China on Tour – Filme aus China beim Kultursommer 2012
Ein Filmprogramm der Filmwerkstatt Kiel der FFHSH in Zusammenarbeit mit BLITZFILM.DE und dem LKV in der Zeit vom 26. August bis 7. September 2012.
Filmauswahl und Moderation der Veranstaltungen: Karsten Weber, Blitzfilm, und als Gast: Chin Thom aus Guangzhou, Kurator, Grafiker, Filmkünstler.
Die teilnehmenden Kinos und Abspielstätten können unter drei Programmen auswählen; es ist auch möglich an einem Tag mehrere Programme zu zeigen oder Programme zu kombinieren.
Im Anhang finden Sie die detaillierte Beschreibung der Filme. Die teilnehmenden Kinos mit Terminen werden demnächst detailliert auf dieser Webseite aufgeführt: www.blitzfilm.de (Menüpunkt “China zu Gast”).
Programmbuchungen an: filmwerkstatt@ffhsh.de. Nachfragen zum Programm an Karsten Weber: info@blitzfilm.de.
Bisheriger Terminplan:
- 26.8.: Eröffnungsveranstaltung: Koki Kiel – Cop Shop
- 27.8.: Kiel, Palenke – 1350 km
- 29.8. Kiel, Subrosa – Cop Shop
- 31.8.: Scharbeutz, Bürgerhaus – 1350 km – Rivers and my Father
- 1.9.: Schleswig, Cultura Vivendi/Casa Cultura – Kurzfilme
- 4.9.: Kiel, hansa48 – Rivers and my Father
- 5.9.: Hamburg, Aspira Club Uhlenhorst – 1350 km + Kurzfilme
- 6.9.: Quickborn, Beluga Kino – 19 Uhr: 1350 km, 21 Uhr: Rivers and my Father
- 8.9.: Glückstadt, Palais für aktuelle Kunst – 1350 km
- 30.9.: Abschlussveranstaltung: Lessingbad Kiel – Projektionsinstallation und Programmrückblick
Programm
Jenseits staatlicher Kontrolle hat sich in China eine unabhängige Filmszene entwickelt. Man sucht nach einem eigenen Ausdruck des Lebensgefühls in den gesellschaftlich stürmischen Zeiten und betrachtet die Schattenseiten des Lebens während des Wirtschaftsbooms.
Das Dokumentarfilmprogramm ermöglicht tiefe Einblicke in den Alltag der Menschen, die nicht zu den Gewinnern des gesellschaftlichen Umbruchs gehören. Dieser scharfe Blick der Filmemacher auf Missstände voller Mitgefühl mit den Protagonisten und einer Portion Humor trägt den Zuschauer in ein China jenseits der Hochglanzbilder der Reisekataloge.
Der Kurzfilm ist das Experimentierlabor für die Filmsprache der Zukunft. In einem Gebräu aus Tagebuchaufzeichnungen per Kamera, Trickfilmgeschichten, Provokationen und poetischen Bildern formt sich der Geist der jungen Szene, der durch das Chaos des asiatischen Landes tanzt und seine Schatten hier auf die Leinwand wirft.
Das Spielfilmprogramm:
Flüsse und mein Vater
Li Luo, 2010, 75 min.
Kindheitserinnerungen und die Familiengeschichte des Filmemachers. Seine Familie lebte am Jangtse Fluß. Dieser Fluß wird zum verbindenden Hintergrund der vielfältig verwobenen Szenen und Geschichten. Li Luo mischt dokumentarische Bilder mit nachgespielten Handlungssträngen. Ein Blick auf die jüngere Geschichte des Landes und eine Forschungsreise in neue Ausdrucksmöglichkeiten filmischer Erzählung.
Grillhähnchen
Huang Xiang, 2012, 76 min.
Eine Frau, drei Männer. Mit seiner sexuell aufgeladenen Atmosphäre und den sadomasochistischen Phantasien betritt dieses Werk Neuland im Chinesischen Independentfilm.
