Monchi schwitzt gegen die „Säue“
Charly Hübners erste Regiearbeit „Wildes Herz“ feierte Kiel-Preview im Studio Filmtheater
Jan „Monchi“ Golkow schwitzt „wie Sau“. Der Sänger der Punkband Feine Sahne Fischfilet ist im Tonstudio: Eingangsszene der Doku „Wildes Herz“, bei der Schauspiel-Star Charly Hübner und Sebastian Schultz Regie führten und die der aus Meldorf stammende Regisseur Lars Jessen (zuletzt: „Jürgen – Heute wird gelebt“) produzierte. Im ausverkauften Studio Filmtheater am Dreiecksplatz feierte der unter anderem von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein geförderte und vom NDR koproduzierte Dokumentarfilm kurz vorm Kinostart am kommenden Donnerstag seine Kiel-Preview. Lars Jessen und die Feine-Sahne-Bandmitglieder Christoph Sell und Jacobus North standen im vom Kieler Filmemacher Helmut Schulzeck moderierten Filmgespräch Rede und Antwort.
Monchi hat schon immer geschwitzt. Als Teenager machte er mit den Hooligans von Hansa Rostock „Karriere“, wurde wegen Randale auf Bewährung „eingebuchtet“, hatte aber „irgendwann keinen Bock mehr“ auf solches „Engagement“. Er verlegte sich auf Musik und macht seit 2007 mit seiner vom Verfassungsschutz immer wieder als „linksextrem“ eingestuften Band antifaschistische Front gegen Neo-Nazis und rassistisch-fremdenfeindliche AfD. Der Film porträtiert ihn, die Band und ihre Schweiß treibenden Aktionen im Landtagswahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern 2016.
(v.l.) Christoph Sell, Lars Jessen und Jacobus North (Foto: jm)
Schon 2013 hatte Charly Hübner in der Reihe „16 x Deutschland“, Kurzfilme über die 16 Bundesländer, Jan Golkow porträtiert. Nun folgt der Langfilm, produziert von Lars Jessens und Sebastian Schultz’ Produktionsfirma Eichholz Film. Jessen möchte in seiner neuen Rolle als Produzent „ein guter Partner für meine Regisseure sein, das, was ich mir für meine Arbeit von manchem Produzenten gewünscht hätte. Nicht im Sinne Direktive, sondern als Sparrings-Partner, der nicht so sehr involviert ist, sondern eher das große Ganze sieht.“
Und hätte Jessen nicht auch selbst Lust gehabt, Regie zu führen? „Ja und nein!“, lacht er. „Ich hatte mit Hübner und Schultz so gute Partner, dass es mir kaum selbst in den Fingern gejuckt hätte.“ Wie sei das als Spielfilm- und TV-Regisseur, nun einen Dokumentarfilm zu produzieren? „Ein Spielfilm sollte dokumentarisch sein und umgekehrt ein Dokumentarfilm wie ein Spielfilm.“ Der spielfilmisch perfekte „dritte Akt“ von „Wildes Herz“ sei zum Beispiel die Geschichte von der Antifa-Aktion der Band am Ende. Der ursprüngliche Ansatz von Charly Hübner sei gewesen, „so einen Typen wie Monchi, der sich 360 Grad nackt macht, der so versaut und anständig ist“, im Spielfilm zu porträtieren.
Aber Monchi ist nun umso authentischer auf der Leinwand, in ganzer Leibesfülle und schwitzend bei seinem konsequenten Eintreten für Demokratie und Menschenwürde. Auch für Lars Jessen ist dies die eigentliche Botschaft des Films: Es komme nicht darauf an, ein besserer Mensch zu werden, wie Monchi vom gewaltbereiten Hooligan zum politischen Musiker, sondern wie die Band und letztlich auch der Film „die zu supporten, die sich für eine bessere und menschlichere Welt engagieren. Man muss nicht perfekt sein, man kann gescheitert oder sogar asozial sein, um sich für andere einzusetzen.“ Insofern sei der Film auch eine Aufforderung, dass „wir, die wir aus unseren lauschigen Latte-Macchiato-Stadtteilen kommen, den Hintern hochbekommen und die Freiheit und Demokratie, von der wir so profitieren, vehement verteidigen.“ (jm)
„Wildes Herz“, Kinostart am 12.4.