22. Filmfest Hamburg – Programmvorschau
Filmfest Hamburg freut sich, frühzeitig einige hochkarätige Filme aus dem Programm seines 22. Jahrgangs (25. September bis 4. Oktober 2014) bekannt geben zu können.
So wird der Gewinner der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen in Cannes, Nuri Bilge Ceylans „Winter Sleep“ (Türkei), im Herbst seine Deutschlandpremiere in Hamburg feiern. Weiter konnten „Party Girl“ des französischen Regie-Trios Marie Amachoukeli, Claire Burger und Samuel Theis (Caméra d’Or für das beste Debüt) und „Underdog“ (internationaler Titel „White God“, Delphi Filmverleih) des ungarischen Regisseurs Kornel Mundruczo (Gewinner der Sektion Un Certain Regard und des prestigeträchtigen Palm Dog Awards) für das Programm des diesjährigen Festivals gewonnen werden. Mit dem ukrainischen Film „The Tribe“ von Myroslav Slaboshpytskiy (Gewinner der Hauptpreise der Semaine de la Critique) findet sich eine außergewöhnliche filmische Arbeit im Programm, die in Cannes großes Aufsehen erregte.
„Wir sind sehr stolz, dass es uns gelungen ist, so viele Preisträger der verschiedenen Sektionen aus Cannes für unser Festival zu gewinnen. Die Zusagen der Filmemacher bestärken uns in unserer Arbeit, kompromisslos an gute und wichtige Filme zu glauben und unser Festival weiter nach dem Motto ’Film does matter!’ auszubauen“, freut sich Festivalleiter Albert Wiederspiel.
Das Programm für die 22. Ausgabe von Filmfest Hamburg ist fast fertig. Bevor die endgültige Terminierung am 9. September 2014 bekannt gegeben wird, verraten wir vorab weitere Highlights.
„Hin und weg“ (Deutschland) von Christian Zübert
Ausgerechnet Belgien! Was soll es dort schon geben – außer Pommes und Pralinen? Doch Hannes und seine Frau Kiki bestimmen in diesem Jahr, wohin die jährliche Radtour mit ihren engsten Freunden gehen soll. Erst unterwegs erfahren sie, dass Hannes an einer unheilbaren Krankheit leidet. Die Gruppe reagiert zunächst geschockt und ratlos, doch dann beginnt eine wilde, einzigartige Tour; denn durch Hannes erkennt sie, wie kostbar das Leben wirklich ist.
„GET, der Prozess der Viviane Amsalem“ (Israel, Deutschland) von Ronit und Shlomi Elkabetz
In Israel entscheidet allein der Rabbiner über die Ehe oder ihre Auflösung. Trotzdem will Viviane Amsalem unbedingt die Scheidung. Die Unnachgiebigkeit ihres Mannes und die ambivalente Rolle des jüdischen Gerichts liefern den Stoff für ein jahrelanges Verfahren, das zwischen Tragik und Absurdität schwankt.
„Jauja“ (Argentinien, Dänemark, Frankreich, Mexiko, USA, Deutschland, Niederlande) von Lisandro Alonso
Gunnar Dinesen (Viggo Mortensen) ist im 19. Jahrhundert in einem Tross von Ingenieuren und Militärs unterwegs, die in Patagonien einen Vernichtungsfeldzug gegen die indigene Bevölkerung führen. Begleitet wird der Däne von seiner 15-jährigen Tochter. Als diese sich in einen jungen Mann verliebt und mit ihm flieht, macht sich Dinesen halb verrückt vor Sorge auf die Suche – und bricht zu einem einsamen halluzinatorischen Trip tief in feindliches Gebiet auf.
„Love at first Fight“ („Les Combattants“) (Frankreich) von Thomas Cailley
Der Film gewann dieses Jahr in Cannes in der Sektion Quinzaine des Réalisateurs drei Preise. Es sieht alles nach einem friedlichen Sommer aus für Arnaud. Doch dann lernt er Madeleine kennen, eine junge Frau, die so schön ist wie hart, ein Betonblock aus gespannten Muskeln und Endzeitprophezeiungen. Arnaud ist überwältigt und hingerissen von diesem menschlichen Tornado – und lässt sich mit ihr auf ein zweiwöchiges Boot Camp ein. Eine Liebesgeschichte oder eine Überlebensgeschichte?
