Volker Schlöndorffs neuer Film „Diplomatie“ im Kieler Kino in der Pumpe

Am 1. September 2014 jährte sich der Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen zum 75. Mal, und vor 70 Jahren wäre es im Zuge des Rückzugs der deutschen Truppen aus Paris fast zur Zerstörung der französischen Hauptstadt gekommen. Warum diese dann nicht stattfand, damit beschäftigt sich der neue Film von Volker Schlöndorff, „Diplomatie“.
Diplomatie
Volker Schlöndorff. F/D 2013. 85 Min. FSK ab 12. Mit Niels Arestrup, André Dussolier
Schlöndorffs Film spielt in jener Nacht des Jahres 1944, in der der General der Infanterie und Stadtkommandant von Paris, Dietrich von Choltitz, den Entschluss fasst, den Führer-Befehl, Paris zu zerstören, nicht umzusetzen.
Wir kennen die Bilder jener gespenstischen Exkursion, die zeigen, wie Hitler mit seiner Entourage an einem Junimorgen des Jahres 1940 durch das soeben besetzte Paris fährt, um mit dieser eigentümlichen Mischung aus Feldherrenattitüde und verbissenem Bildungsbürgertum die architektonischen Sehenswürdigkeiten im Eiltempo zu inspizieren. Nicht minder gespenstisch mutet dann sein Befehl an, eben diese von ihm so bewunderte Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Dass Paris heute noch steht, ist letztlich General Dietrich von Choltitz zu verdanken, der als Kommandant der Stadt diesem Führer-Befehl nicht nachkam. Die Sprengsätze waren schon deponiert. Ein einziges Wort hätte gereicht, und willige Vollstrecker hätten all das, was wir heute an Paris so bewundern, dem Erdboden gleich gemacht. Warum es nicht so kam, bzw. warum von Choltitz sich so entschied, ist bis heute nicht ganz geklärt.
Der französische Dramatiker Cyril Gély verfasste 2011 vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse ein Bühnenstück, in dem er den schwedischen Generalkonsul Raoul Nordling und von Choltitz im Pariser Hotel Meurice konfrontiert: Eine Nacht lang liefern sich die beiden Kontrahenten ein rhetorisches Gefecht, dessen Ausgang zwar bekannt ist, das aber gleichwohl fesselnd wie kein zweites ist.
Das Theaterstück feierte in Frankreich große Erfolge. Volker Schlöndorff adaptierte es für den Film und besetzte die beiden Hauptrollen (Niels Arestrup als General Dietrich von Choltitz, André Dussolier als Raoul Nordling) mit den Schauspielern der Pariser Bühnenfassung.
Volker Schlöndorff (l.) mit seinen beiden Hauptdarstellern André Dussolier (m.) und Niels Arestrup (Foto: Verleih)
Das Kieler Kino in der Pumpe zeigt diesen Film aktuell und hat mit Unterstützung der Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) für die Vorstellung am Freitag, den 5.9.2014 um 20.30 Uhr einen Gast eingeladen, der ein ganz besonderes Licht auf Geschichte und Film werfen kann: Timo von Choltitz ist der Sohn des letzten deutschen Stadtkommandanten von Paris.
Timo von Choltitz wurde 1944 geboren, sein Vater starb 1966. Mit dem Schritt, Paris nicht zu zerstören, riskierte Dietrich von Choltitz nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Familie. Es gelang ihm, durch vertrauenswürdige Boten seine Familie in Baden-Baden zu informieren, so dass diese sich verstecken konnte, bevor sie verhaftet wurden. Er selbst konnte dafür sorgen, in britische Kriegsgefangenschaft (und nicht in die der Resistance) zu gelangen. Er wurde im berühmten Gefangenenlager Trent Park interniert, in dem die deutschen Offiziere heimlich abgehört wurden; auch von von Choltitz sind sensible Aussagen protokolliert, allerdings wird die Genauigkeit dieser Protokolle gelegentlich bezweifelt. Timo von Choltitz schlug niemals eine militärische Laufbahn ein. Er arbeitete sehr erfolgreich als Unternehmensberater.
(nach einer Mitteilung der Filmwerkstatt Kiel)
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