Das Dokumentarfilmprogramm:
1350 KM
Chang He, 2011, 60 min.
Viele Chinesen arbeiten fern ihrer Heimat. Das Chinesische Neujahrsfest ist das Datum zu dem eine Völkerwanderung einsetzt. Millionen reisen in ihre Heimatdörfer um ihre Familien zu sehen. Der Dokumentarfilmer Chang He begleitet 5 Menschen, die sich mit 3 Motorrädern auf den 1350 KM langen Weg gemacht haben und ermöglicht einen Blick auf Landschaften, Kultur und soziale Realität des bevölkerungsreisten Landes der Erde.
Cop Shop
Zhou Hao, 2010, 67 min.
Ein Independentfilmer kann normalerweise nicht damit rechnen auf einer Polzeiwache filmen zu dürfen. Zhou Hao ist das Unmögliche gelungen. Er Begleitete 300 Beamte von der Wache am Bahnhof der Megacity Guangzhou während des Ausnahmezustands zum Chinesischen Frühlingfest. 20 Millionen Menschen werden innerhalb weniger Tage durch diesen Bahnhof geschleust. Gepäckstücke, Haustiere und Verwandte gehen verloren. Die Staatsmacht erscheint hilflos bei dem Versuch etwas Ordnung in das Chaos zu bringen.
Geschichte des Reisschälens
Gui Shu Zhong, 2010, 64 min.
Die Kulturrevolution hat zahlreiche Zeugnisse des reichen kulturellen Erbes des Landes zerstört. Doch der Wirtschaftsboom in Zeiten der Marktwirtschaft zeigt ein noch größeres Zerstörungspotential. Die Spuren vergangener Generationen und deren Alltagskultur weichen den wirtschaftlichen Interessen und dem Bauboom. Filmemacher sehen sich als Chronisten in Zeiten rasenden Wandels. Hier wird die wohl letzte handgefertigte Reisschälanlage, die noch genutzt wird, in ihrer Funktion gezeigt und gleichzeitig der Wandel des Landlebens dokumentiert.
Das Kurzfilmprogramm:
Vom Urknall, dem Moment, seit dem wir uns niemals weit fortbewegt haben
Zhao Yu, 2012, 27 min., englische Untertitel
Eine imaginierte Welt, eingeschlossen in sich selbst. Astronauten fliegen durchs Bild. Jenseits der phyisischen Welt gibt es eine andere. Nach der Explosion aus dem Nichts ist nichts unumkehrbar.
Das Abhalten vom wirklichen Leben
2009, Animationsfilm, 4’41’’
Nach einer langen und innigen Beziehung zur zur Zeichenkohle entwickelte entwickelte Hua Peng eine Mischtechnik zwischen schimmernden Traumbildern und Fotorealismus. Ein Trickfilm über den Menschen in einer Welt zwischen Erinnerung und Alptraum.
Gebrochene Linie
Xu Ruo Tao
Zwei Landvermesser, ein Polizist, ein angehendes Brautpaar, ein Fotograf und seine beiden Assistentinnen: unzufrieden mit den Verhältnissen und unfähig diese zu ändern. Sie treffen sich in einer Kiesgrube in der Vorstadt. Nur der Polizist bleibt, über und über mit Blutflecken bedeckt …
Architektur
Xu Ruo Tao 2010, 15 min., englische Untertitel
Drei funktionale Gebäude. 1. Ein typisches Atelier in einem Kunstdistrikt Pekings. 2. Tanshan Sars Krankenhaus Peking, das 2007 abgerissen wurde. 3. Erklärung der Gebäudestruktur und des täglichen Lebens im Knast, in dem der Erzähler gelebt hat.
Jagen
Wu Chao, 2010, 22 min.
Bei der Darstellung der chinesische Gesellschaft in Form eines Zeichentrickfilms findet der Filmemacher Bilder voller Symbolkraft und kultureller Querverweise.
Dieses Programm wird um weitere kurze Beiträge erweitert und kann von Vorstellung zu Vorstellung variiert werden.
(Karsten Weber)