Offener Brief des Verbands der deutschen Filmkritik e.V. (VdFk) an die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)
Berlin, 25.05.2021
Im Juli 2021 sollen die Richtlinien der Kulturellen Filmförderung novelliert werden. Kurz vorher hat die BKM Branchenverbände eingeladen, zu den derzeitigen Richtlinien und geplanten Änderungen Stellung zu nehmen. Die „Initiative Zukunft Kino+Film“, der der Verband der deutschen Filmkritik e.V. angehört, kritisiert die Novelle und das Vorgehen.
Sehr geehrte Frau Staatsministerin Prof. Grütters,
Sehr geehrter Herr Dr. Jan Ole Püschel,
Sehr geehrte Frau Schauz,
herzlichen Dank für Ihren Brief vom 03.05. und Ihre Einladung, Stellung zu nehmen.
Die „Initiative Zukunft Kino+Film“ begreift die Filmförderung ganzheitlich und vermisst eine längerfristige Perspektive. Eine Stellungnahme zur Novellierung der Kulturellen Filmförderung erscheint uns unter den gegebenen Voraussetzungen nicht zielführend.
Insbesondere der Vorstoß der BKM, die kulturelle Filmförderung auszuhöhlen und die Stoffentwicklung für Dokumentarfilme zu streichen, ist ein Affront gegen jede konstruktive Zusammenarbeit mit den deutschen Filmschaffenden.
Grundsätzlich begrüßen wir, dass die BKM sich erstmals bereit erklärt, die Filmbranche zu diesem Thema anzuhören. Ihr Vorschlag zu Zeitablauf und Verfahren ist allerdings inakzeptabel. Dass die BKM den Verbänden, Initiativen und Institutionen zur Abgabe von schriftlichen Stellungnahmen einen Vorlauf von nur wenigen Arbeitstagen einräumt, spricht weder für Neugier auf differenzierte Auskünfte, noch für ein aufrichtiges Bemühen um Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Zudem werden bereits im Juli die Richtlinien erneuert. Wie sollte in diesem knappen Zeitraum denn ein ernsthafter Novellierungsprozess unter Berücksichtigung der Stellungnahmen überhaupt möglich sein?
Ihr schnelles Vorgehen hinterlässt den Eindruck, dass die BKM nur „auf Sicht“ handelt, ohne nachhaltige Ergebnisse erzielen zu wollen. Beziehen Sie die Branche nur pro forma ein? Soll es hingegen um die Sache, also um grundlegend verbesserte Förderstrukturen gehen, müsste die Filmförderung insgesamt in ihrer jetzigen Gestalt auf den Prüfstand gestellt und neu organisiert werden, anstatt auch in der größten Krise des deutschen Kinos der letzten 70 Jahre wieder nur an kleinen Stellschrauben der vorhandenen, unzureichenden Richtlinien zu drehen.
Wir begrüßen und teilen Ihre Einschätzung, dass die Zug- und Strahlkraft des deutschen Films verbessert werden sollte. Dem ist aber nicht durch bloße Verschiebung der ohnehin zu geringen Mittel der kulturellen Filmförderung beizukommen. Nein: Ihre zutreffende Einschätzung verlangt eine grundlegende Infragestellung der bisherigen Filmförderung. Stattdessen freut sich Ihr Referat in der Zwischenbilanz der Kulturellen Filmförderung über die Erfolge in einem selbstreferentiellen System: Die von der BKM geförderten Projekte erhalten Auszeichnungen beim von der BKM gestifteten Deutschen Filmpreis und werden auf der von der BKM maßgeblich finanzierten Berlinale uraufgeführt. Sind dies die wichtigsten Erfolgskriterien der BKM für deutsche Filme?
Der deutsche Film braucht eine neue Gesprächskultur, die Widersprüche aushält. Der deutsche Film braucht partnerschaftliches Agieren aller Teile der Branche.
Wir setzen uns für ein Modell ein, das künstlerische Wagnisse ermöglicht. Eine genaue Untersuchung der durch die Pandemie beschleunigten Marktveränderungen sowie der Wirksamkeit der Filmfördermechanismen zur Unterstützung von künstlerisch-kulturellen Erfolgen ist hierfür angebracht. Wir unterstützen daher die Forderung nach einer unabhängigen Studie zur Evaluation der gegenwärtigen Lage und zur Praxis der Filmförderung, deren Zielsetzung und Kriterien unter Einbezug der ganzen Filmbranche etabliert werden. Vor diesem Hintergrund ist es dringend nötig, dass die BKM sich in ihrer Struktur und ihrem Vorgehen Prinzipien von Transparenz und Chancengleichheit verschreibt.
Wir freuen uns gleichwohl auf die Fortsetzung der Gespräche!
Mit freundlichen Grüßen,
Die Initiative Zukunft Kino+Film
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- Hauptverband Cinephilie
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- Zukunft deutscher Film