Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein: Förderentscheidungen Gremium 2
Reflexion und Rekonstruktion
Experimentelle Kurzfilme, Nachwuchsprojekte und Dokumentationen von erfahrenen Filmemacherinnen und Filmemachern aus dem Norden: Das Gremium 2 der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), zuständig für Projekte mit Herstellungskosten bis zu 800.000 Euro, vergab am 13.5.2014 Fördergelder in Höhe von 475.400 Euro an 25 Projekte.
Produktionsförderung für das Kino erhalten fünf Dokumentarfilmprojekte und vier Kurzfilme: Christian Hornung widmet sich in seinem neuesten Film ST. PAULI STORIES (60.000 Euro, Tamtam Film, Hamburg) besonderen Bewohnern des berühmten Hamburger Stadtteils. Alle Protagonistinnen und Protagonisten sind Stammgäste verschiedener Kneipen auf dem Kiez und Sparclubmitglieder. Sie erzählen von ihren Sorgen und Nöten, über Geld und Sehnsüchte.
Jana Papenbroocks Debütfilm WARUM LACHT HERR K.? (55.000 Euro, Junafilm, Hamburg) führt in die Welt der Hamburger Künstlergruppe „Schlumper“. Die Filmemacherin porträtiert auf humorvolle Art und Weise drei befreundete Künstler mit geistigen Behinderungen und fragt, wer eigentlich wie und wo inkludiert wird.
In seinem Dokumentarfilm TRANSILVANIA MEA (54.000 Euro, Bildfolge Filmproduktion, Hamburg) begibt sich Fabian Daub auf eine filmische Reise durch das rumänische Transsilvanien. Er trifft Menschen im Spannungsfeld zwischen globaler Wirtschaftsordnung, neuer EU-Mitgliedschaft und sozialistischer Vergangenheit.
Die bevorstehende Schließung der Grundschule lässt die Bewohner des niedersächsischen Dorfes Obern an der Oste kreativ werden: Sie wollen die Schule kaufen und ihr Dorf für nachhaltige Energie- und Nahrungsmittelproduktionen öffnen. Antje Hubert begleitet in DAS PANAMA-PROJEKT (48.000 Euro, Thede Filmproduktion, Hamburg) Kinder und Erwachsene auf einer Gradwanderung zwischen Wunsch und Realität und beobachtet sie bei der Neuentdeckung ihres Dorfes.
In ihrem Dokumentarfilm CHAMISSOS SCHATTEN (25.000 Euro) folgt Ulrike Ottinger den Spuren des Naturforschers Adelbert von Chamisso, dessen lebendige Reisebeschreibungen die Filmemacherin inspiriert haben. Die Erlebnisse arbeitet sie filmisch auf, um Vergangenes und Gegenwärtiges in Beziehung zu setzen.
Der fiktive Kurzspielfilm WIE EIN SCHMETTERLING (20.000 Euro, brave new work filmproductions, Hamburg) ist das Regiedebüt von Sabrina Maria Roessel. Sie erzählt darin vom Umgang mit dem Tod aus einer kindlich-naiven Perspektive.
Nach der viel beachteten deutsch-bulgarischen Koproduktion PRIDE haben die Produzenten Knut Jäger und Sebastian Weyland ihren neuen Filmstoff in Dänemark gefunden. TEENLAND von Marie Gratho Sorensen (15.000 Euro, Heimathafen Film & Media GmbH) erzählt als fiktiver Kurzfilm mit Animationsanteil die Geschichte einer ungewöhnlichen Teenagerbeziehung.
Der Fotofilm SEIL (10.000 Euro) von Katja Pratschke und Gustav Hámos basiert auf der Erzählung „An Occurance at Owl Creek Bridge“ von Ambrose Bierce aus dem Jahr 1891. Mit großer Präzision berichtet Bierce von einer Hinrichtung durch den Strang. Dieses Ereignis wird filmisch rekonstruiert und neu erfahrbar gemacht.
ENTRETEMPS (5.000 Euro, Felderfilm, Hamburg) ist der sechste Teil der experimentellen Filmanthologie „Subversion der Bilder“ von Romeo Grünfelder. In seinem Kurzfilm widmet sich der Filmemacher einem wehenden Vorhang und fragt nach der Ursache der Bewegung.
Produktionsförderung für das Fernsehen erhält der Dokumentarfilm MADE IN ISLAM von Siba Shakib (50.000 Euro, brave new work filmproductions, Hamburg) über zwei Modermacherinnen, die Kleidung für moderne Muslima kreieren und sich nicht nur der Kritik ihrer konservativen Landsleute aussetzen müssen, sondern auch dem Spott westlicher Modeschöpfer.
Postproduktionsförderung in Höhe von jeweils 10.000 Euro erhalten Sandra Trostel für EVERYBODY’S CAGE, ein Essay in fünf Sätzen über die gesellschaftlichen Fragen in John Cages Arbeit, reflektiert von dem Pianisten und Komponisten Francesco Tristano, und LAMPEDUSA MONUMENTS von Rasmus Gerlach (Moonlight Movies, Hamburg), eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation der Lampedusa-Flüchtlinge in der Hansestadt.
In der Projektentwicklung wird der Film GOLIATH (15.000 Euro, Skalar Film, Hamburg) von Marcus Richardt und Thomas Grabowsky über eine dramatische Mutter-Sohn-Beziehung unterstützt.
Drehbuchförderung in Höhe von 10.000 Euro wird dem Öko-Drama AGUADOLCE von Sebastian Eggert, über einen ehrgeizigen Lobbyisten eines Wasserkonzerns, der plötzlich in der Wüste um sein Leben kämpfen muss, zugesprochen. Mit 7.000 Euro wird das Projekt FELIX von Sebastian Schlösser (Das Kind mit der goldenen Jacke Filmproduktion, Hamburg) über eine Gruppe von langjährigen Weggefährten, die auf der Beerdigung ihres Freundes Felix wieder aufeinandertreffen, unterstützt.
Im Verleih- und Vertrieb werden DIE WIRKLICHKEIT KOMMT von Niels Bolbrinker (20.000 Euro, Real Fiction Filmverleih, Köln, Kinostart: 22.5.2014), die Kurzfilmrolle DIE KURZFILME VON MARTIN KIRCHBERGER (10.000 Euro, KurzFilmAgentur, Hamburg) und LOVE SUPREME – SECHS SAITEN UND EIN BRETT von Steffen König und Olaf Neumann (9.000 Euro, Aries Images – Josef Wutz, Hamburg) gefördert.
Kinoförderung erhalten die zeise kinos für ihr Open Air-Programm (7.000 Euro), das Metropolis Kino für die Filmreihe 100 JAHRE STADTGRÜN (5.000 Euro), das Lichtmeß Kino für seine POSTKARTENAKTION & WEBSITE 2014/2015 (4.700 Euro), der Verein B-Movie für eine Filmreihe über ROLAND KLICK und das 3001-Kino für das Open Air-Programm FILMNÄCHTE AM MILLERNTOR (2.500 Euro) und für die Filmreihe CINEMA CUBANO 2014 (2.200 Euro).
Für die Kinodigitalisierung der Zeise Open Air-Vorführung sind Gelder in Höhe von 18.000 Euro vorgesehen.
Die Förderentscheidungen haben getroffen: Barbara Denz, Eva Hubert, Katrin Klamroth, Hansjürgen Rosenbauer und Arne Sommer.
(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)