Sneak-Preview von Thies Johns Film „Wo andere Urlaub machen“ beim Kieler Kultur Pop-Up

Anfang März hatte der Kieler Schauspieler, Regisseur, Filmemacher und inzwischen auch Roman-Autor Thies John zur Pressevorführung seines ersten Langfilms „Wo andere Urlaub machen“ geladen. Die Premiere war für den 19. März 2020 im Studio Filmtheater geplant, doch dann kam der Corona-Lockdown. Da die Kinos zwar wieder geöffnet sind, aber unter Corona-Bedingungen noch keine Premieren zeigen mögen, wird der Film nun fünf Monate später als Sneak-Preview, präsentiert vom Studio Fimtheater, beim Kultur Pop-Up an der Kiellinie erstmals öffentlich gezeigt.
Viel Zombie-Blut, aber der Horror kommt aus dem Inneren: Torben Sachert als Martin beim Dreh. (Set-Foto: Borris Blumenau)
„Corona hat mich als Künstler schwer getroffen“, berichtet Thies John. „Meine Standbeine Theater mit Workshops an Schulen, Filmemachen und Kneipen-Job brachen alle komplett weg. Doch ich neige nicht dazu, den Kopf in den Sand zu stecken.“ John machte „die Not zur Tugend“ und nutzte die Zwangspause, um das noch in der Schublade schlummernde Roman-Debüt „Sophie“, eine abgründige Krimi-Geschichte am Schauplatz Holtenau, in nur vier Wochen fertigzustellen. Die erste Auflage ist bereits verkauft, und John war zuletzt am Freitag, 14.8.2020 mit einer Lesung daraus im Kulturforum Kiel zu hören. Wer nicht mehr in der Kneipe arbeiten kann, erzählt halt die dort erlebten Geschichten. Unter dem Titel „Samstags und die Tage dazwischen“ erscheint sein Kneipenroman im September. Und „ach ja, fast hätte ich’s vergessen“: Im Mai gewann John zusammen mit Carola Bornschein den 1. Preis beim „Nur 48 Stunden“-Kurzfilmwettbewerb. In „Schachmatt“ hatte er sich selbst im One-Take als letzten Überlebenden in einem Corona-Bunker gefilmt.
Blut fließt, vor allem aber Tränen: v.r.: Lukas (Borris Blumenau), Maria (Hille Norden) und Alice (Nathalie Ullmann). (Film-Still: Hannes Gorrissen)
In diesem auch zu Corona-Zeiten entstandenen Werk erkennt man Johns Faible für das Horror-Genre, das er bereits in „Wo andere Urlaub machen“ stilsicher und doch die Genre-Stereotype durchbrechend bedient. Ein „Zombie-Thriller“ ist der Film, der vom Juli 2017 bis zum April 2019 an 13 Tagen an den Stränden von Noer und Stohl mit einem Budget von nur 10.000 Euro und unter Beteiligung vieler Kollegen aus der Kieler Filmszene gedreht wurde, trotz jeder Menge fließenden Theaterbluts dennoch nicht. „Eher eine Robinsonade ähnlich der TV-Serie ’Lost’„, weiß John. „Nicht das genre-typische Halbdunkel, sondern bunteste Postkartenfarben.“ Eine Handvoll Menschen wird an einen Strand – wo andere Urlaub machen – gespült. „Der Titel ist das einzig Ironische an dem Film“, denn ein unbestimmter Horror wohnt nicht nur im lauschigen Küstenwäldchen, sondern vor allem im Ich der Figuren. Und wenn man so will, ist auch da ein Bezug zur Pandemie: Sie bringt die inneren Konflikte und Nöte wie in einem Brennglas ans grelle Tageslicht. (jm)
Im Horror knistern die Konflikte: v.l.: Lukas (Borris Blumenau), Maria (Hille Norden) und Martin (Torben Sachert). (Film-Still: Hannes Gorrissen)
Donnerstag, 20.8.2020, 20 Uhr, Park an der Kiellinie: Sneak-Preview Kiel-Edition, präsentiert vom Studio Filmtheater. Karten für 2er-, 5er und 10er-Abteile unter www.kultur-popup.de und, so noch vorhanden, an der Abendkasse.
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