59. Nordische Filmtage 2017
Kammerspiel-Thriller auf hohem Niveau
„3 Dinge“ (Jens Dahl, DK 2017)
Auf Festivals muss man sich manchmal fix entscheiden, da machen die Nordischen Filmtage Lübeck keine Ausnahme: Schnell sind die Karten vergriffen, insbesondere für die publikumsfreundlichen Wochenendtermine. Bekannte Namen können ein Entscheidungskriterium sein. Sie bürgen, so der Gedanke, für zuverlässige Qualität. Man kann da aber auch ziemlich falsch liegen, denn natürlich haben es die bekannten Regisseure und Schauspieler aus denselben Gründen (Reputation und Anziehungskraft) auch leichter, ins Festivalprogramm zu rutschen. Doch ein Scandi-Noir-Thriller mit Nicolaj Coster-Waldau überwog dann doch alle Bedenken, einem potentiellen Hype aufzusitzen.
Der Schauspieler Nicolaj Coster-Waldau dürfte den meisten als „Kingslayer“ Jaime Lannister aus „Game Of Thrones“ bekannt sein. Der Däne hat aber, nach eine Schauspielkarriere im dänischen TV, bereits eine Reihe von Hollywood-Credits. Mittlerweile kehrt er eher für einzelne Filme oder Mini-Serien in seine Heimat zurück. So auch für das Spielfilm-Debüt des Drehbuchautoren Jens Dahl. In dem knapp 90-minütigem Thriller gibt Coster-Waldau Mikael, einen ehemaligen Sprengstoffexperten der Polizei, der sich auf einen von gefährlichen Profis organisierten Bankraub eingelassen hat und nun vor der Wahl steht, als Kronzeuge auszusagen oder ins Gefängnis einzufahren. In einem Hotelzimmer, bewacht von zwei ehemaligen Kollegen, wird Mikael von der schneidigen Staatsanwältin, die seinen Aussagen zunächst keinen Glauben schenken will, befragt. Denn der Banküberfall kann nur mit Hilfe eines Polizei-Insiders geplant worden sein. Mikael beginnt ein undurchschaubares Pokerspiel, fordert im Gegenzug für seine Informationen drei Dinge. Außer persönlichen Gegenständen und seiner Lieblings-Pizza, muss die Polizei seine Ex-Freundin Camilla (Birgitte Hjort Sørensen aus „Borgen – Gefährliche Seilschaften“) ins Hotelzimmer bringen, die ihn vor Jahren ohne Erklärung verließ, um unterzutauchen. Es ist ein Spiel auf Zeit und mit hohem Einsatz: Jederzeit können die Profigangster das Versteck des Kronzeugen ausfindig machen. Mikael versucht aber, Camilla zu überzeugen, mit ihm ins Zeugenschutzprogramm zu gehen und ein neues Leben anzufangen.
Birgitte Hjort Sørensen und Nicolaj Coster-Waldau in „3 Dinge“ (Foto: NFL)
Jens Dahl schrieb sich für sein Debüt einen geradlinigen Neo-Noir-Thriller, der seine Spannung lediglich aus der Figurenkonstellation und deren versteckten Motiven zieht. Er braucht für seine Inszenierung nicht mehr als fünf hervorragende Darsteller und ein Hotelzimmer. Die Action-Elemente sind äußerst spartanisch eingesetzt, überraschen dafür umso effektiver. Viele Elemente seiner Geschichte sind allerdings allzu bekannte Zutaten: Der Under-Cover-Cop, der sich auf die falsche Seite schlägt, der versteckte Kronzeuge, der mit allen Mitteln zum Schweigen gebracht werden muss. Den passenden Tonfall trifft Dahl allerdings schon recht gut. Und mit Coster-Waldau und Hjort Sørensen hat er einen kleinen Besetzungs-Coup landen können, der den Thriller letztendlich sehenswert macht. (dakro)
„3 Dinge“ (OT: 3 ting), DK 2017, 88 Min. Regie & Buch: Jens Dahl, Kamera: Adam Wallensten; Darsteller: Nicolaj Coster-Waldau (Mikael), Birgitte Hjort Sørensen (Camilla), Lærke Winther (Nina), Jacob Ulrik Lohmann (Sander), Morten Holst (Carsten); Produktion: Caroline Schlüter Bingestam, Jacob Jarek