern“ bei der Kieler Woche 2019 an der Kiellinie. Während ihm das Publikum dabei zuschauen konnte, schuf er mit der Motorsäge aus einem verleimten Holzklotz einen überlebensgroßen Eisbären. Der wurde dann „verletzt“, indem – ebenfalls unter Publikumsbeteiligung – große Löcher in seinen Leib geschnitten wurden.

Warum ein Eisbär? „Die Arktis ist eine Art Frühwarnsystem für den Klimawandel und der Eisbär sein trauriges Symbol“, sagt der Kieler Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif, der dem Film damit auch seinen Titel gab.

Foto: Bernd Fiedler, Still aus dem Film

Zu Marcus Meyer und seinem Projekt „Die letzten ihrer Art – bedrohte Tiere aus bedrohten Hölzern“

In seiner Reihe „Die letzten ihrer Art – bedrohte Tiere aus bedrohten Hölzern“ setzt sich Marcus Meyer mit dem aktuellen Thema Artensterben auseinander. Durch die Auswahl der gezeigten Tiere richtet er die Aufmerksamkeit auf bestimmte Ökosysteme und deren Bedrohung durch den Menschen. Drängende Fragen unserer Zeit werden berührt: Was wollen wir mit den endlichen Ressourcen dieses Planeten erschaffen, bevor sie versiegen? Welche Verantwortung trägt ein Individuum für die globalen Herausforderungen, für das Leid von Menschen? Warum handeln wir Menschen entgegen aller Vernunft? Was treibt uns dabei an, wenn wir unsere eigene Existenzgrundlage zerstören? Gibt es einen Willen zum Untergang oder steigt der Mensch gestärkt aus dieser selbstgemachten Krise empor? Mit seiner Arbeit im öffentlichen Raum geht Marcus Meyer die Auseinandersetzung mit den Menschen bewusst ein.

Die Neuschöpfung der Tiere aus einem möglicherweise aussterbenden Material – das letzte seiner Art – ist Teil des künstlerischen Konzeptes. Die Ausformung der Schönheit von Tier und Holz mit hohem Aufwand überhöht das fertige Objekt – Wie schön ist diese Welt!

Marcus Meyer verletzt das Tier mit der Motorsäge, reist große Verwundungen in das splitternde Material. Der Mensch zerstört die Natur, der Künstler zerstört seine Schöpfung. Aber Meyer schleift die oft tödliche Verwundung wieder aus, schafft neue, schöne Formen. Nichts wird mehr sein, wie es war, aber wir können eine neue, gute Perspektive für diesen Planeten, für uns Menschen schaffen. Kunst als Allegorie für das Mögliche.

Link:

www.marcus-meyer-design.de

(nach einer Pressemitteilung von Oliver Boczek)

 

Titelfoto: Marcus Meyer bei der Arbeit an der Eisbären-Skulptur (Foto: Bernd Fiedler, Still aus dem Film)
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