Das Griechische Kino ist bei Filmfest Hamburg trotz oder auch wegen der Wirtschaftskrise sehr präsent. Wir zeigen unter anderem:
„Xenia“ (Griechenland) von Panos H. Koutras
Dany ist 15, schwul, hat immer ein weißes Kaninchen dabei und lutscht am liebsten Lollies. Als seine Mutter an den Folgen ihrer Alkoholsucht stirbt, überredet er seinen Bruder Odysseas mit ihm nach Thessaloniki zu reisen. Die griechische Tragödie zeigt mit einem gehörigen Schuss an Schrillheit und Surrealität, wie die Krise im Land das Leben der Menschen durcheinander bringt.
Das Québecer Kino ist bei Filmfest Hamburg zuhause und das Regietalent Xavier Dolan verfolgen wir seit seinem ersten Film:
„Mommy“ (Kanada) von Xavier Dolan
Der Film gewann in Cannes den Preis der Jury. Die resolute Diane liebt ihren 15-jährigen Sohn Steve über alles, obwohl er sie mit seinen extremen Wut- und Gewaltausbrüchen in den Wahnsinn und in den Ruin treibt. Mit seinem fordernden Anspruch auf die Rolle des Mannes im Haus und seiner überbordenden Liebe zu ihr stellt er sie auf die Probe. Einmal mehr ein Dolan mit visueller Extravaganza.
Filme aus Afrika haben 2014 ein starkes Jahr und sind auch bei Filmfest Hamburg vertreten. Wir zeigen unter anderem:
„Ady Gasy“ (Madagaskar), Dokumentarfilm von Lova Nantenaina
Madagaskar ist ein Horror für Kapitalisten. Die Wirtschaft der bitterarmen Insel vor Afrika basiert auf anderen Prinzipien. Sie heißen: Recycling, Kreativität und Solidarität. Der Film zeigt, wie die Menschen dem tagtäglichen Mangel mit Einfallsreichtum, Kunst, Nachbarschaftshilfe und purer Lebensfreude begegnen. Stück für Stück entsteht ein faszinierendes Puzzle einer Gesellschaft, in der nichts geht, aber alles funktioniert.
„Pride“ eröffnet Filmfest Hamburg
Die britische Komödie „Pride“ ist am 25. September 2014 der Eröffnungsfilm von Filmfest Hamburg. Dazu Festivalleiter Albert Wiederspiel: „Welch eine Freude, mit einem Film eröffnen zu können, der nicht nur gesellschaftspolitisch von großer Relevanz, sondern auch noch komisch, rührend und voller Überraschungen ist! Ein Film, wie nur die Engländer ihn machen können – in bester Tradition von „Ganz oder gar nicht“ („The Full Monty“) oder „The Commitments“. Und was passt besser zum immer sonnigen Hamburg als das regnerische, aber so liebenswerte Wales?“
„Pride“ spielt in der moralinsaueren Thatcher-Ära der 80er Jahre und basiert auf wahren Begebenheiten. Mark, Mitglied der schwul-lesbischen Szene, reicht es nicht mehr, nur mit bunten Plastikeimern vor dem Londoner Infobüro Spenden zu sammeln, er will auch den Streik der britischen Bergarbeiter unterstützen. Gesagt, getan: mit viel Enthusiasmus wird die L.G.S.M (Lesbians and Gays Support the Miners) gegründet – und so trifft Bronski Beat auf Gaelic Folk. Als aber die couragierten Großstädter mit ihrem bemalten Bus die Kumpels und ihre Familien im walisischen Dorf besuchen, sind nicht alle davon begeistert. Statt Dankbarkeit fliegen Fäuste. Trotzdem raufen sie sich zusammen und durchbrechen die Konventionen. Sie tanzen, sie weinen und sie kämpfen gemeinsam – mit historischen Folgen. Die britische Komödie erscheint fast wie ein Märchen mit Alltagshelden, die Berge versetzen können.
Zur Deutschlandpremiere wird unter anderem der Regisseur Matthew Warchus erwartet. Der Brite wurde 1999 mit seinem Erstling „Simpatico“ international bekannt. Große Erfolge feiert er aber vor allem mit seinen Musical- und Theaterinszenierungen. Ab 2015 leitet er das legendäre Old Vic Theatre in London.
„Pride“ lief bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes als Abschlussfilm der Sektion Quinzaine des Réalisateurs und wurde mit Standing Ovations gefeiert. Senator Film GmbH bringt „Pride“ voraussichtlich am 30. Oktober 2014 in die deutschen Kinos.
Mehr Informationen zu den Filmen und den Regisseuren finden Sie hier.
(nach Pressemitteilungen von Filmfest Hamburg)