Filmfestival Münster 2011 – Das Programm
Was ein Filmfestival zusammenhält? Eine spannungsreiche Filmauswahl abseits des Herkömmlichen, reizvolle Gäste und anregende Gespräche. Das Filmfestival Münster bietet vom 12. bis 16. Oktober 2011 fünf prallvolle Tage für Freunde kurzer und langer Filmkunst.
Das cineastische Highlight Westfalens wird in diesem Jahr 30 und eröffnet am Mittwoch, dem 12. Oktober, mit „Tage die bleiben“, den die gebürtige Münsteranerin Pia Strietmann mit Max Riemelt, Götz Schubert und der Newcomerin Mathilde Bundschuh in den Hauptrollen komplett in Münster und Umgebung gedreht hat. Der Drehbuchentwurf von Pia Strietmanns erstem Langfilm wurde bereits beim Filmfestival Münster 2005 ausgezeichnet. Zur Vorführung von „Tage die bleiben“ im Festivalkino Cineplex werden zahlreiche Darsteller und Mitwirkende des Films erwartet.
Europäischer Spielfilmwettbewerb „Was das Leben zusammenhält“
In Zeiten von Krisen, Katastrophen und sich extrem verändernden Strukturen und Gesellschaften rückt die Frage nach dem Zusammenhalt immer mehr in den Mittelpunkt. Ist es die Familie, sind es Freundschaften und Beziehungen überhaupt, ist es die soziale Zugehörigkeit, die individuelle Weltanschauung, Sicherheitsgefühl oder Haltung? Genügen Wertschätzung, Grundvertrauen, berufliches Wirken und Resonanz?
In seiner vierten Runde sucht der in der deutschen Festivallandschaft einmalige thematische Wettbewerb nach dem, was das Leben zusammenhält. In der Auswahl der beeindruckenden acht europäischen Spielfilme, die um den Preis für die beste Regie konkurrieren, sind der schweizerische Beitrag „Stationspiraten“, der sich auf lebensbejahende Weise des Themas krebskranker Teenager annimmt, die Deutschlandpremiere des niederländischen Bildersturms „Portable Life“ (mit Rutger Hauer in einer Nebenrolle), das mehrfach preisgekrönte serbische Drama „White White World“, der spanische Oscar-Entry „También la lluvia“, der neue Film von „Ex Drummer“-Regisseur Koen Mortier, der einen Bombenanschlag am „22nd of May“ verarbeitet, der mit fünf norwegischen Filmpreisen dekorierte „Limbo“, das türkische Gesellschaftsdrama „Majority“ sowie der aufsehenerregende deutsche Beitrag „Kriegerin“, der die hohlen Rituale einer Gruppe Rechtsradikaler schonungslos entlarvt.
Deutschsprachiger Kurzfilmwettbewerb
Für den deutschsprachigen Kurzfilmwettbewerb wurden aus 550 Einreichungen 40 Filmperlen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt, die in sieben Wettbewerbsblöcken gezeigt werden. Mit dabei sind die neuesten Kleinode ehemaliger Festivalgewinner: Hanna Nordholt & Fritz Steingrobe öffnen ihre kunstvollen „Wunderkammern“, Nikias Chryssos, der mit „Hochhaus“ vor vier Jahren gewann, präsentiert seine kontroverse Dokumentation „Mann liebt Hund“, und auch Stephan „Flint“ Müller, der 2003 in Münster sein allererstes Filmfestival besuchte und für seinen Film „Nasse Zigarren für Berlin“ prompt ausgezeichnet wurde, kehrt mit lakonischem Understatement und seinem komödiantischen Kurzepos „Nun sehen Sie Folgendes“ zurück (Co-Regie Erik Schmitt).
