Die Filmbriefe der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein (1989 – 2000) auf www.infomedia-sh.org
In der September-Ausgabe 2017 unseres Newsletters www.infomedia-sh.org starteten wir mit einer historischen Serie. Jeden Monat wird in chronologischer Folge eine Nummer des Filmbriefs der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein e.V. (heute Filmkultur SH) im PDF-Format zusammen mit einigen förderungsgeschichtlichen bzw. editorischen Anmerkungen veröffentlicht. Hier Filmbrief Nr. 2 vom Dezember 1989.
Anmerkungen zum Filmbrief Nr. 2: Die tastenden Anfänge einer Erfolgsstory
Die ersten Projektförderungen können in diesem Filmbrief vermerkt werden. Rund 88,5 Tsd. DM werden für 7 Projekte bewilligt. Über dem Sturm im Wasserglas, der darauf hin im Januar folgte, wird im Zusammenhang mit dem nächsten, dem Filmbrief Nr. 3 zu berichten sein.
Blick zurück in Zeiten, als Film noch „mit der Hand gemacht“ wurde (Foto: hsch)
Hauptthema in diesem Filmbrief ist die Filmwerkstatt in der Kieler Muhliusstraße 31, die Mitte Januar 1990 unter ihrem Leiter Bernd-Günther Nahm eröffnet werden sollte. Sie sollte durch praktische Hilfen den infrastrukturellen Aufbau einer jungen schleswig-holsteinische Filmszene unterstützen. Die Bereitstellung von Produktionsmitteln, die zu günstigen Konditionen ausgeliehen werden konnten, und die kundige Beratung (in erster Linie) für den Filmemachernachwuchs im Lande sollten dazu beitragen, „die Möglichkeit einer eigenen, regionalen, film-kulturellen Identität zu schaffen“, wie es im Filmbrief in leicht gedrechselten Ausdrucksweise vorsichtig formuliert wird.
„Am Anfang gab es einen muffigen Kellerraum in der Muhliusschule, eine 16-mm-Kamera und einen Schneidetisch, auf dem Filmrollen vor- und zurückgespult wurden, millimetergenau, bis der Bildschnitt stimmte. 1989 war das, da eröffnete in Kiel die Filmwerkstatt – ein Treffpunkt für Schleswig-Holsteins Filmemacher, der Rat und Werkzeug bot und sich bald zum Knotenpunkt entwickelte für ein kontinuierlich wachsendes Netzwerk.“ So beginnt ein Artikel der Kieler Nachrichten zum 20-jährigen Jubiläum der Filmwerkstatt (KN, 6.3.2009).
Liest man heute den Filmbrief Nr. 2, dann fallen die angestrebten, gruppendynamischen, auf gegenseitige Hilfe bauenden Prozesse und Zusammengehörigkeitsbestrebungen besonders auf. Die Projekte sollten einem regelmäßig tagenden Plenum der FilmerInnen vorgestellt werden, von einem Bonussystem für gegenseitige Hilfe ist die Rede, größtmögliche Transparenz wird angestrebt. Die Filmwerkstatt soll als Koproduzent auftreten können und an der Auswertung der fertig gestellten Filme beteiligt werden. Von Rückzahlung der Förderung über ein Bonussystem mit Berechtigungsscheinen an Stelle eines Honorars für Mitarbeiter an den jeweiligen Produktionen ist die Rede.
Zusammenfassend gesagt bestimmte ein idealistischer Elan gepaart mit kleinbürokratischem Tasten nach den richtigen Weg die Anfänge der Filmwerkstatt, zumindest in den schriftlichen Zeugnissen wie dem Filmbrief. Zu erkennen ist ein Ausloten der Möglichkeiten, den Gegebenheiten gerecht zu werden. Trotz aller Vorbilder (beispielsweise durch die Hamburger Filmförderung), für Schleswig-Holstein musste Pionierarbeit geleistet werden. Die Kulturelle Filmförderung SH, Filmbüro und Filmwerkstatt mussten sich finden und erfinden. Es galt, den Bedürfnissen einer erwartungsvollen Klientel gerecht zu werden und zugleich das Vertrauen der Landespolitik zu bestätigen, das seinen größten Ausdruck in den Steuermitteln fand, die für die Förderung zu Verfügung gestellt wurden.
Relativ schnell bewiesen sich Filmbüro in Lübeck und Filmwerkstatt in Kiel als Anlaufstellen und kulturelle Lobbyfilialen für die Bedürfnissen, Hoffnungen, Nöte und Sorgen der jungen Filmschaffenden im Lande. Nicht nur eine sensible, unbürokratische, realitätsnahe und individuelle Förderpraxis für die finanziell bedachten Projekte, sondern darüber hinaus auch praktische Unterstützung vieler anderer Hilfe- und Ratsuchenden in Sachen Film zeichnete die beiden „Standbeine“ der neuen Institution Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein aus. (Helmut Schulzeck)