Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein: Förderentscheidungen Gremium 2

Ordnung, Risse und Konspiratives

Die aktuell geförderten Produktionen spannen einen Bogen von bewegenden Familien- und Lebensgeschichten couragierter Persönlichkeiten über das humorvolle Auseinandersetzen mit der lieben Ordnung und dem Älterwerden bis hin zu einem neuen kulturell-kulinarischen TV-Unterhaltungsformat.

Gremium 2 der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), zuständig für Projekte mit Herstellungskosten bis 800.000 Euro, förderte in der Sitzung vom 28. Juni 2011 23 Projekte mit insgesamt 503.000 Euro.

Produktionsförderung erhalten ein Spielfilm, vier Dokumentarfilme und fünf Kurzfilme für das Kino:
In DIE ORDNUNG DER DINGE begeben sich Jörg Haaßengier und Jürgen Bürger (70.000 Euro, Filmtank, Hamburg) auf die Suche nach Ordnung. Der Film zeigt Protagonisten, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise die Welt neu ordnen möchten: in Vorgärten und Wohnzimmern, in Archiven und Bundesämtern, Kongressräumen, Rechenzentren und Unternehmenszentralen. Das Ordnen als Herausforderung und Heilsversprechen.
Der größte Teil des neuesten Spielfilms THIS IS NOT WAR von Stefan Gieren (64.000 Euro, Fiction 2.0, Hamburg) wird auf einem iPhone aus der Sicht eines fiktiven Zeugen des Kunduz-Zwischenfalls gedreht. Der Regisseur und Produzent Gieren will mit dem Film auf seine Art und Weise einen Teil zur Aufarbeitung der Geschichte beitragen. „Ich will gar nicht, dass dieser Film schön aussieht – er muss wehtun.“
Mit jeweils 50.000 Euro werden die Dokumentarfilme AHMET TÜRK, DER KURDE von Yüksel Yavuz (Newa Film, Berlin) und FAMILIENRISS von Cathérine Menschner (ma.ja.de, Leipzig) unterstützt. Während Yavuz ein Filmporträt des kurdischen Politikers Ahmet Türk zeichnet, der den andauernden türkisch-kurdischen Konflikt nicht mit Waffen, sondern mit zivilen politischen Mitteln verfolgt, setzt sich die Filmemacherin Cathérine Menschner mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinander. Sie ist die Tochter eines systempolitisch extrem geprägten Menschen. Ihre kommunistische Familie, in der Politisches stets wichtiger war als Loyalität und Zuneigung, bricht aufgrund politischer Werte und Differenzen auseinander und ist über Generationen zerrüttet.
Um die aktuellen Ereignisse im japanischen Fukushima in ihren Film über das Atomkraftwerk Brokdorf und die Bewohner der Wilstermarsch einzuarbeiten und das Filmkonzept zu erweitern, erhielt die Regisseurin Antje Hubert für ihren Dokumentarfilm DAS DING AM DEICH (Thede Filmproduktion, Hamburg) eine Aufstockung der Fördermittel in Höhe von 17.000 Euro.
Mit jeweils 25.000 Euro wurden die Kurzfilme DIE GESCHICHTE DES ST. PAULI THEATERS von Meike Fehre (Puppethotel, Hamburg), eine animierte Hommage auf das Traditionstheater auf der Reeperbahn, sowie der Kurzfilm BEIGE von Sylvie Hohlbaum (Think Tank Filmproduktion, Hamburg) über das typisch deutsche Phänomen Beigetöne tragender Senioren gefördert.
Von Fröschen und Menschen und einer Neuinterpretation des Märchens „Der Froschkönig“ in einem kleinen südfranzösischen Dorf handelt der Kurzfilm INSPIRATIONEN AUS GAZAUPOUY von Ulrike Pfeiffer, der mit 10.000 Euro unterstützt wurde.
Frank Müller nähert sich mit seinem dokumentarischen Fotofilm HERR SCHULTZ STICHT IN SEE (9.000 Euro, Doppelplusultra Film & TV Produktion, Hamburg) seinem Protagonisten Kurt Schultz und lässt dessen Leben in den 50er und 60er Jahren lebendig werden. Herr Schultz beschließt, der Enge seiner kleinen Laube zu entfliehen und mit seiner Familie kein Haus, sondern eine Yacht zu bauen. Mit dem experimentellen Kurzfilm PARKWAY setzt Romeo Grünfelder seine geplante zehnteilige Filmanthologie unter dem Gesamttitel „Subversion d’images“ fort. PARKWAY (Felderfilm, Hamburg) ist der vierte Teil und beschäftigt sich mit einer Fotografie des japanischen Fotografen Kohei Yoshiyuki.
Fernsehförderung in Höhe von 50.000 Euro erhält das innovative TV- und Web 2.0-Unterhaltungskonzept KONSPIRATIVE KÜCHENKONZERTE als Anschubfinanzierung. Eine Küche in Hamburg-Wilhelmsburg wird zum Fernsehstudio, von dort aus werden Bands vorgestellt.
Die Musik steht auch im Mittelpunkt des Dokumentarfilms THE SOUND OF CAIRO von Janek Romero (brave new work filmproductions, Hamburg), der mit 20.000 Euro in der Projektentwicklung gefördert wurde. Der Musiker Adel Tawil (Ich & Ich) begegnet in Kairo den außergewöhnlichsten Musikern der Stadt.
Eine Projektentwicklung in Höhe von 18.000 Euro erhält Susan Gluth für ihren Film I HAVE A DREAM über die ehemalige Kindersklavin Urmilla, die ihre Heimat Nepal von der Kindersklaverei befreien möchte.

