54. Nordische Filmtage Lübeck 2012

Das Dokumentarfilmprogramm zeigt Blicke auf Menschen, Kunst und Geschichte und einen Musik-Schwerpunkt

Die Dokumentarfilm-Sektion der 54. Nordischen Filmtage Lübeck (31.10. – 4.11.12) zeigt in diesem Jahr sieben kurze und 22 Lang-Dokumentationen. Zum einen kennzeichnen Porträts aus dem politischen und kulturellen Umfeld das diesjährige Filmprogramm: Betrachtet werden bekannte Politiker wie PALME über den schwedischen Sozialdemokraten und Ministerpräsidenten Olof Palme von den beiden Regisseurinnen Maud Nycander und Kristina Lindström, große Künstler wie LIV & INGMAR (Regie: Dheeraj Akolkar) über die besondere Liebes- und Arbeitsbeziehung von Ingmar Bergman und Liv Ullmann, oder Künstlerfamilien wie in ALLE SIND ÄLTER ALS ICH von Regisseur Martin Widerberg, der seine persönliche Familiengeschichte vorstellt. Dabei geht es immer auch um den lebens- und zeitgeschichtlichen Hintergrund und die Wechselwirkung zwischen künstlerischem und persönlichem Werdegang.

Einen weiteren Schwerpunkt des Programms stellen die Dokumentationen, die sich mit dem Thema „Musik“ in ganz unterschiedlicher Form auseinander setzen. Die Filme handeln von der Suche nach neuen Ausdrucksformen wie SOUNDBREAKER von Kimmo Koskela über den Akkordeonvirtuosen Kimmo Pohjonen, der auch beim Festival auftreten wird oder sie erzählen von der Entwicklung junger Talente wie Marianna Kaats PROJEKT: WUNDERKIND über den jungen Komponisten Alex Prior. Die Verbindung von Kunst und nationaler Identität in Bezug auf den Gesang beleuchten zwei Filme: REGILAUL – LIEDER AUS DER LUFT über das Besondere der estnischen Regi-Lieder von Ulrike Koch oder WIE WIR DIE REVOLUTION ANSTIMMTEN von Giedre Zickyte, der sich der „Singenden Revolution“ in Litauen widmet.
Zu diesem musikalischen Schwerpunkt passt auch der Dokumentarfilm NO IDEAS BUT IN THINGS aus der Sektion Filmforum, ein aufschlussreiches und amüsantes Porträt des US-Klangpioniers Alvin Lucier, gedreht von seinem langjährigen Assistenten Hauke Harder und von Viola Rusche.
Dem Künstlerporträt widmen sich die Regisseure Even Benestad und August B. Hanssen in ihrem Film PUSHWAGNER, der vom Bestreben dieses Pop-Art-Künstlers erzählt, Kunst und Leben in Einklang zu bringen. Dagegen zeigt die Schwedin Sara Broos in ihrem Film BIS AUF DIE HAUT den bekannten schwedischen Maler Lars Lerin und seine Suche nach und das Finden von Liebe. Um sexuelle Identität und Selbstfindung geht es Ester Martin Bergsmark in SHE MALE SNAILS. Daniel Dencik begleitet in MOON RIDER einen jungen Radrennfahrer bei seinem Vorhaben, Jugend-Weltmeister zu werden. Menschen, die in enger Übereinstimmung mit ihrer Umwelt leben, stellen drei Regisseure vor: Øyvind Sandberg zeigt MENSCHEN AM FJORD, Thorfinnur Gudnason porträtiert BALDUR AUS BAKKI, oder Helena Stefánsdóttir zeigt in DER KAMPF UM LAND, wie ihre Protagonisten sich in Island gegen den Bau neuer Staudämme und Kraftwerke engagieren.
Mit neuen Lebenssituationen konfrontiert werden die Protagonisten in den Filmen DIE STRIPPERIN (Regie: Stefan Berg), DAS TESTAMENT von Regisseur Christian Sønderby Jepsen oder DAS VERDREHTE LEBEN VON ELVA von Egill Eðvarðsson. CANNED DREAMS von Katja Gauriloff beleuchtet an einem exemplarischen Beispiel die Lebens- und Arbeitsbedingungen in einer globalisierten Welt. Wichtiges Thema ist auch die Dokumentation und Aufarbeitung von persönlichem Leid, ausgelöst durch nationalsozialistische Herrschaft und Ideologie. Davon erzählen Elsa Kvamme in DER KRIEG DER ÄRZTE, Karoline Grindaker und Hilde Kristin Kjøs in ihrem Film TROST und Magnus Gertten in HAFEN DER HOFFNUNG, während Karen Winthers DER VERRAT von den Erfahrungen der Regisseurin in der Neonazi-Szene handelt.
Am 3. November 2012 wird der mit 2.500 Euro dotierte „Dokumentarfilmpreis der Lübecker Gewerkschaften“ für einen „gesellschaftspolitisch besonders engagierten Film“ aus dem Dokumentarfilmprogramm des Festivals bei der Filmpreisnachtverliehen.
(nach einer Pressemitteilung der NFL)
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