Film pur – Cinéma concrète – der poetische Film

Beim Stichwort „Film“ denken die meisten nur an Eines: den Spielfilm – und dann vielleicht auch noch den Dokumentarfilm. Zwar kann Film beides durchaus gut: Geschichten erzählen und Dokumente der Wirklichkeit festhalten, eigentlich kann er aber noch viel mehr, wird zum „Film pur“, wenn man sich auf seine ursprünglichen medialen Möglichkeiten besinnt.
Der Kameramann, Filmemacher, Regisseur, Drehbuchautor und seit den 60er Jahren auch Experimentalfilmer Bernd Fiedler sowie Jörg Meyer aka ögyr, Kultur- und Filmjournalist, selber Autor seiner „video.poems“, präsentieren am Mittwoch, 6.11.2013, 20 Uhr im Hansafilmpalast (Kiel, Hansastr. 48) mit ihrem ersten (und vielleicht zur Reihe werdenden) poetischen Kurzfilmabend „Film pur“, was sich in Kiel, Schleswig-Holstein und auch anderswo in dieser kleinen Szene tat und tut, bieten ihr hier ein Forum. Sie zeigen und sprechen über Filme und Filminstallationen, welche die Grenze zur bildenden Kunst überschreiten und das Medium hinterfragen.
Etwas wie ein – „musikalisches“ – Manifest:
Der „Film pur“ wächst zum wahrhaft poetischen Beobachter, wenn man sich auf seine ursprünglichen medialen Möglichkeiten besinnt – wie bei der Musique Concrète, die zurück hört auf den Ursprung aller Musik, nämlich Klang und Geräusch, Schallereignis, auf das pure Material von Licht, Schatten, Farbe und deren Bewegungen.
„Poetische“ Filme, die keine Handlung im narrativen Sinn abspulen, die nichts anderes zeigen wollen außer sich als Medium selbst, wurden in der Frühzeit des Kinos öfter versucht. Schon in den 20er Jahren loteten Künstler wie z.B. Hans Richter und Luis Buñuel kinematografische Potenziale aus.
Dann aber kamen Hollywood, das Fernsehen und die Kulturindustrialisierung des Geldfilms – heute Youtube. Dennoch lebten – und leben – Versuche über das Pure des Mediums Film fort, oft mit dem „au goût“ der als „schwierig“ und „artifiziell“ geltenden „Avantgarde“, als „Experimentalfilm“ verschubladet.
Dabei nähern sich so bezeichnete Werke zuweilen mehr dem Kern des Mediums als manche Spielfilmblüte oder das ohnehin nur scheinbar objektive Dokument, führen aber trotzdem ein Nischendasein, da sie über die etablierten Distributionskanäle nur schwer an das Auge (und Ohr) des Betrachters zu bringen sind.
Wir zeigen – dagegen – poetische Kurzfilme von Bernd Fiedler („Hansi“ (1967) und „Rapid“ (2013)),
Bernd Fiedler: „Rapid“
Jörg Meyer (ögyr) (www.schwungkunst.de / „video.poems“, 2013),
ögyr: „trägheit | traum“
Helmut Schulzeck („Wo ist Erkan Deriduk?“, 1995),
Helmut Schulzeck: „Wo ist Erkan Deriduk?“
Michael Hyzdal, Franz Winzentsen („Die Konferenz – oder: Die Rückseite des Mondes“)
Franz Winzentsen: „Die Konferenz – oder: Die Rückseite des Mondes“
und Oliver Boczek („Epilog“). Filmemacher, die das Poetische des Films jeweils unterschiedlich formulieren: Oliver Boczek an der Grenze zum Spielfilm, Helmut Schulzeck ins Absurde, Michael Hyzdal in den kinematografischen Spielfilm, Bernd Fiedler ins „Cinéma concrète“, Franz Winzentsen ins Komödiantisch-Satirische, ögyr ins Lyrische. (jm)
Mi, 6.11.2013, 20 Uhr, Hansafilmpalast (Kiel, Hansastr. 48). Eintritt: 4 €.
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