Drehbuchförderung bekommen die Spielfilme TOURISTINNEN der HfbK-Absolventinnen Katharina Duve und Tanja Schwerdorf (10.000 Euro) über eine folgenreiche Dreierbeziehung sowie das Psychodrama WENN DIE SONNE UNTERGEHT über Tod und Schuld von Aurel Bantzer und Steffen Tralles (8.000 Euro, Skalar Film, Hamburg). Für ihren neuen Dokumentarfilm DAS KINSEY VERMÄCHTNIS über den Sexualforscher Alfred Kinsey erhält Monika Treut (Hyena Films, Hamburg) eine Förderung für die Stoffentwicklung in Höhe von 10.000 Euro. Mit 6.000 Euro wird das neue Projekt von Dorothea Carl PERSONA NON DATA (Abbildungszentrum, Hamburg) über Emigranten und Asylanten, die Einblicke in ihre Suche nach einer neuen Existenz geben, gefördert.

Im Verleih und Vertrieb werden mit jeweils 20.000 Euro der Spielfilm ABGEBRANNT von Verena S. Freytag (missingFilms) und der Dokumentarfilm 20 GEIGEN AUF ST. PAULI von Alexandra Gramatke und Barbara Metzlaff (Die Thede e.V./Doris Bandhold Filmpromotion) unterstützt.

Kinoförderung erhalten das 3001-Kino (5.000 Euro) für Sonderprogramme und Marketingmaßnahmen für das Open Air Kino FILMNÄCHTE AM MILLERNTOR vom 23. Juni bis 19. Juli im St. Pauli Stadion sowie 2.000 Euro für die Reihe CINE CUBANO, das Lichtmeß Kino (4.000 Euro) für die POSTKARTENAKTION 2011/2012 und das B-Movie (3000 Euro) für die Filmreihe JOSEPH LOSEY RETRO.

Die Förderentscheidung haben getroffen: Ulrike Dotzer, Stephan Holl, Maike Mia Höhne, Eva Hubert, Bernd-Günther Nahm und Hansjürgen Rosenbauer.

(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)
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