Kinopreis Schleswig-Holstein 2011 – Eindrücke von der Preisverleihung am 28. Juni im Flensburger Kino “51 Stufen”
Die Kamera schwebt über das weite Blau einer virtuellen Landkarte. Sinfonische Orchesterklänge begleiten den kurvenreichen Flug, während aus dem Boden im Takt der Musik stilisierte Fahnenmasten sprießen. “Großes Kino!” möchte man denken, wenn man den stimmungsvollen Trailer des Mediengestalters Stephan Lübke sieht. Doch beim Kinopreis Schleswig-Holstein geht es nicht um die großen Popcorn-Paläste mit ihren millionenschweren Blockbustern, sondern um Programmkinos, die sich die Liebe zum Film auf ihre Fahne geschrieben haben und mit viel Engagement Flagge zeigen gegen die kulturelle Monotonie im Land.
Dass diese kleinen Kinos ein wichtiges Element in der Nahrungskette der Filmkultur sind, hat nun auch die Landesregierung Schleswig-Holstein reuevoll eingesehen und den Preis nach seiner Wiederbelebung 2009 und seiner überraschenden Aussetzung 2010 erneut ins Leben gerufen. Insgesamt 27.500 Euro Preisgelder wurden an 14 Gewinner-Kinos verteilt. Ausschreibung und Abwicklung der Preisvergabe erfolgten in Zusammenarbeit mit der Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein.
Eckhard Zirkmann, Staatssekretär des preisstiftenden Kultusministeriums, war nach Flensburg ins Kino “51 Stufen” gereist, um persönlich Urkunden, Blumen, Glückwünsche und natürlich Schecks zu verteilen.
Verteilte das Preisgeld mit vollen Händen und großer Geste: Kulturstaatsminister Eckhard Zirkmann. (Fotos: Lorenz Müller)
Preiswürdige Auswahlkriterien waren die Gesamtqualität eines Jahresprogramms, besondere Angebote für Kinder und Jugendliche, Engagement für den Dokumentarfilm aber auch Ideen zum innovativen Marketing sowie besondere Serviceleistungen und Ausstattung der Spielstätten.
Die dreiköpfige Auswahljury bestand aus der Kulturredakteurin Ruth Bender von den “Kieler Nachrichten”, dem Drehbuch- und Hörspielautor Arne Sommer aus Neumünster, der auch Vorsitzender der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein e.V. ist , sowie Ruth Rogée vom Scala-Kino in Lüneburg als Vertreterin der Kinopreisgewinner 2009.
v.l. : Moderator Udo Biss mit der Jury: Ruth Bender (“Kieler Nachrichten”) und Arne Sommer (Vorsitzender Kulturelle Filmförderung SH e.V.). Nicht im Bild: Ruth Rogée vom Scala Kino Lüneburg.
Die drei hatten harte Nüsse zu knacken und mussten sich durch dicke Stapel umfangreich dokumentierter Bewerbungen arbeiten. Das weitgefasste Profil des Preises machte es nicht einfacher, denn die Grenzen zwischen Kultur-Event und Event-Kultur sind oftmals unscharf, und nicht jedes Dorfkino, das eine “Sex-and-the-City”-Premiere mit Gratis-Prosecco und Men-Strippern bereichert, durfte auf eine Ehrung hoffen. So konnte sich Juror Arne Sommer trotz allgemeiner Feststimmung auch den mahnenden Fingerzeig nicht verkneifen, den kulturellen Qualitätsanspruch doch bitte nicht aus den Augen zu verlieren.
Moderiert wurde die feierliche Veranstaltung von NDR-Redakteur Udo Biss, der seinem Namen alle Ehre machte, und mit eloquentem Charme und schelmischem Blick über die Halbbrille Publikum und Gäste souverän durch den Abend begleitete. Nachdem er sich eigenfüßig von der namengebenden Stufenzahl des Flensburger Kinos überzeugt hatte (“51! Stimmt!”) dirigierte er in flüssiger Choreographie die Preisträger über die Bühne, entlockte dem Staatssekretär ein paar Kinoanekdoten und streute wohldosiert Hitchcock-Zitate ein: “Die Länge eines Films sollte im gesunden Verhältnis zum Fassungsvermögen der menschlichen Blase stehen.”
Moderation mit Charme und Biss: NDR Redakteur Udo Biss führte durch den Abend.
Unterstützt von einem punktgenau abgestimmten Media-Design, das die Zuschauer stets über Namen und Preise auf dem Laufenden hielt und abgerundet durch ein üppiges Buffet wurde die Veranstaltung, die leicht ein trockenes Geldverteilungsritual hätte werden können, zu einem stimmungsvollen und kurzweiligen Festakt, der dem Kino als Stätte von Kultur und Unterhaltung gerecht wurde. (Lorenz Müller)
Die Preise und ihre Gewinner:
- Sonderpreis des Ministers für Bildung und Kultur in Höhe von 5.000 Euro: Capitol Lichtspiele Kappeln
- Hauptpreise in Höhe von 3.500 Euro: Beluga Kino, Quickborn in Verbindung mit dem Burg Kino, Uetersen; Kommunales Kino in der Pumpe, Kiel
- Jeweils 2.500 Euro: Saturn-Kino, Barmstedt; Savoy-Kino, Bordesholm; Kino-Center Husum; Kino “Deutsches Haus”, Meldorf; Schauburg-Filmtheater, Rendsburg in Verbindung mit dem Kommunalen Kino der Stadt Rendsburg im Schauburg-Filmtheater;
- Jeweils 1.000 Euro: Studio Filmtheater am Dreiecksplatz, Kiel; Cinema Paradiso im Kleinen Theater Bargteheide in Verbindung mit dem Astra Filmtheater, Plön; Lichtblick Filmtheater, Oldenburg