59. Nordische Filmtage Lübeck 2017

Die Zukunft des filmischen Erzählens: Virtual-Reality und 360-Grad-Projektionen bei den NFL 2017

Bei den Nordischen Filmtagen Lübeck gab es in diesem Jahr eine eigene Reihe mit 360-Grad-Projektionen und Virtual-Reality-Präsentationen im eigens im Stadtzentrum aufgestellten Fulldome. In kurzen, meist zweiteiligen Vorführungen konnte man den technischen Stand der Dinge bestaunen und sich ausmalen, wie Filmemacher zukünftig Immersive Medien und insbesondere die Möglichkeiten der Virtual Reality für das audio-visuelle Erzählen nutzen können. Initiiert und kompetent kuratiert wurde die Reihe von Ralph Heinsohn, Designer, Director und Producer von Immersiven Medien. Er stand und steht uns im Nachgang für Fachfragen zur Verfügung und hat für unsere Leser praktische Tipps für den Einstieg in die Virtuelle Welt (am Ende dieses Artikel) zusammengestellt.
Der Fulldome bei den Nordischen Filmtagen Lübeck (Fotos: dakro)
Die Präsentationen am Samstagnachmittag stehen stellvertretend für ein breit gefächsrtes Programm über die gesamte Laufzeit des Festivals: Während sich die meisten Besucher im Kuppeldome in Liegestühlen mit Blickrichtung Kuppeldecke entspannen konnten, wurde ein Gast mit VR-Headset ausgerüstet und in die virtuelle Welt des Kurzfilms „Nothing Happens“ entlassen. Was sich hinter der Brille abspielt, können die Liegenden als Projektion an der Kuppeldecke nachverfolgen. In der VR-Welt ist es natürlich möglich, die Blickrichtung zu ändern, um die Geschehnisse um sich herum wahrzunehmen.
Mittels 360-Grad-Projektion verfolgen, was der Player in der Virtual Reality erlebt
In dem VR-Kurzfilm von Michelle und Uri Kranot wird nur nach aktivem Erkunden des Players klar, wo wir uns eigentlich befinden: Eine verschneite Landschaft, karge Bäume, in der Ferne ein Dorf. Eine kleine Gruppe Menschen versammelt sich, hinter uns spielt eine kleine Kapelle. Wir nehmen eine merkwürdige Unterperspektive ein: Stehen wir etwa in einem Grab, sind wir auf einer Beerdigung? Das herauszufinden, während sich um uns herum eine kurze Handlung entfaltet, macht den Reiz dieser kleinen VR-Welt aus.
Die 360-Grad-Fulldome-Projektion zeigt die Perspektive des VR-Players
Ralph Heinsohn, Designer, Director und Producer von Immersiven Medien, und Nico Uthe, VR Nerds Hamburg, präsentieren als zweite Anwendung das interaktive VR-Spiel „Lucid Trips“, das sehr anschaulich die Möglichkeiten des Mediums zeigt. Während ein Player mit VR-Brille und bewegungsgesteuerten Controllern an den Händen sich durch die traumartige Landschaft eines fremden Planten bewegt, können die anderen Gäste im Fulldome wiederum das Geschehen am Kuppeldach verfolgen. „Lucid Trips“ ist eine im ersten Level einfach gehaltene VR-Variante eines Geschicklichkeitsspiels, bei dem es gilt, ein Gefühl für Raum und Geschwindigkeit zu entwickeln. Die Grafik läuft flüssig, und nach kurzer Eingewöhnung bewältigt auch der ungeübte Gamer das erste Level. Das sieht nach Spielspaß aus. Natürlich sind Games eine offensichtliche und erfolgsträchtige Anwendung für Virtual Reality. Heinsohn und Uthe führen aber insbesondere Visualisierungen von Lerninhalten und Wissenschaftsvisualisierungen als Anwendungen auf. In der Medizintechnik lassen sich z.B. Operationsvorbereitungen unter Einsatz von VR erweitern und verbessern. Vorstellbar sind auch VR-Präsentationen für Kultureinrichtungen und Museen (Sammelbegriff „Education“). Auch für Architekten und Makler kann Virtual Reality ein Tool für die Planung und Umsetzung von Bauvorhaben sein.
Geschicklichkeitsspiele wie „Lucid Trips“ sind nur die Spitze des Eisbergs an kommerziellen Anwendungen
Das Interesse an den Präsentationen im Kuppeldome ist groß. Heinsohn erklärt, dass man aber auch schon mit einfachen Mitteln, dem eigenen Smartphone und einer kostengünstigen VR-Brille, den ersten Schritt in die Virtual Reality machen kann. Es gibt bereits Apps, die insbesondere Dokumentationen und Dokumentarfilme für den Betrachter zum Download bereit halten. Wer einmal mitten in einem Protestzug in New York dabei sein will oder hautnah eine Ebola-Krise in einem afrikanischen Dorf miterleben will, sollte die App „WithIn“ testen und den ersten Schritt in eine größere (Medien-) Welt wagen. (dakro)

Empfehlungen:

Ralph Heinsohn, Designer, Director und Producer von Immersiven Medien, steht unseren Lesern dankenswerterweise für Fragen zur VR-Präsentation und 360-Grad-Projektion im Kuppeldome gerne zur Verfügung: info@ralphheinsohn.com.
Der Blog von Nico Uthe und den VR Nerds Hamburg ist eine nachdrückliche Empfehlung von Ralph Heinsohn. Dort finden sich kompetente Informationen zu Hardware, Videos, Games, Tests, Tutorials rund um die Themen VR, Augmented Reality, 360-Grad etc.
Für den Einstieg in 360-Grad-Medien empfiehlt es sich, die Apps „WithIn“ und „Arte 360 Grad“ zu probieren. Dort sind kuratierte 360-Grad-Filme abgelegt, die man sich kostenlos aufs Smartphone laden kann.
Das c’t Sonderheft „Virtual Reality“ (Heise Verlag) erschien zwar schon 2016, wurde aber seitdem mehrmals neu aufgelegt. Ihm liegt eine VR-Brille aus Pappe bei; mit dem eigenen Smartphone kann man dann sogleich in die VR-Welt einsteigen.
Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf infomedia-sh:
VR-Headsets im Low-Cost-Bereich:
  • Für knapp 30 Euro: View Master (sehr gutes Preis-Leistungverhältnis): www.view-master.com/de-de.
  • Für knapp 100 Euro: Zeiss VR One Headset mit etwas besseren Linsen und Verarbeitung (ansonsten keine Unterschiede in der Funktionalität): www.zeiss.de/virtual-reality/home.html.
  • Circa 300 Euro kosten die Samsung Gear Systeme, bei denen schon ein bisschen Interaktivität möglich ist und es in Richtung der professionelle VR-Hardware „Vive“ und „Oculus“ geht.
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