Drehberichte FH Kiel, Fachbereich Multimedia Production, Modul Audio- & Videoproduktion 2, WS 2017/2018

Gruppe 4: “Nur für euch”

Zu Beginn des Wintersemesters im September 2017/2018 erhielten wir im Modul “Audio- & Videoproduktion 2” die Semesteraufgabe, einen eigenen Kurzfilm zu produzieren. Dieser sollte dem Genre “Nordic Noir” bzw. “Thriller” zugeordnet sein, im studentischen Milieu spielen und mit folgender Einleitung beginnen: “Maria betritt ihre WG – was sie hört, verändert alles!”
Schon einige Tage nach Bekanntgabe der Aufgabenstellung fanden wir uns auf schnellem und unkompliziertem Wege zusammen, um eine Filmgruppe zu bilden. Während unseres ersten Treffens teilten wir die jeweiligen Aufgabengebiete auf die Teammitglieder auf, damit jeweils ein Ansprechpartner pro Bereich vorhanden sei und unsere Drehtage somit möglichst reibungslos abliefen: Jonas Wuttke und Paul Lendzian übernahmen die Regie sowie Kameraführung, Nadine Krause und Hannah Eckhardt waren für den Ton zuständig, Sarah Piller und Tyadina Lahmann kümmerten sich als Produktionsleitung um alle pre-produktionsbetreffenden Angelegenheiten wie die Strukturierung und Koordination unserer geplanten Drehtage.
Die ersten Übungsstunden des Semesters nutzten wir für die Ideenfindungen eines Plots und das Einholen von Feedback mehrerer externer Zuhörer. Nachdem wir eine Hand voll verschiedener Geschichten aufgestellt und wieder verwarfen hatten, konnten wir unsere Story letztendlich mit verschiedenen Bestandteilen aus all den bisher aufgestellten Einzelsträngen finalisieren und am 26. Oktober beim Probe-Pitch vorstellen. Mit Einbezug der dort eingeholten Rückmeldungen verfasste Jonas Wuttke anschließend unser endgültiges Drehbuch. Ab diesem Zeitpunkt planten und erledigten Sarah Piller und Tyadina Lahmann alle notwendigen Maßnahmen bezüglich der Schauspieler, Locations, Equipment, Requisiten, Sponsoren und des Caterings.
Am Abend des 30. Novembers trafen wir uns für ein erstes Kennenlernen mit unseren Schauspielern Johann Schulz (Radiomoderator/Spaziergänger), Fenja Techow (Maria) und Jonas Kahnwald (Ben). Während sich Johann Schulz über einen von uns öffentlich geschalteten Post auf Facebook auf die Rolle meldete, kontaktierten wir Fenja Techow, die an der Schauspielschule Kiel eine Ausbildung zur Schauspielerin macht, und Jonas Kahnwald, ein gemeinsamer Kommilitone, über private Kontakte. Wir nutzten dieses Treffen, um unseren SchauspielerInnen auf ihre Rollen individualisierte Dispositionspläne zu überreichen, Sprechproben durchzuführen und offene Fragen zu Uhrzeiten, Kleidungsvorstellungen oder Anfahrtswegen zu klären.
Für Freitag, den 1.12.2017 vereinbarten wir ein Treffen mit Johann Schulz im AV-Studio der Fachhochschule Kiel, um die Radiodurchsage an Maria und das spätere Telefonat des Moderatoren aufzunehmen. Nach einigen Probeanläufen erreichten wir schnell die gewünschte Tonlage, die der Radiomoderator unseren Vorstellungen nach ausstrahlen sollte. Wir arbeiteten dennoch zwei unterschiedliche Versionen des Dialogtexts aus, damit wir im späteren Schnitt notfalls ein alternatives Backup verwenden könnten.
