Die diesjährigen Nordischen Filmtage Lübeck – geplant als hybride Festivalausgabe – konnten Corona-bedingt kurzfristig nicht real als Präsenzveranstaltung in den Kinos stattfinden, sondern nur online „besucht“ werden. Nach einer dreitägigen Verlängerung des Streaming-Angebots ist am 8.11. diese Online-Ausgabe zu Ende gegangen. Aufgrund des großen Zuspruchs und der hohen Nachfrage hatte die Festivalleitung in Abstimmung mit den Partner:innen der eingereichten Filme das Streaming-Angebot der 62. Nordischen Filmtage Lübeck bis einschließlich 11. November 23:59 Uhr verlängert. Erstmalig war es möglich, das umfangreiche Filmprogramm per Stream deutschlandweit anzuschauen.
Geschäftsführerin Susanne Kasimir und die Künstlerische Leiterin Linde Fröhlich zogen nach nun insgesamt acht Festivaltagen eine positive Bilanz. „Unsere vorausschauende Planung hat sich voll ausgezahlt und wir sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden und vor allem dankbar!“, so Kasimir. „Großen Zuspruch erfahren wir von treuen Filmfans und all unseren Förderern und Sponsoren, ohne die dieser Kraftakt nicht möglich gewesen wäre. Damit ist zugleich ein neues zusätzliches Festivalformat geboren.“ Im Detail: mit einer Zahl von rund 16.000 Filmstreams und 4.300 Registrierungen auf der Onlineplattform verzeichnen die Nordischen Filmtage Lübeck eine sehr gute Resonanz. Selbst wenn sich nur durchschnittlich zwei Personen ein Online-Ticket „geteilt“ und gemeinsam die Filme angeschaut haben sollten, hätte das Festival damit bereits die gleiche Zahl an „Besuchen“ erzielt wie bei vorangegangenen realen Ausgaben – auch wenn diese beiden Ausgestaltungen nicht zu vergleichen sind. Am Samstag, 7. November 2020, konnten abends rund 2.500 Streams dokumentiert werden. 146 von den insgesamt 160 für die 62. Festivalausgabe ausgewählten Filmen standen in 93 Programmen auf der Streaming-Plattform nordische-filmtage.culturebase.org zur Verfügung.
„Sehr glücklich sind wir darüber, dass sich die Filmschaffenden in großer Zahl und mit großem Enthusiasmus beteiligt haben. Sie haben uns Statements zu ihren Filmen geschickt und ausführliche Gespräche mit unseren Moderatorinnen und Moderatoren geführt. So konnte auch das Publikum zu Hause die Personen hinter den Filmen kennenlernen und interessante Zusatzinformationen bekommen“, so Linde Fröhlich, Künstlerische Leiterin. Mehr als 120 solcher Videos, Filmtalks, Interviews und „Director’s Voices“ ergänzten im „Virtuellen Festival“ auf der Filmtage Homepage sowie auf dem Youtube-Kanal des Festivals das Filmangebot und verzeichneten rund 7.000 Abrufe. Auf diese Weise konnten die Zuschauer:innen in der Ferne Gäste und Events der Nordischen Filmtage Lübeck am Bildschirm miterleben und auch zu Hause ein gewisses Festivalgefühl genießen.
Trotz des tollen Erfolgs dieser Online-Ausgabe hofft das ganze Team auf eine baldige Normalisierung und freut sich auf reale Begegnungen bei den kommenden Filmfestivals.
Bei der 62. Festivalausgabe hatten sich 407 Fachbesucher:innen und Vertreter:innen der Presse für die Online-Ausgabe akkreditiert. Die Veranstaltungen der „Lübeck Meetings“ fanden in Form von Video-Konferenzen statt, moderiert von Organisator Laurin Dietrich, und wurden gut von den Branchenvertreter:innen, die sich aus Nord- und Nordosteuropa sowie Deutschland dazugeschaltet hatten, wahrgenommen. Während „Discover the Baltics“ über Produktionsmöglichkeiten und Steuersparmodelle in Estland, Lettland und Litauen informierte, teilten im Online Industry Panel „Bringing the Past to the Future – Audience Building for Historical Films in Unprecedented Times“, unter anderem Christina Rosendahl (Regisseurin) und Jonas Frederiksen (Produzent, Nimbus Film) ihre Erfahrungen zur Produktion des diesjährigen Eröffnungsfilms „Unser Mann in Amerika“. Das Online-Panel fand in Kooperation mit Creative Europe Desk Hamburg sowie Dänemark und der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein statt. „Co-Kreatives Wirtschaften“ im Rahmen einer erstmaligen Kooperation mit der Lübecker Wirtschaftsförderung gab einen Einblick in die Projektsteuerung und Budgetplanung von Filmprojekten. Die Masterclass legte in diesem Jahr den Fokus auf animierte Dokumentarfilme, die die Möglichkeit bieten, Erinnerungen, Emotionen und Tabuthemen abzubilden. Alle Videokonferenzen stehen weiterhin auf der Filmtage Homepage www.nordische-filmtage.de zur Verfügung.
Erstmalig wurden in diesem Jahr zehn Preise mit einem Preisgeld von insgesamt 57.500 Euro bei der Preisverleihung am Samstag, 7. November vergeben. Diese wurde vorab im Theater Lübeck aufgezeichnet und als Video-Premiere auf der Festival Homepage sowie dem Facebook- und Youtube-Kanal der Filmtage ausgespielt. Von den zehn Preisen gingen allein drei Preise nach Finnland, so der Publikumspreis der Lübecker Nachrichten für „Der Waldriese“ („Metsäjätti“) von Ville Jankeri als auch der Preis des Freundeskreises für das Beste Spielfilmdebüt und der Baltische Filmpreis gleichermaßen an Jenni Toivoniemis „Gesellschaftsspiele“ („Seurapeli“). Der mit 12.500 Euro dotierte NDR Filmpreis ging in diesem Jahr zum allerersten Mal seit 1990 an einen Film aus Lettland: Regisseurin Dace Pūce freute sich per Videoeinspielung, dass ihr Spielfilmdebüt „Die Grube“ („Bedre/The Pit“) gewann.
Für eine umfangreiche Festival Berichterstattung sorgten die beiden Medienpartner NDR und Lübecker Nachrichten mit spannenden Festivalberichten, Reportagen und Interviews.
Am Ende der Preisverleihung gab es einen Flitterregen für Linde Fröhlich, Künstlerische Leiterin der Nordischen Filmtage Lübeck seit 2001. Sie wurde für ihren langjährigen Einsatz mit Video- und Teamgrüßen und einem musikalischen Überraschungs-Act gewürdigt. Sie geht Ende des Jahres in den Ruhestand.
Ab 1. Januar 2021 übernimmt der neue Künstlerische Leiter Thomas Hailer die Festivalleitung gemeinsam mit der Geschäftsführerin Susanne Kasimir, die in diesem besonderen Festivaljahr ihr Debüt hatte.
(nach einer Pressemitteilung der Nordischen Filmtage Lübeck; Foto: NFL)