Bei den in diesem Jahr als online Ausgabe stattfindenden Nordischen Filmtagen Lübeck konnten bei der Preisverleihung der 62. Ausgabe im Theater Lübeck erstmalig zehn Preise im Gesamtwert von 57.500 Euro vergeben werden. Das Event wurde vorab ohne Publikum aufgezeichnet. Schauspieler Stephan Szász führte als Moderator durch den Abend, die Preisträger:innen wurden in Form von Video-Grußbotschaften zugeschaltet. Eine Showband begleitete die Preisverleihung musikalisch. Eine Premiere und besondere Überraschung gab es beim NDR Filmpreis, der mit 12.500 Euro dotiert ist. Dieser ging zum allerersten Mal an einen Film aus Lettland: Regisseurin Dace Pūce freute sich per Videoeinspielung, dass ihr Spielfilmdebüt „Die Grube“ („Bedre/The Pit“) gewann. Seit 1990 nehmen Filme aus den baltischen Staaten an den Wettbewerben der Nordischen Filmtage Lübeck teil. Zusätzlich vergab die fünfköpfige NDR-Jury, der auch Bjarne Mädel („Sörensen hat Angst“) und Schauspielerin Jana Klinge („Nord bei Nordwest“) angehörten, zwei lobende Erwähnungen. Diese gingen an die beiden norwegischen Filme „Hoffnung“ und „Dianas Hochzeit“. Ein Preisgeld von 7.500 Euro wird durch den Preis des Freundeskreises für das Beste Spielfilmdebüt vergeben. Dieser ging an die finnische Produktion „Gesellschaftsspiele“(„Seurapeli“) von Jenni Toivoniemi. Sie konnte sich gleich zweimal freuen, da ihr Film auch den Baltischen Filmpreis für einen nordischen Spielfilm (Preisgeld: 2.500 Euro) gewann.
Auch der mit 5.000 Euro dotierte Publikumspreis der Lübecker Nachrichten wurde an einen Film aus Finnland vergeben: „Der Waldriese“ („Metsäjätti“) von Ville Jankeri überzeugte die Zuschauer:innen. Sie hatten per Online-Voting abgestimmt. Der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg stiftet den Kirchlichen Filmpreis Interfilm (dotiert mit 5.000 Euro). Dieser geht in diesem Jahr an „Eine total normale Familie“ („En helt almindelig Familie“) von Regisseurin Malou Reymann aus Dänemark. Auch für sie war es das Spielfilmdebüt, prominent besetzt mit Mikkel Boe Følsgaard in der Hauptrolle.
„Ich freue mich sehr über diesen Preisreigen, der die große Bandbreite des Wettbewerbs widerspiegelt. Sehr glücklich bin ich darüber, dass so viele Filme von Regisseurinnen ausgezeichnet wurden. Sieben der insgesamt 16 Wettbewerbsbeiträge stammten von Frauen, und ich denke, ihnen gehört die Zukunft!“, so Linde Fröhlich, Künstlerische Leiterin der Nordischen Filmtage Lübeck.
Der traditionsreiche Dokumentarfilmpreis des DGB Bezirk Nord zeichnet einen Film aus, „der junge, politisch engagierte Menschen bei ihren ersten Schritten auf dem Weg zur Erhaltung der Tradition und zur Unabhängigkeit Grönlands zeigt“, so die Begründung der Jury. Ihre Wahl fiel auf „Der Kampf um Grönland“ (“Kampen om Grønland”) von Kenneth Sorento, eine dänisch-grönländisch-norwegische Produktion. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro. Der ebenfalls mit 5.000 Euro ausgestatteteCineStar Preis, gestiftet von der CineStar-Gruppe für einen Kurzfilm im Filmforum, geht an den Hamburger Regisseur Steffen Goldkamp für seinen Film „Nach zwei Stunden waren zehn Minuten vergangen“.
Zum ersten Mal wurde 2020 der Preis der Jugendjury der cbb software GmbH vergeben. Eine vierköpfige Jugendjury zwischen 15 bis 17 Jahren zeichnet einen Film aus den Festivalsektionen aus, der sich mit der Lebensrealität Jugendlicher auseinandersetzt. Ihre Wahl fiel auf „Tiger“ („Tigrar“) des Schweden Ronnie Sandahl. Er kann sich ebenfalls über 5.000 Euro freuen. Der Film erhielt von der Interfilm Jury zudem eine lobende Erwähnung. Der Kinder- und Jugendfilmpreis der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck (dotiert mit 5.000 Euro), vergeben durch eine dreiköpfige Jury, geht an den norwegischen Kinderfilm „Schwestern – der Sommer, in dem wir alleine waren“ („Tottori – Sommeren vi var alene“). Ihm sprach die Kinderjury des Festivals auch eine lobende Erwähnung aus. Ihr Preis, gestiftet durch das Radisson Blu Senator Hotel Lübeck, ist mit 5.000 Euro ausgestattet. Ausgezeichnet haben die vier Lübecker Kinder den Film „Flucht über die Grenze“ („Flukten Over Grensen“) von Johanne Helgeland aus Norwegen.