Am darauffolgenden Samstag, den 2.12.2017, fanden wir uns um acht Uhr morgens an unserem ersten Set zusammen. Glücklicherweise konnten wir Nadine Krauses Wohnung, in der sie gemeinsam mit drei weiteren Studierenden wohnt, als optimalen Drehort für Marias WG nutzen. Bereits im Voraus wurde besprochen, dass wir unseren Kurzfilm mit einer Sony A7 mit BlackMagic Videoassist (28mm F2.8, 50mm F1.7, 24-70mm) filmen möchten, welche Paul Lendzian über einen Freund beschaffen konnte. Als besonderen Vorteil des Aufnahmegeräts empfanden wir nämlich die Möglichkeit der Aufnahme in ProRes, welches durch eine hohe Datenrate die Möglichkeiten im Grading maximiert. Als weitere Hilfsmaterialien dienten uns ein manueller Slider sowie diverses Licht, welches wir auf Nachfrage aus der Filmwerkstatt Kiel ausleihen durften.
Während das Technikteam eine erste Außenaufnahme am Seefischmarkt (Maria auf dem Fahrrad) drehte, konnte die Produktionsleitung das Catering aufbauen und die vollständige Mise-en-Scène vorbereiten. Hierzu gehörte, den Hausflur von in den Aufnahmen störenden Elementen zu befreien, den Wohnungsflur aufzuräumen und entsprechend zu dekorieren sowie Marias Zimmer mit persönlichen Gegenständen auszustatten.
Im Laufe dieses ersten Drehtags drehten wir alle Szenen, die innerhalb von Marias Treppenhaus, dem Wohnungsflur und ihrem Zimmer stattfinden, bis in die Abendstunden fertig. Alle dabei auftretenden Probleme, wie z.B. fehlender Platz oder sich änderndes Licht, konnten wir stets mit einigen wenigen Handgriffen beheben. Nach diesem erfolgreichen ersten Drehtag waren wir zwar alle ein wenig müde, fühlten uns aber dennoch gut für den kommenden Außendreh am nächsten Tag gewappnet – immerhin war uns bewusst, dass wir uns zu diesem Zeitpunkt wortwörtlich noch “in der Ruhe vor dem Sturm” befanden. Nur ein paar Stunden später, am Sonntag, den 3.12.2017, erwartete uns ein verregneter Morgen, der zunächst weniger optimal für unsere Außenaufnahmen am Rande eines Waldabschnitts bei Kitzeberg erschien. Nachdem wir in den frühen Morgenstunden aufgrund des starken Regens einen zeitlichen Verzug in Kauf nehmen mussten, konnten wir uns anschließend mit dem typisch norddeutschen Wetter abfinden und nahmen die Umstände sogar dankend als unterstützendes Merkmal der Atmosphäre unseres Kurzfilms auf. Letztendlich drehten wir im Zeitraum von zehn Uhr morgens bis kurz nach 18 Uhr abends alle Außenaufnahmen fertig, wobei uns lediglich eine einzige Unterbrechung in Form von Pizza, gesponsert von “Hallo Pizza Kiel”, zu einer kurzzeitigen Pause überreden konnte.
Nachdem wir die teilweise anstrengenden, aber doch sehr lustigen Drehtage für ein paar Tage sacken ließen, trafen wir uns, um einen ersten Rohschnitt unseres Kurzfilms anzufertigen. Anschließend bearbeiteten wir unser Tonmaterial in Adobe Audition CC und synchronisierten es mit dem dazugehörigen Bild. Mit dem Wissen, dass wir tatsächlich einige Szenen kürzen oder gar entfernen müssen, konnten wir unseren Kurzfilm letzten Endes an die vorgegebene Länge von fünf Minuten anpassen. Hätte es keine Längenbeschränkung gegeben, wäre unser Kurzfilm vermutlich gerne 90 bis 120 Sekunden länger geworden. In sechs letzten Treffen haben wir jeweils in festgelegten Teilaufgaben den Schnitt besprochen und umgesetzt, das Ton- sowie Bildmaterial final bearbeitet und das Compositing (Effekte, Titel, Vorspann, Abspann) angefertigt.
