Grönland-Filmfest: Elf Stunden Welt aus Eis
Zwar ist der Frühling kräftig auf dem Vormarsch, doch wird es vom 8. bis 10. April 2011 in Kiel einen drastischen Rückfall in die frostklirrende Kälte geben. Denn dann wird sich die größte Tiefkühltruhe der nördlichen Halbkugel, die Eisinsel Grönland, für elf Stunden präsentieren. Und zwar auf der Kinoleinwand – beim Grönland-Filmfest, das die Deutsch-Dänische Gesellschaft schon zum sechsten Mal in jährlicher Folge veranstaltet. Diese Präsentation, die sich mittlerweile zu einer international beachteten Einrichtung entwickelt hat, kann für sich das Prädikat in Anspruch nehmen, die weltweit einzige Filmschau zu sein, die ausschließlich die arktische Insel und deren polare Nachbarschaft zum Thema hat.
Gezeigt wird ein Dutzend Spielfilme und Dokumentationen aus fünf Ländern. Vier der Beiträge erleben an der Förde ihre Deutschland-Premiere. Eine Schweizer Produktion ist sogar zuvor noch nirgendwo anders gezeigt worden. Aus Grönland, Frankreich und der Schweiz werden Mitglieder der Produktionsteams nach Kiel kommen, um ihre Beiträge persönlich zu präsentieren. Schon zum zweiten Mal dabei der Regisseur Otto Rosing. Er bringt seinen 2009 gedrehten „Nuummioq“ mit, den bisher einzigen ausschließlich grönländisch inszenierten und produzierten Spielfilm. Dieses bitter-süße Erstlingswerk von der Eisinsel, das im modernen Alltag der Hauptstadt Nuuk spielt, fand bereits auf mehreren internationalen Festivals große Beachtung. Den Kritiker der dänischen Zeitung „Politiken“ erinnerte die ruhige, unprätentiöse Machart an die großen nordischen Meister wie Ingmar Bergmann oder Aki Kaurismäki.
Die französisch-grönländische Produktion „Inuk“ holte sich auf dem Internationalen Woodstock Festival den „Preis des Publikums“ und den für die beste Kamera. Der Film hat ein ungewöhnliches, reales Sozialprojekt für Problem-Jugendliche aus zerrütteten Familien zum Thema. Dieses Projekt zur Findung und Stärkung des Selbstwertes setzt erfolgreich auf die uralte Inuit-Kultur des gemeinschaftlichen Jagens mit Hundeschlitten und erfahrenen Robbenjägern – unter den extremen Bedingungen des nordgrönländischen Winters.
Auch in „Der weiße Horizont – Robert Peronis letzte Reise ins Eis“ geht es um die große Herausforderung durch das ewige Eis. Der Schweizer Humbi Entress begleitete mit einfühlsamer Kamera den heute 69-jährigen Südtiroler Peroni bei der Erfüllung seines ultimativen Lebenswunsches – trotz seiner lebensbedrohenden Erkrankung noch einmal hinauf auf Grönlands unendliche Eiskappe zu steigen, die er 1983 in seiner hochdramatischen Expedition „Der weiße Horizont“ an ihrer breitesten Stelle überquert hatte.
Spielort des GFF: metrokino im Schloßhof, Kiel, Holtenauer Str. 160. Programm: www.ddg-kiel.de, www.metrokino-kiel.de.
(nach einer Pressemitteilung des Veranstalters)