TV-Doku über „Kalif Storch“: Zweifach geglücktes Experiment

Barbara Thiel und Roland Mayer drehten eine Dokumentation über die Märchenoper „Kalif Storch“ am Kieler Theater

Es war ein Experiment mit unsicherem, aber schließlich sehr geglücktem Ausgang: Im Rahmen des Neue-Musik-Projekts „chiffren“ komponierten im Frühjahr elf Jugendliche unter Anleitung des „Composer in Residence“ Cord Meijering eine einstündige Oper frei nach Wilhelm Hauffs Märchen „Kalif Storch“, die in der Inszenierung von Friederike Karig am Theater im Werftpark uraufgeführt wurde. Die Bremer Filmemacher Barbara Thiel und Roland Mayer begleiteten den Entstehungsprozess dieses in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Projekts für den Sender Arte mit der Kamera.
„Das war ein Sprung ins kalte Wasser, ein kompletter Freiflug, ein ebensolches Experiment wie die Opernproduktion selbst“, erinnert sich Barbara Thiel, die erst kurz vor Beginn der Proben am Kieler Theater von Arte den Auftrag zu einer Dokumentation erhielt. Wie bei der Oper selbst „wusste niemand, ob das Experiment aufgeht – doch das war gerade das Spannende.“ Auf dem vorgesehenen Sendeplatz zeigt Arte üblicherweise eine Aufzeichnung der Oper, ergänzt um Interviews mit den „Machern“, Regie, musikalische Leitung, Bühnenbild und den Darstellern. „Doch so etwas Gewöhnliches wollten wir über so etwas Ungewöhnliches nicht drehen“, entschloss sich Thiel, die vor allem die jugendlichen Komponisten in den Mittelpunkt stellt. Letztere interviewte sie ganz bewusst nicht bei den Proben, sondern „in der vertrauten und viel über sie sagenden Umgebung ihrer Kinder- und Jugendzimmer“.
Verwandlung in Störche: Szene aus der Kieler Märchenoper „Kalif Storch“ (Still aus der Doku)
„Mit erstaunlicher Professionalität und ungezwungen“ hätten die jungen Kompositeure über ihre musikalischen Konzepte berichtet – und ganz nebenbei auch den Inhalt der Oper erzählt, was einen Sprecher-Kommentar überflüssig machte. Besonders beeindruckt war Thiel, „wie intensiv sich die Jugendlichen in die Figuren eingefühlt und von ihrer eigenen Persönlichkeit musikalisch in die Charaktere haben einfließen lassen“, all das zudem mit „einer spielerischen Leichtigkeit“, die auch den Film „über die weite Strecke von 90 Minuten tragen konnte“.
Mit ihren Protagonisten teilten die Filmemacher somit den experimentellen Geist des Projekts. „Die Jugendlichen sahen ihre Musik erst allmählich auf der Bühne entstehen. Sie wussten so wenig, wie ihre Kompositionen letztlich klingen würden, wie wir nicht wussten, was für ein Film das wird.“ – Ein höchst authentischer, nah an den jungen Erfindern einer ungemein originellen Musiksprache, wie beide Produktionen als „Verwandlung zum Glück“ zeigen, die Märchenoper und der Film über ihre Entstehung. (jm)
„Märchenoper Kalif Storch – Verwandlung zum Glück“, D 2012, 90 Min., Buch, Regie: Barbara Thiel, Roland Mayer, Kamera: u.a. Roland Mayer, Produktion: e-motion-factory Bremen, NDR, Arte. Erstsendung: Sonntag, 30.12.2012, 10 Uhr auf Arte.
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