Thema „Freundschaft“ im Kurzfilmprogramm für Schulen
Vier Kurzfilmblöcke für Schüler der Klassen 7-10 beschäftigen sich mit den verschiedenen Facetten von Freundschaft – wo man sie findet und wie man sie aufrechterhält. Die Beiträge des Schulprogramms zoomen mit ihren Geschichten in vielfältiger Weise auf das, was eine Freundschaft ausmacht oder in Frage stellt, denn so wichtig Freundschaften im Leben eines jeden sind, so individuell sind diese Beziehungen auch. Zum Thema sowie zu Aspekten der Filmanalyse und Besonderheiten des Formats Kurzfilm gibt es eine Einführung, im Anschluss Gespräche mit den Filmemachern.
film|spiegel: Dokus aus NL
Mit einer gesonderten Sektion widmet sich das Filmfestival Münster wieder unserem Nachbarland und zeigt eindrucksvolle aktuelle Dokumentationen über die Lebenswelten junger und alter Niederländer. „Curaçao“ setzt sich mit der Kolonisationsgegenwart auf der Karibikinsel auseinander, während „De Leugen“ den Blick auf die niederländische Asylpolitik richtet. „De Engel van Doel“ ist ein eindringliches und großartig fotografiertes Zeugnis einer zum Abriss freigegebenen Kleinstadt nahe Antwerpen. Die Kurzdokumentation „Anne vliegt“ erzählt die Geschichte eines 11-jährigen Mädchens mit Tourette-Syndrom, „All we ever wanted“ ist ein Porträt junger Erwachsener auf dem Sprung in die Kulturszene, und „De Zorgfabriek“ erzählt vom Lebensalltag und den bürokratisch-akribischen Abläufen in einem Altenheim.
Unheimlich & Böse
Vier exzellente Schocker laden zu später Stunde zu einer Reise in die Abgründe der menschlichen Existenz ein. Das verstörende australische Meisterwerk „Snowtown“ begeisterte bereits Festivalbesucher von Adelaide bis Cannes, der niederländische Geisterhorror „Zwart Water“ (Two Eyes Staring) reiht sich mit seinen treffsicher platzierten Schockmomenten nahtlos ein in die lange Tradition der „creepy kids“. Der selten gezeigte Debütfilm „Clean, Shaven“ des US-Independentregisseurs Lodge Kerrigan fesselt mit einer eindringlichen Studie über eine schizophrene Psyche, die gerade dabei ist in Stücke zu zerreißen, und die Wiederaufführung von Tony Scotts Neon-Vampirhorror „The Hunger“ (Begierde) betört mit dem jungen David Bowie und der unsterblichen Catherine Deneuve im schaurig-schönen 80s-Ambiente.
Münster-Connection
Die „Münster-Connection“ ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des Festivals und bietet einen sehr gemischten Querschnitt filmischen Schaffens der Stadt und der Region – zwischen Experimentellem und klassischem Erzählkino, zwischen Musikvideos und engagierter Dokumentation. Am Festivalsonntag sind viele dieser Filme einmalig auf großer Leinwand zu sehen. Und mit zahlreichen Interviews und Filmausschnitten wird erstmals die Doku „30 Jahre Filmwerkstatt“ präsentiert.
Specials: Die besten Kurzen, FilmLab 2.0, Tage des Provinzfilms
Zwei prallvolle Filmblöcke zeigen die siegreichen Kurzfilme aus 30 Jahren Festivalgeschichte. Das Spektrum reicht vom experimentellen 16mm-Scratchfilm bis zur formvollendeten Computer-Animation des 2009 prämierten Wunderwerks „Fallen gelassen“. Die Filmwerkstatt Münster, Veranstalter des Filmfestivals, lädt im „FilmLab 2.0“ zum ersten Mal Filmwerkstätten aus ganz Europa zu einem Erfahrungsaustausch ein. Zwei Tage lang werden Konzepte, Projekte und Visionen vorgestellt und die Zukunftsfähigkeit alternativen Filmemachens kritisch ausgelotet. Und im Cinema läuten der Filmservice Münster.Land und die Die Linse die „Tage des Provinzfilms“ ein. Zum sechsten Mal wird der Drehbuchförderpreis (dotiert mit 3.000 Euro) verliehen, ergänzend finden die Werkstattgespräche „Einführung in das Drehbuchschreiben“ mit Christoph Busch und „Der Weg vom Drehbuch zum Film“ mit Pia Strietmann sowie eine Reihe mit Provinzfilmen und eine lange Wilsberg-Nacht statt.
Alles Weitere zum Filmfestival Münster, zur Videokunstausstellung in der AZKM, zur Festivalparty im Gleis 22 und und und … unter www.filmfestival-muenster.de.
(nach einer Pressemitteilung des Filmfestivals Münster)