56. Nordische Filmtage Lübeck 2014
Aufbruch und Neuorientierung prägen das Spielfilmprogramm der 56. Nordischen Filmtage Lübeck
Geprägt von Aufbruch und Neuorientierung präsentiert sich das vielfältige Spielfilmprogramm der 56. Nordischen Filmtage Lübeck mit 18 Filmen, die um drei Preise beim Festival konkurrieren. Insgesamt 16 Spielfilme des Wettbewerbs bewerben sich zudem um den Baltischen Filmpreis, der ausschließlich einem „herausragenden Spielfilm aus den nordischen Ländern“ zugesprochen wird. Acht Deutschlandpremieren und 2 internationale Premieren wird es im Spielfilmwettbewerb des Festivals geben.
Junge Protagonisten brechen in Filmen, deren Handlung in den 1960er Jahren angelegt ist, in ein neues Leben auf, inspiriert von der Musik oder neuen Subkulturen. So in „Beatles“ des norwegischen Regisseurs Peter Flinth, der persönlich beim Festival mit dabei sein wird, oder dem dänischen Film „Itsi Bitsi“, zu dem Regisseur Ole Christian Madsen auch seinen Hauptdarsteller Joachim Fjelstrup mit nach Lübeck bringt. In die Gegenwart zurück holen die Zuschauer schnelle Autos, die junge Menschen zu einem Leben „Im roten Bereich“ („On the Edge“) antörnen – seinen Film präsentiert Regisseur Christian E. Christiansen persönlich in Lübeck – oder die Arbeitslosigkeit, die sie zwingt, als „Schwedenbastard“ („Underdog“) in Ronnie Sandahls Film ihr Glück im benachbarten Ausland zu versuchen. Auch er reist in die Hansestadt. Nach dem Verlust der Eltern suchen auch die Jungen in „Speed Walking“ und „Ein Junge steht Kopf“ („Boy Upside Down“) nach neuer Orientierung und finden dabei wunderbare Freunde oder werden ein Stück weit erwachsener. Beim letztgenannten Film ist der finnische Regisseur Juha Lehtola als Gast bei den NFL.
Auf der Flucht vor dem stalinistischen Gulag schlägt sich die 10-jährige Marija als „Die Streunerin“ („The Excursionist“), im Film des Litauers Audrius Juzenas, in den 1950er Jahren über 6.000 Kilometer von Russland in ihre litauische Heimat durch – der Regisseur hat nach einer wahren Geschichte inszeniert und ist ebenfalls zu Gast. Die Protagonistinnen von Ilmar Raags „Ich komme nicht zurück“ („I Won’t Come Back“) sind heute in umgekehrter Richtung nach Kasachstan unterwegs. Der Regisseur gewann im letzten Jahr den Publikumspreis mit „Kertu“ und wird auch dieses Jahr seinen neuen Film wieder persönlich präsentieren. Wie die jungen Finnen in J-P Valkeapääs Roadmovie „Auf der Flucht“ („They Have Escaped“) kommen die Jugendlichen aus einem Heim und suchen eine Heimat.
Aber Aufbruch ist nicht nur der Jugend vorbehalten: Im Eröffnungsfilm „1001 Gramm“ („1001 Grams“) des norwegischen Filmemachers Bent Hamer muss die Wissenschaftlerin Marie Ernst ihr Leben neu justieren. Pandora Film Verleih bringt den Film am 18.12.2014 in die deutschen Kinos. Der Regisseur kommt zur Deutschlandpremiere nach Lübeck. Neue Wege beschreiten auch ein Lehrer im „Paris des Nordens“ („Paris of the North“) sowie die Bewohner der „Straße der Hoffnung“ („Life in a Fishbowl“), den Hauptdarsteller Thorsteinn Bachmann in Lübeck vorstellt. Für den eingängigen Soundtrack bei „Paris des Nordens“ sorgt der isländische Künstler „Prins Polo“. Ihn kann man live in Lübeck bei einem Auftritt am 31.10.2014 im treibsAND erleben, und er steht auch bei der Filmpräsentation für Fragen zur Verfügung.
In der schwedischen Provinz muss sich Disa in „HalloHallo“ („HelloHello“), gespielt von Darstellerin Maria Sid, die in Lübeck zu Gast ist, den Veränderungen nach ihrer Trennung ebenso stellen wie der traditionsbewusste Fischer Kesse an der Küste Jütlands in „Der Mondfisch“ („The Sunfish“). In Oslo suchen in „Brief an den König“ („Letter to the King“) Asylbewerber den Weg in ein anderes Leben. Mit in Lübeck dabei: Regisseur Hisham Zaman. Auch die Protagonisten von Eskil Vogts „Blind“ müssen sich neu orientieren, wenn sie durch Schicksalsschläge oder Trennungen ihren Halt verloren haben. Durch „Höhere Gewalt“ („Force Majeure“) gerät das innere Gleichgewicht einer schwedischen Familie nach einem Lawinenabgang in den französischen Alpen ins Wanken. Hier können die Nordischen Filmtage Lübeck Regisseur Ruben Östlund begrüßen – und schließlich präsentiert das Festival den diesjährigen Gewinner des Goldenen Löwen in Venedig in einer Deutschlandpremiere in der Hansestadt: „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ („A Pidgeon Sat on a Branch Reflection on Existence“; Deutscher Verleih: Neue Visionen, Kinostart: 1.1.2015). In der diesjährigen Retrospektive ist dem Filmemacher Roy Andersson zudem eine Hommage gewidmet.
(nach einer Pressemitteilung der NFL)