Eckernförder Schüler gewinnt Jugend-Film-Preis S.-H.

Der 19-jährige Schüler Friedrich Tiedtke gewann am 20.11.2010 den Jugend-Film-Preis Schleswig-Holstein. Sein Kurzfilm „Es war einmal im Winter“ setzte sich auf dem Scheersberg bei Flensburg gegen 51 andere Werk von jungen Nachwuchsfilmern durch.
Ein Haus im winterlichen Schwansen, endlich ist der ersehnte Schnee da. Ein Junge will zum Schlittenfahren und seine erwachsene Schwester Linea verspricht, mit ihm raus zu gehen. Doch als der Junge mit seinem Schlitten hinter einem Hügel verschwindet und nicht zurück kehrt, muss Linea das Schlimmste befürchten.
Juror und Tatort-Regisseur Miko Zeuschner lobte den Film: „’Es war einmal im Winter’ erzählt eine einfache und klare Geschichte sensibel, stilistisch sicher und mit viel dramaturgischem Gespür für den richtigen Rhythmus. Friedrich Tiedtke findet wunderschöne Bilder, mit der er die Atmosphäre seiner Geschichte gekonnt unterstützt, und serviert dem Zuschauer Wendepunkte, die ihn den Atem anhalten lassen.“
Der junge Regisseur Tiedtke hat nicht nur ausgebildete Schauspieler für sein Projekt gewinnen können, er hat auch das Drehbuch und die Filmmusik geschrieben, Regie und die Kamera geführt und den Film selbst geschnitten. Friedrich Tiedtke erhielt für den ersten Platz eine Trophäe und Preisgeld über 750 €.
Der zweite Preis ging an den komödiantischsten Film des Abends, „Vom Treffen zweier Igel“. Darin nimmt ein Senior seinen Zivildienstleistenden gegen dessen Willen unter die Fittiche und versucht, ihn zu einem selbstsichereren Mann zu erziehen. Außerdem hat der auf den Rollstuhl angewiesene alte Herr noch ein weiteres Ziel im Sinn, eine besondere, ihn regenerierende Maßnahme, für die er die Hilfe des jungen Mannes braucht.
Gleich nach seinem Abitur im Sommer 2010 drehte Jasper Stratil aus St. Peter-Ording den Film, für den er zuvor in Hamburg dutzende Seniorenwohnheime besichtigte. Dabei wurde er vom jeweiligen Personal und der Verwaltung zumeist misstrauisch beäugt, schon das Fotografieren von Gebäuden wurde ihm häufig untersagt. „Nur ein Seniorenwohnheim stach mit seiner Offenheit hervor, und ich bemerkte auch, wieviel aktiver und freundlicher der Umgang mit den Senioren dort war“, erzählte Jasper Stratil, und dieses Haus im Stadtteil St. Georg wurde dann sein Drehort.
„Jasper Stratil setzt sich mit seinem Film liebevoll wie engagiert für die Regenerationsbedürftigkeit und die Rechte alternder Menschen ein“, sagte Dr. Hauke Lange-Fuchs von der Jury. „Es gelingt ihm, dieses anspruchsvolle Thema mit komödiantischer Leichtigkeit zu erzählen.“ Der zweite Platz ist mit 500 € dotiert.
Der dritte Preis über 250 € ging an den Itzehoer Nils Strüven. In seinem Musik-Kurzfilm „Heartwork“ beschreibt er das Lebensgefühl, das ihn überkam, als er für den Zivildienst nach Berlin zog: Die bunte, laute, rhythmische Stadt riss ihn zuerst mit, aber etwas wichtiges fehlte. Der weiblichen Hauptfigur in seinem Film begegnen viele Menschen, bevor sie versteht, was ihr fehlt. „Heartwork“ überzeugte die Jury nicht nur durch seine Ästhetik, sondern auch durch die gelungene Umsetzung seiner Story: Zwei Herzen finden schließlich im Großstadtdschungel zueinander. Jurorin Sonja Krajewski betont: „Die plastische Erzählung wirkt dabei nie kitschig.“
Sonja Krajewski, die selbst schon Preise mit ihrem Erstlingsfilm gewonnen hat, war erfreut, dass die jungen Filmemacher überwiegend Geschichten über echte Menschen erzählten, wenn auch die Filme dieses Jahr zumeist düster waren.
Miko Zeuschner war zum ersten Mal in der Bildungsstätte Scheersberg, und ihm fielen große Unterschiede zu anderen Wettbewerben im Bundesgebiet auf. „Die besondere Atmosphäre dieses Festivalortes hat mich überrascht, aber wer sie erlebt hat, versteht, warum vier der fünf Finalfilmteams sich in den Jahren zuvor auf dem Scheersberg kennen gelernt und sich zusammen getan haben.“ „Die Kommunikation der jungen Filmemacher untereinander ist uns ebenso wichtig wie der eigentliche Wettbewerb“, unterstreicht Thomas Plöger vom Landesverband Jugend & Film, der den Jugend-Film-Preis seit über 30 Jahren gemeinsam mit dem Scheersberg ausrichtet. „Noch ist offen, inwieweit die Kürzungen der Landeszuschüsse den Scheersberg und den Landesverband in ihrer Arbeit bedrohen.“
Schon mancher frühere Finalist dieses über 30 Jahre alten Wettbewerbes hat später einen Oscar gewonnen und ist heute als Kino- und Fernsehregisseur tätig – wie Toke Hebbeln und Lars Büchel. (Ingo Mertins)
Weitere Infos unter www.Jugend-Film-Preis.de.
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