Bewegte Welt // Bewegte Bilder

Tagung des Kompetenzzentrums für Kunstpädagogik, Kunsthistorisches Institut der CAU Kiel am 8. und 9. Juni 2017 – ein Rückblick

Ein großer Teil dessen, was Kinder und Jugendliche von der Welt sehen und kennen, wird ihnen medial über Bewegtbilder vermittelt. Seit einigen Jahren sind sie zudem in der Lage, sich selbst an der globalen Bewegtbildproduktion zu beteiligen, indem sie beispielsweise selbst erstellte Filme über Onlineplattformen und soziale Netzwerke distribuieren. Die technologischen Entwicklungen stellen die Kunstpädagogik und andere Fachdisziplinen, die sich dem übergreifenden Auftrag der Film- und Medienbildung stellen, vor neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen. Durch einen multiperspektivischen Blick auf das Themenfeld sowie die Verzahnung von Ansätzen aus Theorie und Praxis unternahm die Tagung den Versuch, sich dem pädagogischen Potenzial des Bewegtbildes von mehreren Seiten anzunähern.
Vorgestellt wurden Best-Practice-Beispiele und Lehrinnovationen, theoretische Konzeptionen und praktische Umsetzungen auf Schul-, Studien- und Wissenschaftsebene. Unter den Referent*innen befanden sich profilierte Wissenschaftler*innen, Lehrer*innen, Student*innen und Filmemacher*innen aus Deutschland, Dänemark und Norwegen.
Das Konzept der Tagung wurde von Friederike Rückert entwickelt und organisatorisch umgesetzt. In unserem Interview mit Friederike Rückert können Sie mehr über die Hintergründe und aus der Tagung resultierende Aktivitäten erfahren.

Überblick über das Tagungsprogramm

Prof. Dr. Klaus Gereon Beuckers eröffnete die Veranstaltung als geschäftsführender Direktor des Kunsthistorischen Instituts der CAU Kiel mit einem Grußwort. Initiatorin und Organisatorin Friederike Rückert führte in die Thematik ein und stellte die Verbindung zwischen Kunstpädagogik und Filmbildung aus historischer und aktueller Perspektive heraus.
Im ersten Block ging es um Lern- und Lehrfilme und die Schnittstellen zwischen Naturwissenschaften und Kunst in diesen Formaten. Prof. Dr. Kerstin Kremer, Professorin für die Didaktik der Biologie am IPN Kiel, stellte in „Unsichtbares sichtbar machen – Film als Medium der Wissenschaftskommunikation“ vor, wie Studierende der Lehramtsfächer Kunst und Biologie fächerübergreifend Lehrfilme zum Themenkomplex „Nachhaltigkeit“ am Beispiel von Virtuellem Wasser erstellten. Prof. Dr. Axel Buether von der Universität Wuppertal wies im Vortrag „Didaktik des Lernfilms“ auf neue digitale Strategien zur Informationsvisualisierung, Erfahrungsbildung und Wissensvermittlung hin und zeigte diese am Projekt der transdisziplinären Lehr- und Lernplattform colour.education praxisbezogen auf.
Burkhard Inhülsen im Gespräch mit Prof. Dr. Axel Buether (rechts)
Auch aus dem benachbarten Dänemark und Norwegen waren Referenten angereist und stellten Aspekte der dortigen schulischen und außerschulischen Filmbildung vor. Hans Oluf Schou, Lehrer am Gymnasium Viby in Arhus, berichtete über Film- und Medienbildung an dänischen Gymnasien seit 1978. Er stellte das Unterrichtsfach vor und zeigte das Niveau der schulischen Produktionen an Beispielen auf. Ulrik Krapper stellte die Arbeit von „Station Next“ in Hvidovre (Dänemark) vor, einer Einrichtung, in der Schüler*innen angeleitet von professionellen Filmemacher*innen in mehrtägigen Filmworkshops Filme realisieren können. Thomas Bjerke aus Lillehammer stellte in „It’s about having fun, stupid!“ das in diesem Teil Norwegens erarbeitete Filmbildungskonzept des „Filmbus“ vor, mit dessen Hilfe Teenager jedes Jahr tausende von Filmen umsetzen.
Als best practice Beispiel in puncto Nachwuchsförderung für die Filmszene berichtete Burkhard Inhülsen vom „up-and-coming“-Festival in Hannover und vom Netzwerk für den Filmnachwuchs, das sich in über 40 Jahren rund um das Festival in ganz Niedersachsen etablieren konnte.
Vier Vorträge beleuchteten das Themenfeld aus filmtheoretischer und pädagogischer Perspektive.
Hans Oluf Schou aus Aarhus im Gespräch mit Prof. Dr. Markus Kuhn, dem neuen Leiter des Instituts für Neuere deutsche Literatur und Medien
Prof. Dr. Markus Kuhn, neu berufen an das Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien der CAU sprach über „Die Transmedialität des Films“. Dr. Eckhard Pabst, Mitarbeiter am Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien sowie Leiter des Kinos in der Pumpe, stellte in „Die Gemachtheit der Filmbilder“ semiotische Zugänge zur Filmanalyse im Schulunterricht vor. Dr. Werner Barg, Filmproduzent und Vertretungsprofessor in Halle (Saale), stellte in „Blockbuster-Culture“ heraus, warum Jugendliche das Mainstream-Kino so faszinierend finden und welche Bildungspotenziale sich aus diesem ableiten. Dr. Bettina Henzler, Mitarbeiterin des DFG-geförderten Forschungsprojekts „Filmästhetik und Kindheit“ an der Universität Bremen sprach über „Mit Auge und Hand: Ästhetische Filmbildung als Zusammenspiel von Wahrnehmung, Imagination und Handwerk in ’Jacquot de Nantes’ (Agnès Varda, 1992)“.
Dr. Bettina Henzler (links) im Gespräch mit Dr. Werner Barg und Friederike Rückert
Praxisbeispiele aus der Schule kamen sowohl von Filmemacher*innen, die an Schulen arbeiten, als auch von Lehrkräften. Der Hamburger Animationsfilmer Sören Wendt berichtete in „FilmeMACHEN lernen bedingt FilmeSEHEN“ von seinen Erfahrungen in Praxisworkshops zum Animationsfilmen an Schulen in Hamburg und Schleswig-Holstein sowie in der Lehrer*innen-Bildung. Klaus Küchmeister, Lehrer und Medienpädagoge aus Hamburg, lotete die Potenziale und Chancen von Handy, Smartphone und Tablet für die „Filmbildung in der Kunstpädagogik“ aus. Carolin Wiese, Lehrerin für Kunst und Musik und Doktorandin an der Universität Bielefeld, stellte „Schnittstellen von Film und Neuer Musik in intermedialen Kunstformen“ vor. Den Abschluss machten die Kieler Filmemacher*innen und Hochschullehrende (Uni Flensburg und Muthesius Kunsthochschule Kiel) Quinka F. Stoehr und Fredo Wulf, die Beispiele der interkulturellen Begegnung mit Film in ihrem Vortrag „Perspektivenwechsel – Interkulturelle Filmbildung an Schulen“ aufzeigten.
Quinka F. Stoehr und Fredo Wulf stellten Film-Beispiele vor, moderiert von Johann Schultz und Clara Engel (v.l.)
In einem Kurzfilmabend wurden von der Lehramtsstudentin Clara Engel und von Johann Schultz vom Landesverband Jugend und Film Schleswig-Holstein e.V. Schüler*innen-Filme vorgestellt. (Zusammenfassung + Fotos: dakro)
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