FilmFörde #21 zeigt: Abenteuer Alltag – Filme von Helmut Schulzeck und Jörg Meyer
Das zweijährige Jubiläum der Filmreihe FilmFörde feiern die Kuratoren Helmut Schulzeck und Jörg Meyer mit einer Reihe eigener Filme, die der Absurdität des Alltags auf den Fersen bleiben.
Filme von Helmut Schulzeck
Das ironische Mockumentary „Was ich gerne mag“ (2016, 46 Min.), im Gewand eines Essayfilms daherkommend, entwirft das unbedarfte Weltbild einer jungen arbeitslosen Frau. Der Film begleitet die Protagonistin Gaby Reichert durch ihren Alltag Ende der 90er Jahre und dokumentiert dabei die Vorlieben der naiven Protagonistin. Reicherts fast beiläufige, aber temperamentvolle Beschreibungen und fantasiereiche Erzählungen rühren an, produzieren aber vor allem seltsame bis absurd komische Momente. Schon die Titel der einzelnen Episoden (Paternoster, Schwarzarbeit, Hundespaziergang, Kleideranprobe, Waschsalon, Zimmer mieten) geben eine für die Zeit typische „Normalität“ vor. Naive Lebensfreude, Komik und sanft anklingende Einsamkeit stecken dabei den Rahmen im Leben dieser mitteilungsfreudigen Frau ab und lassen den Zuschauer „einen Blick zurück in die optimistische Zeit der Jahrhundertwende“ werfen. Dabei täuschen beredte Spielfreude und ein enormes Improvisationstalent der Darstellerin eine Authentizität vor, die immer wieder vergessen lässt, dass die Geschichte nur gespielt und keine echte Dokumentation ist.
In „Heide“ (2017, 11 Min.) wird die „postfaktische“ Identität einer schleswig-holsteinischen Politikerin im Jahre 2003 skizziert, die Probleme mit ihrer alltäglichen Selbstdarstellung hat. Sie hält sich für Heide Simonis.
Um wen oder was geht es eigentlich hier, fragt sich der Zuschauer bei „Düsseldorf oder Norbert und Bruno“ (2017, 8:30 Min.). Die Kurzkomödie wirft ein Schlaglicht auf die spießigen Ansichten zweier vorgeblicher Frauenversteher, die schließlich nach andeutungsreichem Wortgefecht ihren Frieden miteinander machen.
„Kielüber usw.“ (2017, 3 Min.) ist ein kleiner schmutziger Film über den Zustand der Kieler Innenstadt im Frühherbst 2017.
Filme von Jörg Meyer (ögyr)
Das „video.poem“ „RGG“ (2013/2017, 5 Min.), im November 2017 beim 12. DBA Kurzfilmfestival mit dem „Spezialpreis der Jury“ ausgezeichnet, spielt mit den Ampelfarben (Rot-Gelb-Grün) auf dem allnächtlichen Weg zur Tanke, um Bier zu holen. Weitere „Treibstoffe“ dieses „Abenteuers“: Johann Sebastian Bachs Kantate BWV 21 („Ich hatte viel Bekümmernis“) und natürlich Poesie. Ein Film, der „auf eigenwillige Weise das Erhabene mit dem Profanen verbindet“, so die Jury des 12. DBA Kurzfilmfestivals. Erhabenheit und die Profanie einer Bibliothek treffen auch in „buch[t]fluch[t]“ aufeinander – eine kleine Hommage an feenhafte Bücherwesen und an Stanley Kubricks „The Shining“ …
Ebenfalls in der Nach(t)barschaft steht ein „turm“ (AT, 2017, work in progress (#1, #2, #3), ca. 15 Min.). Das Kieler Wahrzeichen ist zur Zeit gerade „eingepackt“, weil es runderneuert wird. Den Fortschritt der Bauarbeiten verfolgt der Kurzfilm tagebuchartig.
Donnerstag, 11. Januar 2018, 19 Uhr, KulturForum Kiel (Andreas-Gayk-Str. 31)
Eintritt: 5 € (erm. 3 €, Geflüchtete frei)
Infos: www.facebook.com/filmfoerde