Crossmedia Workshops der FFHSH
Mit großem Erfolg hat die FFHSH Ende März 2013 ihre Crossemedia-Reihe gestartet.
Crossmedia Workshop „Themen finden und verkaufen“
Offene Ohren und viel Potential für crossmediale Formate auf Senderseite, mutige Produzenten, die als Weltenerfinder in Vorleistung gehen, Vertriebsstrategen mit immer mehr Einflussmöglichkeiten bei der Themenwahl: Sebastian Hünerfeld, ZDF-Redakteur für Neue Medien, Jiannis Sotiropoulos, Partner und Producer bei den Berliner Honig Studios und Jens-Uwe Welge Geschäftsführer von Studio Hamburg Enterprise und Leiter des Bereichs Home Entertainment bei der Studio Hamburg Distribution & Marketing GmbH diskutierten mit Bernd-Günther Nahm, Leiter der Filmwerkstatt Kiel, beim ersten Cross-Mediaworkshop der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein über Themenwahl, Publikumsmacht und Verkaufschancen für crossmediale Inhalte.
Sebastian Hünerfeld bewegt sich zwischen den Welten: Als Hauptredakteur für Serien und für Neue Medien bezeichnet er sich gerne als Schnittstellenredakteur mit, wie er sagt, „vielen neuen aber auch begrenzten Möglichkeiten, crossmediale Themen zu entwickeln und zu verbreiten“. Sein aktuelles Projekt ist der Motion Comic zu dem Event-Dreiteiler UNSERE MÜTTER, UNSERE VÄTER. Im Internet wird die Vorgeschichte der fünf Protagonisten der Serie erzählt. Der Motion Comic ist auf der ZDF-Internetseite zu finden, nicht aber z.B. auf Facebook oder auf Youtube. „Hier sind wir rechtlich gebunden und stoßen als öffentlicher Sender an unsere Grenzen“. Das Generieren von jüngerem Publikum über die neuen Verbreitungskanäle sei von Senderseite nur bedingt möglich. Genau in diesem Punkt würden sich jedoch für die Produzenten große Chancen und Verhandlungspositionen eröffnen, beim Pitchen eines neuen Projektes den crossmedialen Teil mitanzubieten und gleich gesicherte Aussagen über die Zielgruppen zu liefern. Das ZDF zeige sich nicht nur sehr initiativ in Sachen Neue Medien, sondern sei auch offen gegenüber neuen, innovativen Erzählformen und Auswertungsstrategien. Hünerfeld forderte die rund 70 anwesenden Autoren, Regisseure und Produzenten auf, ihrerseits aktiv zu werden und ihre crossmedialen Ideen dem Sender möglichst schon als Gesamtpaket vorzustellen.
Jiannis Sotiropoulos geht als Partner und Producer bei den Honig Studios in Berlin genau diesen Weg. Seine Firma produziert crossmediale Erzählwelten und hat zuletzt den transmedialen Part der europäischen Krimiserie THE SPIRAL entwickelt. In einem Online-Spiel mussten die Zuschauer kreative Aufgaben lösen, und dafür die Erzählwelt der Serie durchdringen. Sie wurden zu Mitgestaltern der Handlung über Kunstraub an sechs verschiedenen Orten zur gleichen Zeit. Die Suche via Internet mündete zum Serienende in einem Kunstwerk namens „The Spiral“ vor dem Europaparlament in Brüssel. Zuschauer und Serien-Charaktere trafen sich dort „real“. Die Story wurde über die verschiedenen Medien weiterentwickelt, sie ging vom Fernsehen aus über das Internet .zurück ins Fernsehen. „So ein Auftrag mit einem festen Budget war natürlich ein Glücksfall für uns“, sagt Sotiropoulos. Das sei nicht das tägliche Geschäft. Er denke als Unternehmer vielmehr in unterschiedlichen Produktionsstufen, auch um z.B. in einer Pilotphase ein mögliches Publikum sowie Marktchancen auszuloten und bereits Geld zu verdienen. So entwickelt er für sein neuestes Projekt auf Basis einer Illustration die Geschichte über eine kleine Schnecke, die die Welt erkundet, zunächst eine App. „Wenn die angenommen und verkauft wird, gehen wir nach der Pilotphase auf die nächste Produktionsstufe und entwickeln ein wirtschaftlich tragfähiges Format wie z.B. eine TV-Serie, die wir dann sehr gezielt Geldgebern und Sendern pitchen können.“ Wichtig sei es, in alle Richtungen zu denken und zu experimentieren und sich von Ideen, die nicht funktionieren und kein Publikum finden, zu verabschieden.
Aus Vertriebssicht spricht Jens-Uwe Welge von einer zunehmenden Einflussnahme auf die Projekte bereits in der Entstehungsphase. „Wir beobachten gerade eine Verlagerung weg von der Vermarktung fertiger Formate hin zu einer begleitenden Vertriebsarbeit im Zusammenspiel mit Produzenten und Sendern“, so Welge. Am Beispiel der aktuell mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Serie DER TATORTREINIGER wurde zunächst auf Facebook eine Folge getestet, da, so Welge, „im Sender zunächst die Meinung vorherrschte, dass ein so kleines, böses und schmutziges Format nicht ins Programm passt.“ Am Ende seien es die vielen Fans gewesen, die der Serie zu einem mittlerweile festen Programmplatz verholfen haben. Es sind die ungewöhnlichen, neuen Geschichten und Formate, die Jens-Uwe Welge interessieren und für die das Publikum am Ende auch bereit ist, Geld auszugeben.
Weitere Workshops
Der nächste Workshop in Kooperation mit MEDIA Desk Deutschland findet am 7. Mai 2013 zum Thema „Interactive Storytelling“ in englischer Sprache mit dem Referenten Michel Reilhac (ehem. Arte, jetzt freier Berater) statt. Veranstaltungsort ist das Café und Veranstaltungsraum Makerhub in Hamburg, Große Bergstr. 160.
Ferner geplant:
- 7.5.2013: Interactive Storytelling mit Michel Reilac (ehemals ARTE, jetzt freier Berater)
- 14.8.2013: Die neue Rolle des Produzenten
- 25.9.2013: Marketing & Social Media
Die Workshops finden jeweils um 16 Uhr im Café und Veranstaltungsraum Makerhub in Hamburg, Große Bergstr. 160 statt. Die Kosten betragen 10 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Im Rahmen der 10. dokumentarfilmwoche Hamburg vom 10. bis 14. April 2013 findet am 11. April 2013, 11 – 13:30 Uhr im Lichtmess-Kino, Gaußstr. 25, 22765 Hamburg ein weiterer Workshop der FFHSH statt: Der Ton im Dokumentarfilm –
Werkstattgespräch zur inhaltlichen und formalen Tongestaltung in Tristan Chytroscheks Film MUSIK ALS WAFFE.
Weitere informationen finden Sie unter www.ffhsh.de.
(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)