61. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2011

Blick zurück nach vorn – 10. Jubiläumsjahr der Perspektive Deutsches Kino

Neue Wege zu gehen und sich trotzdem auf das zu berufen, was die Vergangenheit geprägt und die eigene Sozialisation ausgemacht hat, ist programmatisch für die FilmemacherInnen und ProtagonistInnen der diesjährigen Perspektive-Beiträge. Die Perspektive Deutsches Kino feiert 2011 ihr 10-jähriges Jubiläum und zeigt ein Programm aus insgesamt elf Filmen, darunter fünf Dokumentarfilme (siehe auch Pressemitteilung vom 20.12.2010).
In ihrem zweiten Spielfilm Der Preis (Produktion: Schiwago Film) blickt die in Riesa aufgewachsene Regisseurin Elke Hauck zurück auf eine Jugend in der DDR. Alex (Florian Panzner), Mitte 30, Architekt in Frankfurt am Main, hat den Preis einer Ausschreibung für den Umbau einer Plattenbau-Siedlung in Thüringen gewonnen. Was niemand weiß: diese Stadt ist seine Heimatstadt. Alex will Neues bauen und zieht dafür mit seinen Erinnerungen in die Vergangenheit des DDR-Regimes.
Eröffnet wird die Perspektive Deutsches Kino in ihrem 10. Jahr zum zweiten Mal mit einem Dokumentarfilm. Die bisher vor allem als Cutterin arbeitende Sandra Trostel begleitet in ihrer ersten Regiearbeit Utopia Ltd. die junge Hamburger Punkband „1000 Robota“ (Anton Spielmann, Basti Muxfeldt und Jonas Hinnerkort) auf ihrem Weg zur Selbstdefinition in einer stark kommerzialisierten Musikwelt. Welch Kraft kann davon ausgehen, gemeinsam „Nein“ zu sagen! Sandra Trostel setzt ein Zeichen für die künstlerische Unabhängigkeit und findet für ihren Film adäquate filmästhetische Mittel.
Ein weiterer langer und zwei mittellange Dokumentarfilme (60 min und 37 min) vervollständigen das Perspektive-Programm. Angelehnt an die Tradition des „Direct Cinema“ dokumentiert Nicolas Steiner in seinem Schwarz-Weiß-Film Kampf der Königinnen die Touristenattraktion von Kuhkämpfen in einer Arena in Aproz, in den Schweizer Alpen. Er bricht die „reine Beobachtung“ in einem ästhetisch überhöhten Ringkampf-Finale, das durch das von John Gürtler und Jan Miserre arrangierte Perkussion-Bataillon von Pauken und Kuhglocken und diversen Alp- und Kuhhörnern noch unterstrichen wird. Junge Besucher auf ihren Mopeds und alteingesessene Viehzüchter spiegeln den Spagat zwischen Tradition und Moderne.
Den Abschluss des Programms der um den Preis „Dialogue en perspective“ antretenden Filme bilden die beiden KHM-Arbeiten (Kunsthochschule für Medien, Köln) Rotkohl und Blaukraut (R: Anna Hepp) und Kamakia – Die Helden der Insel (R: Jasin Challah).
Wo sagt man Rotkohl und wo sagt man Blaukraut? Meint es eigentlich das gleiche? Der erste lange Film von Anna Hepp porträtiert einen Monat lang zwei junge Familien aus dem Ruhrgebiet: die eine deutsch-türkisch, und die andere türkisch-deutsch – oder umgekehrt? Mit handfestem Ruhrgebietshumor erzählen die Protagonisten von der Brücke zwischen zwei verschiedenen Kulturen, Traditionen und Religionen.
In Kamakia – Die Helden der Insel begibt sich der Showmaster und ungewöhnliche Dokumentarist Kosta Rapadopoulos auf die Suche nach den in die Jahre gekommenen griechischen Liebhabern, die ihre Glanzzeit in den 70er Jahren mit deutschen und schwedischen und anderen nordeuropäischen „blonden“ Frauen gehabt haben. Sind sie und ihre Geschichten noch am Leben? Und wer sind die Kamakia heute?
Alle elf Filme der Perspektive Deutsches Kino sind Weltpremieren, zwei Spielfilme (Die Ausbildung und Lollipop Monster) nehmen auch am Wettbewerb um den „Besten Erstlingsfilm“ teil.
Die Filme der Perspektive Deutsches Kino im Überblick:
  • Der Preis von Elke Hauck
  • Dígame – Sag mir von Josephine Frydetzki
  • Die Ausbildung von Dirk Lütter
  • Eisblumen vonSusan Gordanshekan
  • Kamakia – Die Helden der Insel von Jasin Challah (Dokumentarfilm)
  • Kampf der Königinnen von Nicolas Steiner (Dokumentarfilm)
  • Lollipop Monster von Ziska Riemann
  • Rotkohl und Blaukraut von Anna Hepp (Dokumentarfilm)
  • Utopia Ltd. von Sandra Trostel (Dokumentarfilm)
  • Vaterlandsverräter von Annekatrin Hendel (Dokumentarfilm)
  • weisst du eigentlich dass ganz viele blumen blühen im park von Lothar Herzog

(nach einer Pressemitteilung der Berlinale)

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