FilmFörde #16 zeigt: „Deportation Class“
(D 2016, 85 Min.)
Dokumentarfilm von Carsten Rau und Hauke Wendler
Sie kommen in der Nacht, sie reißen Familien aus dem Schlaf und setzen sie in ein Flugzeug: So genannte Zuführkommandos von Polizei und Ausländerbehörden haben im vergangenen Jahr 25.000 Asylbewerber aus Deutschland abgeschoben. Und jetzt im Wahlkampf fordert die Bundeskanzlerin bereits eine „nationale Kraftanstrengung“, um noch härter durchzugreifen. Doch was bedeutet eine Abschiebung eigentlich? Und was macht sie mit den Männern, Frauen und Kindern, die abgeschoben werden?
Nachts aus dem Schlaf gerissen, werden albanische Familien abgeschoben. Still aus „Deportation Class“
Der 85-minütige, preisgekrönte Dokumentarfilm „Deportation Class“ zeichnet ein umfassendes Bild dieser staatlichen Zwangsmaßnahmen: Von der Planung einer Sammelabschiebung über den nächtlichen Großeinsatz in den Unterkünften der Asylbewerber bis zu ihrer Ankunft im Heimatland und der Frage, was die Menschen dort erwartet.
Erstmals hatten die Regisseure Carsten Rau und Hauke Wendler, die zu diesem Thema bereits den mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „Wadim“ realisierten, die Möglichkeit, eine Sammelabschiebung zu filmen. Dabei wurden 200 Asylbewerber nach Albanien ausgeflogen: Bewegende, teils schockierende Bilder, die in Deutschland so noch nicht zu sehen waren.
„Deportation Class“ zeichnet aber nicht nur ein präzises, nüchternes Bild dieser nächtlichen Abschiebungen. Der Film gibt auch denjenigen ein Gesicht, eine Stimme und damit ihre Würde zurück, die in den Fernsehnachrichten nicht zu Wort kommen: Menschen wie Gezim, der in Deutschland auf eine bessere Zukunft für seine Kinder hoffte und nun ohnmächtig zusehen muss, wie sein Traum zerplatzt. Oder die Familie von Elidor und Angjela, die vor der Blutrache flüchten musste und nach der Abschiebung in Albanien ins Bodenlose stürzt.
„Deportation Class“ wurde beim 21. Filmfest Schleswig-Holstein mit dem Dokumentarfilmpreis 2017 ausgezeichnet. Eine Filmkritik von Helmut Schulzeck findet sich hier.
Donnerstag, 15. Juni 2017, 19 Uhr
KulturForum in der Stadtgalerie Kiel
(Andreas-Gayk-Str. 31, Neues Rathaus, 24103 Kiel)
Eintritt: 5 Euro (erm. 3 Euro, Geflüchtete frei)