23. Filmfest SH 2019

Filmblicke auf die Kunst

Beim Filmfest SH wurden zwei Filme über Künstler preisgekrönt

Jahrelang hat Henri Haake Kunst studiert. Nun hat er das Examen in der Tasche. Aber wie geht es weiter, wie etabliert man sich im Kunstbetrieb? „Mann auf Blau“ nennt der inzwischen an der Babelsberger Filmuniversität Konrad Wolf studierende Eckernförder Filmemacher Friedrich Tiedtke seine Kurz-Doku über einen Künstler, wie er auf dem Sprung, mit der er beim am 11.5.2019 zuende gegangenen 23. Filmfest SH den von der PSD-Bank gestifteten Publikumspreis Kurzfilm gewann.
Wenn Filmkünstler andere Künstler porträtieren, ist das immer auch Auseinandersetzung mit der eigenen Situation: Wie bringt man das (Film-)Kunstwerk ans Publikum? Selbstzweifel, ob das, was man da macht, wirklich gut ist, inklusive. Umso besser, wenn ein Festival wie das in diesem Jahr mit dem Begleitprogramm „Luschern vor dem Filmfest“, Hochschultag und der Filmkultur Lounge noch breiter aufgestellte Filmfest SH dafür nicht nur Spiegel, sondern auch die Leinwand bietet. Ganz großes Kino mit unaufdringlichen Mitteln ist auch „To B or to B flat“, ein sensibles Porträt des belgischen Komponisten Boudewijn Buckinx, von den aus Schleswig-Holstein stammenden Berliner Fimemachern Viola Rusche und Hauke Harder, dem die Jury den vom Verein Filmkultur SH gestifteten Langfilmpreis zusprach, der in diesem Jahr aus Anlass des 30. Jubiläums des Vereins und 40. des Kinos in der Pumpe erstmals nach dessen ehemaliger Leiterin und Vereinsvorsitzenden Gesa Rautenberg benannt wurde. „Der Preis geht an einen Film, der Verwickeltes einfach macht und uns einen Menschen und Künstler nahebringt, mit dessen Schaffen wir wahrscheinlich sonst nie in Berührung gekommen wären. Hervorragender Ton und eine klare Kamera, fast minimalistisch, dabei ausdrucksstark und humorvoll wie der Protagonist und seine Musik, begeistern“, urteilte die Jury.
Ebenfalls mit Künstlern setzten sich Dokumentarfilme wie Hille Nordens „Khello Brüder“ und Rainer Komers’ „Barstow, California“ auseinander. In letzterem, dem dritten Teil seiner die Kehrseiten des „amerikanischen Traums“ zeigenden Trilogie, porträtiert Komers in poetischen Bildern neben der kalifornischen Kleinstadt den als Mörder verurteilten Dichter Stanley „Spoon“ Jackson – ohne ihn je zu zeigen. Umso eindringlicher dessen autobiografische Texte im Off-Ton.

Die Preisträger: (v.l.) Viola Rusche und Hauke Harder (Gesa Rautenberg Langfilmpreis), Friedrich Tiedtke (Publikumspreis Kurzfilm) (Foto: jm)
Viel Kunstvolles war auch beim Kurzfilmabend zu entdecken. Etwa Paula Schwabes „Under the Sea“, eine „analoge“ Animation einer Wasserzeichnung, worin Farben injiziert werden, die aquarellartig abstrakt verlaufen und immer wieder neue (bedrohte) Meereswesen erzeugen. So hat Festivalleiter Arne Sommer Recht, wenn er resümmiert, „wie sehr Schleswig-Holstein mit der ganzen Welt verbunden ist, wie wichtig es ist – künstlerisch und politisch – den Kopf nicht in den Sandstrand zu stecken, sondern wach mit der Filmlinse in die Welt zu blicken“. (jm)
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