Das Herz auf der Zunge
Abschied von Christel Marchi
Als ich vor wenigen Wochen im Metro-Kino Gelegenheit hatte, anlässlich der „Kieler Woche der Kinos“ meinen alten Dokumentarfilm „Regina Blues“ (1994) noch einmal zu zeigen, da fragten mich einige, warum denn Christel, die im Film eine wichtige Rolle spielt, nicht dabei sei. Tage zuvor hatte ich noch im Telefonbuch recherchiert, ob sie noch in ihrer alten Wohnung in der Wik wohnte. Es war kein Eintrag mehr vorhanden. Auf meine Nachfrage erfuhr ich an jenem Abend im Metro von Andre Liebmann, ihrem alten Kollegen aus Regina-Zeiten, dass es ihr nicht so gut gehe. Ich hatte sie schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. Jetzt erhielt ich die traurige Nachricht, dass Christel Marchi im Alter von 71 Jahren nach langer schwerer Krankheit am 9. November 2017 verstorben ist.
Christel am letzten Tag des Reginas (26.12.1990) (Foto: Helmut Schulzeck)
Als witzige Eisverkäuferin im kultigen Kieler Regina-Programm-Kino erlangte Christel in den 80er Jahren stadtbekannte Popularität. Sie trug ihr Herz auf der Zunge, war selten um einen humorvoll-frechen Spruch verlegen, provozierte ihr Publikum bisweilen bis aufs äußerste und hatte aber immer die Lacher auf ihrer Seite. Ihr fast schon legendärer Ruf als illustere Alleinunterhalterin während des Eisverkaufs im Kinosaal zwischen Werbung und Hauptfilm wuchs fast noch mehr, als man sie nicht mehr vor Ort im Regina erleben konnte, und überdauert so schon Jahrzehnte die Schließung des Reginas im Dezember 1990. (Helmut Schulzeck)
Hier ein Ausschnitt mit Christel Marchi aus dem Dokumentarfilm „Regina Blues“ (D 1994, 60 Min.)