Zum Schluss der Preisverleihung wurde Linde Fröhlich, Künstlerische Leiterin der Nordischen Filmtage Lübeck seit 2001, für ihren langjährigen Einsatz von Jan Lindenau, Bürgermeister der Hansestadt Lübeck, gewürdigt. Sie wird Ende des Jahres in den Ruhestand gehen. Ab 2021 übernimmt Thomas Hailer diese Stelle.
Die Nordischen Filmtage Lübeck, eine Veranstaltung der Hansestadt Lübeck, zeigen alljährlich aktuelles Filmschaffen aus den nordischen und baltischen Ländern sowie aus Norddeutschland. Sie sind das größte Festival mit diesem besonderen Schwerpunkt auf dem europäischen Kontinent. Die ursprünglich als hybride Ausgabe geplante 62. Festivaledition konnte Corona bedingt erstmalig nur online stattfinden. 146 Filme sind im Stream-Angebot enthalten, das bislang sehr viel Zuspruch vom Publikum erfahren hat, welches jetzt auch bundesweit darauf zugreifen kann. Aufgrund der hohen Nachfrage hat die Festivalleitung in Abstimmung mit den Partnern der eingereichten Filme beschlossen, das Streaming-Angebot der 62. Nordischen Filmtage Lübeck bis zum 11. November 2020 zu verlängern. Eine Vielzahl der Filme werden dadurch noch drei Tage nach dem offiziellen Ende des Festivals auf der Streaming-Plattform nordische-filmtage.culturebase.org verfügbar sein.
Die Preisträger und Lobenden Erwähnungen der 62. Nordischen Filmtage Lübeck
NDR Filmpreis:
DIE GRUBE (Bedre), Regie: Dace Pūce, Lettland / Finnland
Eine Lobende Erwähnung geht an:
HOFFNUNG (Håp), Regie: Maria Sødahl, Norwegen / Schweden
DIANA’S WEDDING (Dianas bryllup), Regie: Charlotte Blom, Norwegen / Schweden
Preis des Freundeskreises für das Beste Spielfilmdebüt:
GESELLSCHAFTSSPIELE (Seurapeli), Regie Jenni Toivoniemi, Finnland
Publikumspreis der Lübecker Nachrichten:
DER WALDRIESE (Metsäjätti), Regie: Ville Jankeri, Finnland
Kirchlicher Filmpreis INTERFILM:
EINE TOTAL NORMALE FAMILIE (En helt almindelig Familie), Regie: Malou Reymann, Dänemark
Baltischer Filmpreis für einen nordischen Spielfilm:
GESELLSCHAFTSSPIELE (Seurapeli), Regie Jenni Toivoniemi, Finnland
Dokumentarfilmpreis des DGB Bezirk Nord:
DER KAMPF UM GRÖNLAND (Kampen om Grønland), Regie Kenneth Sorento Dänemark/Grönland/Norwegen
Eine Lobende Erwähnung geht an:
HINTER DEN WOLKEN (Bag skyerne), Regie: Kathrine Philp
CineStar-Preis:
NACH ZWEI STUNDEN WAREN ZEHN MINUTEN VERGANGEN, Regie: Steffen Goldkamp, Deutschland
Eine Lobende Erwähnung geht an:
FIRST IN FIRST OUT, Regie: Zacharias Zitouni, Deutschland
Kinder- und Jugendfilmpreis:
SCHWESTERN – DER SOMMER IN DEM WIR ALLEINE WAREN (Tottori – Sommeren vi var alene), Regie: Silje Salomonsen, Arild Østin Ommundsen, Norwegen
Eine Lobende Erwähnung geht an:
EDEN (Eden), Regie: Ulla Heikkilä, Finnland
Preis der Jugendjury:
TIGER (Tigrar), Regie: Ronnie Sandahl, Schweden / Dänemark / Italien
Preis der Kinderjury:
FLUCHT ÜBER DIE GRENZE (Flukten over grensen), Regie: Johanne Helgeland, Norwegen
Eine Lobende Erwähnung geht an:
SCHWESTERN – DER SOMMER, IN DEM WIR ALLEINE WAREN“ (Tottori – Sommeren vi var alene), Regie: Silje Salomonsen, Arild Østin Ommundsen, Norwegen
(nach einer Pressemitteilung der Nordischen Filmtage Lübeck; Foto: Preisverleihung im Video-Stream (Foto: Olaf Malzahn))