Als ersten Schritt berechneten wir für jede Einstellung den Weißwert und passten ihn entsprechend an. Folglich wurden im Prozess des “Gradings” die Blautöne in den Tiefen hervorgehoben, das Bildmaterial geschärft sowie gesättigt und die Kreativ-Funktionen des Lumetri-Farben-Effekt verwendet. Die Motion Graphics, die jeweils den Vor- und Abspann zieren, haben wir mit einem “Liquid Text Effect” angefertigt. Unsere Wahl viel ganz bewusst auf diese Art der Darstellung, da sie mehrere Assoziationen zu unserem Inhalt herstellen kann: die Farbe kann optisch betrachtet das Blut von Bens Wunde widerspiegeln, die Wellenform einen Bezug zum Meer aufbauen oder gar den pochenden Herzschlag unserer Protagonistin darstellen. Im Vorspann unseres Kurzfilmes haben wir die Namen der Schauspieler eingeblendet und im späteren Verlauf den Titel an den Hintergrund getrackt. Im Abspann listeten wir unsere Namen inklusive Funktionen, unsere Sponsoren sowie verwendete Musiktitel auf. Als Highlight unserer Postproduktion empfinden wir die davonfliegenden Vögel zwischen 03:48 und 03:51, da wir hierbei alle zur Auswahl stehenden Compositing-Elemente angewandt haben. Hierfür haben wir als ersten Schritt eine zur freien Verfügung stehende Greenscreen-Aufnahme aus dem Internet mit Colorkey, Weichzeichner und Lumetri-Farbe gekeyt und angepasst. Anschließend mussten wir mehrere Bäume aus unserer Aufnahme rotoskopieren, damit wir diese als eigene Ebene vor die Vögel platzieren konnten, so dass diese nur im Hintergrund zu sehen sind. Als letzten Schritt trackten wir aus unser Handheld-Kamerabewegung einen Baum aus dem Hintergrund, um an diesem die Ebene mit dem Vogelschwarm befestigen und dadurch ein möglichst natürliches Ergebnis erzielen zu können.
Mit der Fertigstellung unseres Semesterprojekts können wir zusammenfassen, dass es sich durchaus lohnt, viel Motivation und Zeit in ein derartiges Projekt zu stecken. Es ist von Vorteil, wenn man direkt zu Beginn des Projekts eine strukturierte Planung bezüglich sämtlicher Vorbereitungen und den daraufhin folgenden Durchführungen aufweisen kann. Wir haben gelernt, dass selbst banal erscheinende Faktoren wie ein richtiges Zeitmanagement, Berücksichtigung möglicher Allergien oder der Austausch von Handynummern von großer Bedeutung sein können. Auch die Regenwahrscheinlichkeit, der Stand der Sonne oder des Windes müssen sowohl für Bild- als auch Tonaufnahmen im Voraus berücksichtigt werden. Während der Drehtage eine shot-list zu führen, hat uns im Laufe der Postproduktion viel Arbeit abgenommen. Da wir uns in unserer Gruppenkonstellation von Anfang an sehr gut verstanden haben und sich jeder in seinem Aufgabenbereich optimal aufgehoben fühlte, hatten wir neben ein paar wenigen stressigen Situationen vor allem viel Spaß am Set. Wir freuen uns schon darauf, unseren Kurzfilm auf einer richtigen Leinwand (voraussichtlich bei der Projektschau im Studio Kino Kiel) anzuschauen und können uns sogar vorstellen, ihn gegebenenfalls auch auf weiteren Plattformen (z.B. auf YouTube) zu verbreiten.
Mit Abgabe unseres Projekts können wir festhalten, dass wir alle neue Fähigkeiten auf verschiedenen Bereichen der Filmerstellung erlernt haben und stolz auf unseren ersten eigenen Kurzfilm innerhalb unseres Studiums an der Fachhochschule Kiel sind. (Nadine Krause und Tyadina Lahmann)
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