18. Filmfest Schleswig-Holstein 2014
Filmfestsplitter
Beginnen wir mit dem Ende: Als besonderer Clou der Preisverleihung erwies sich nach etwas langer Wartezeit auf die Preisjury am Samstag auf Sonntag gegen Mitternacht im Roten Salon der Pumpe die Veröffentlichung des mitgeschnittenen Telefonats mit Yael Reuveny. Nach sehr erfolgreicher Vorführung ihres Dokumentarfilms „Schnee von gestern“ („Farewell, Herr Schwarz“) zur Eröffnung des Filmfests Schleswig-Holstein war Reuveny am Wochenende in die USA weitergedüst, um dort auf Einladung ihren Film auf dem „JFilm Festival“ in Pittsburg und auf dem „First time Fest“ in New York City zu zeigen. Arne Sommer erwischte Reuveny an ihrem Handy auf dem Flughafen von New Jersey. Hocherfreut tröstete sie nach eigenem Bekunden die Nachricht vom Gewinn des Preises der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein über den Ärger der Flugverspätung hinweg. ###
Yael Reuveny im Gespräch mit Festivalleiter Arne Sommer nach der Vorführung ihres Films (Foto: Jessica Kordouni)
Ein neue, besondere Farbe brachte der Hamburger Filmemacher Jim Lacey mit seinen Moderationen und an die Filme anschließenden Gespräche mit den FilmemacherInnnen ins Festival. Seine „texanische“ Ironie und sein intelligenter, mit amerikanischer Aussprache gefärbter Humor wussten zu gefallen. ###
Jim Lacey (r.) im Gespräch mit Kaweh Kordouni (Foto: Helmut Schulzeck)
Erstaunlich und erfreulich, welch positive Aufmerksamkeit und Zuspruch die Installationen „Osmose“ von Urte Alfs und „Die innere Mission“ von Lene Markusen sowie die Performance „Fracht – Grenzen der Freiheit“ von Kolja Lehmann-Muriithi und Linn Marx fanden. Drohten in den vergangen Jahren solch Filmkunstbestrebungen bei Augenweide bisweilen eher als künstlerisch fantasievolle Dekoration im Kneipenraum der Pumpe wahrgenommen zu werden und im Festivaltrubel als Randerscheinung unterzugehen, so gelang es dieses Mal durch die besondere räumliche, zeitliche und progammliche Präsentation, diese Filmkunststücke eher als eigenständiges Filmgenre in einer besonderen Programmschiene sichtbar zu machen, was, wie gesagt, allseits goutiert wurde. ###
Wie manche gut gemeinten und allseits begrüßten Vorschläge bzw. Neuerungen der Diskussion beim Workshop 1 an der harten Realität abprallen können, zeigte sich am Nachwuchsprogramm beim Filmfest. Von allen ausdrücklich gefordert und dann bei Einführung begrüßt war dieses Programm doch enttäuschend schwach besucht. Sicherlich spielte das Filmfest (nicht nur hier, doch sonst erfolgreicher) gegen das schöne Frühlingswetter am Wochenende an. Und für das Nachwuchsprogramm heißt es jetzt sicherlich nicht, dass es verkehrt war, dieses zu veranstalten. Nur erfordert es zum Erfolg noch kontinuierliche Beackerung und Pflege. ###
„Eine Schifffahrt, die ist lustig, eine Schifffahrt, die ist schön“¦“: Zum erinnernswerten Erfolg wurde auch die von Antje Bremer (Film Commission Büro Kiel) organisierte Schifffahrt mit dem Museumsschiff „MS Stadt Kiel“ am Samstagmittag über die Kieler Innenförde.
Arne Sommer und Antje Bremer begrüßen die Gäste auf der „MS Stadt Kiel“ (Foto: Helmut Schulzeck)
Gerade noch rechtzeitig hatte sich der späte Märzennebel über Stadt und Wasser gelichtet und ermöglichte so bei strahlenden Sonnenschein ein einstündiges Vergnügen für das äußerst angetane Filmvolk, das bei Kaffee und Kuchen entweder den kundigen Erklärungen des ehrenamtlichen „maritimen Fremdenführers“ lauschte oder, auch außendecks, fachsimpelte und sich so filmisch näher kam. ###
Dampferfahrt mit Filmvolk (Foto: Helmut Schulzeck)
Die größte Zuschauerzahl des Festivals erreichte mit drei ausverkauften Vorstellungen der Erstlingsfilm „Nachbarn rollen vorüber“ von Linnéa Kviske und Michael Sindt, der sich mit dem Leben in einer Einrichtung für Schwerstbehinderte auseinandersetzt. ###
Ein Highlight war mal wieder das Kurzfilmprogramm am Samstagabend, das nicht nur durch die Mischung von ernst und heiter überzeugte, sondern auch (zum wievielten Male?) mit Eckhard Pabst einen tollen Moderator fand. Mit seiner launigen Eröffnungsmoderation legte Pabst wieder einmal ein humorvolles, pointenreiches Kabinettsstückchen hin. Sein ironisches Lamento, dass er nicht als Festivalteam-Mitglied anerkannt würde, wurde von einem dankbaren, gutgelaunten Publikum mit breitem Gelächter quittiert. (Helmut Schulzeck)