Kinopreis wirklich für cineastisch herausragende Kinos?

Kinopreis wirklich für cineastisch herausragende Kinos?

Auf der offiziellen Webseite des Kinopreises Schleswig-Holstein 2011 heißt es: „Der Kinopreis Schleswig-Holstein wird für ein anspruchsvolles Kinoprogramm und kulturelle vielfältige Angebote mit einem hohen Anteil deutschsprachiger und europäischer Produktionen vergeben. Er würdigt die qualitätive Programmarbeit eines Filmtheaters über die Dauer eines Programmjahres.“

Die Capitol Lichtspiele in Kappeln erhalten den Spitzenpreis. Einen Eindruck vom aktuellen Programm 2011 kann man sich online leider nicht machen. Dieses Kino scheint auf eine Webseite zu verzichten, Programmangaben werden auch nicht an Service-Webseiten (Google, Kino-Zeit, Cinema u.ä.) übermittelt. Das zeugt nicht gerade von Engagement – eine Einschätzung des aktuellen Programms kann so nicht erfolgen.

Kinos in kleinen Städten zu betreiben ist schwer, dort künstlerische Akzente zu setzen erst recht. In den ersten Jahren des Kinopreises gab es eine Unterscheidung nach Ortsgrößen, die diesen unterschiedlichen Umfeldsituationen gerecht zu werden versuchte. Die aktuell ausgezeichneten Kinos Beluga Kino in Quickborn, Burg-Kino in Uetersen und Saturn-Kino in Barmstedt bedienen in minimalstem Rahmen anspruchsvollere Angebote. Weht hier ein „cineastischer Geist“? In dieser Form gibt es das durchaus auch in einigen anderen kleinen Städten. Das ist in der Tat anerkennenswert – aber ist es wirklich herausragend?

Dagegen hat die Jury zwei schleswig-holsteinische Kinos übergangen, die für ein engagiertes, profiliertes Programm bekannt sind: das Traum-Kino in Kiel und das 51 Stufen-Kino in Flensburg.

Der Kinopreis Schleswig-Holstein ist von seinem Anspruch und von seiner Geschichte her ein Kunst- und Kulturpreis. Diesen beiden Kinos Anerkennung und wichtige finanzielle Unterstützung zu versagen, ist ein unglaublicher Vorgang. (Andreas Steffens, Leiter des Traum-Kinos in Kiel)

(Anmerkung der Redaktion: Kommentare geben nicht die Meinung der Redaktion von infomedia-sh.de wieder, sondern die des Autors. Sie sind gleichwohl stets als Diskussionsbeitrag willkommen.)