PentaQuatsch – oder: wenn SciFi-Fans SciFi-Filme machen
Die Webserie „PentaQuad“ startete mit einer Pilotfolge
Trailer-Zitat zu Anfang, damit man weiß, um was es im dürftigen Plot geht: „Im Jahr 2060 brechen fünf mutige Astronaut*innen [gegendert vom Autor] auf, um das letzte große Abenteuer der Menschheit zu starten: Die interstellare Raumfahrt. Neun Jahre sind sie mit den modernsten Antriebstechniken unterwegs, um am Rand des Sonnensystems den von Prof. Higgs entwickelten Hyperstream-Antrieb zu testen, der sie mit einem Sprung in das Nachbarsystem Alpha Centauri bringen soll. Wären da nicht die Tücken der Technik.“
… und wären da nicht die Tücken des Filmemachens aus einem SciFi-Fan-Habit heraus. Hat man Regisseurin Jessica Dahlkes auf Facebook veröffentlichte Fotos von „Star Wars“ entlehnten knuddeligen Robotern noch als Fan-Marotte goutiert und ja auch mit ihr echt niedlich gefunden, wird’s nun ernst. Gut 50 Jahre nach „Raumpatrouille Orion“ und „Star Trek“ (first Generation) und 40 nach „Star Wars“ kann mensch* eigentlich nichts mehr nachlegen – außer persiflierend. Genau das versucht die Kieler Comedy-Truppe „The Flying Discman“ in der Web-Serie „PentaQuad“ (gefördert von der Filmwerkstatt Kiel). Und scheitert dabei einigermaßen herrlich in bloßem Quatsch.
Herrlich schon wegen der luziden Kulisse. Orions Bügeleisen können ebenso einpacken wie Raumschiff Enterprise’s Salzstreuer als Tricorder-Sonde. Gleichwohl macht genau das einen gewissen Charme der aufwendigen „PentaQuad“-Deko aus, dass sie solch Ehemaliges zitiert. Deko also sehr gut, Chapeau! Macht aber noch keinen guten Film. Dieser hier, 17-minütig, die Pilotfolge für die Web-Serie, tröpfelt müde ihre Gags in die Weiten des Welt(t)raums. Wo will diese „PentaQuad“ hin? Nach Alpha Centauri? Was aber will sie da? Ist der Weg vielleicht nur das Ziel – oder das Ziel im Weg?
Herrlich auch der gespielte Orgasmus vom Kieler Filmsternchen Hille Norden als Prof. Dr. Dr. Dr. Limbinski vor der Web-Cam, die somit genau zurück ins allzu Irdische des Netz-Wahnsinns verweist. Und eigentlich peinlich, dass diese junge, doch bereits arivierte Filmemacherin („Jola“) so vern[u/e]tzt wird. Aber – im doppelten Wortsinn – natürlich auch lustig.
Space-Orgasmus vor der Webcam: Hille Norden als Prof. Dr. Dr. Dr. Limbinski (Foto: Website)
Quatsch also? Als solchen bloßen möchte der Rezensent das nicht ad acta legen, weil er merkt, dass unter der Oberfläche wohl noch mehr schlummert. Genervt von der Figur des „Commander“ (Torben Sachert) und dessen Slapstick-Kampf mit dem widerständigen Chef-Sessel sowie mit den unvermeidlichen (weil zu „Star Trek“ gehörenden) pink-wollenen Tribles, hofft er auf weitere Folgen (unterstützbar auf startnext.com). Wenn die nicht zu Alpha Centauri wandern, sondern ein bisschen mehr Erdung zum Filmemachen bekommen, könnte der Quatsch durchaus eine veritable norddeutsche Film-Quad werden. (jm)